Politik

Gegen den Westen: Mehr als 40 Staaten wollen BRICS beitreten

Lesezeit: 2 min
02.08.2023 13:04  Aktualisiert: 02.08.2023 13:04
Beim BRICS-Gipfel wird es vor allem um die Erweiterung des Staatenbündnisses gehen. Mehr als 40 Länder wollen der Gruppe beitreten. Die jetzigen Mitglieder zeigen sich offen, nur ein Land bremst. Es fürchtet einen Machtverlust.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Angesichts zahlreicher Bewerber bremst Brasilien Regierungskreisen zufolge bei der Aufnahme neuer Mitglieder in die Schwellenländer-Gruppe BRICS. Das südamerikanische Land sei derzeit mehr darauf konzentriert, seine einflussreiche Position in dieser Gruppe wichtiger Staaten zu festigen, sagten drei brasilianische Regierungsmitarbeiter. „Eine Erweiterung könnte den Block in etwas anderes verwandeln“, erläuterte ein Diplomat. Eine Debatte über die Aufnahmekriterien sei auf dem BRICS-Gipfel in drei Wochen in Südafrika aber wohl unvermeidlich. Zuletzt haben zahlreiche Länder Interesse an einem Beitritt zu der Staatengruppe bekundet, zu der neben Brasilien und dem diesjährigen Vorsitzenden Südafrika noch China, Russland und Indien gehören.

Die BRICS-Staaten stehen für mehr als 40 Prozent der weltweiten Bevölkerung und 26 Prozent der Wirtschaftsleistung. Die Gruppe sieht sich auch als Gegengewicht zu traditionellen diplomatischen Foren wie der Gruppe der sieben führenden westlichen Industriestaaten (G7). Nach südafrikanischen Angaben haben inzwischen mehr als 40 Länder Interesse an einer Aufnahme signalisiert. Darunter sind etwa Argentinien, der Iran, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kasachstan, kürzlich bat auch Algerien darum.

China, das in Zeiten erhöhter Spannungen mit den USA seinen weltpolitischen Einfluss stärken will, dringt seit längerem auf eine Erweiterung. Man würde es begrüßen, wenn bald „weitere gleichgesinnte Partner zu der BRICS-Familie“ stießen, erklärte das Außenministerium in Peking. Russland, das vom Westen sanktioniert und diplomatisch beschnitten ist, will ebenfalls über die BRICS-Gruppe die Chance nutzen, um Verbündete zu werben. Das Thema einer Erweiterung werde ganz oben auf der Tagesordnung des Gipfels vom 22. bis 24. August stehen, sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow erst am Dienstag.

Brasilien fürchtet Machtverlust

Auch Südafrika, der erste Nutznießer einer Erweiterung im Jahr 2010, unterstützt die Aufnahme neuer Mitglieder. Allerdings mahnt Präsident Cyril Ramaphosa eine genauere Prüfung einer Erweiterungsregel an. Selbst Indien, das einer raschen Erweiterung lange skeptisch gegenüberstand, könnte sich Insidern zufolge grundsätzlich mit der Idee einer Aufnahme weiterer Länder anfreunden. Allerdings ist für Entscheidungen in der BRICS-Gruppe Einstimmigkeit nötig. Russlands Präsident Wladimir Putin verzichtet wegen des Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshof (ICC) wegen des Vorwurfs der Deportation ukrainischer Kinder auf eine Reise nach Südafrika und will per Videozuschaltung an den Beratungen teilnehmen. Auch der indische Ministerpräsident Narendra Modi wird Regierungskreisen zufolge wohl eher virtuell dabei sein.

Brasilien befürchtet, dass die Gruppe bei einer Erweiterung an Einfluss und Macht verliert. Es werde sich dafür einsetzen, dass jede Erweiterung schrittweise geschehe, das regionale Gleichgewicht gewahrt bleibe und die fünf bisherigen Mitglieder weiterhin eine herausragende Rolle spielen, hieß es in den Regierungskreisen. So könnten etwa neue Mitglieder als Partnerländer aufgenommen werden, die an Gipfeltreffen teilnehmen, ohne Vollmitglieder zu werden, wie in anderen internationalen Organisationen auch.

BRICS-Experte Oliver Stuenkel von der Getulio-Vargas-Stiftung in São Paulo sieht in Indonesien einen starken Kandidaten für eine Aufnahme. Der südostasiatische Inselstaat habe regional großen Einfluss und spiele eine immer größere Rolle in der Weltwirtschaft. Zudem sei er kaum in globale Kontroversen verwickelt. Im Gegensatz dazu würde die Aufnahme des Iran, Venezuelas oder Saudi-Arabiens die Dynamik der Gruppe verändern und es Ländern wie Brasilien erschweren, ihren Einfluss zu behalten, so Stuenkel.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit neuem Rekordhoch - geht es jetzt Richtung 100.000 US-Dollar?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag legt die wichtigste Kryptowährung direkt nach. Seit dem Sieg von Donald Trump bei...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...

DWN
Politik
Politik Droht Deutschland der Bankrott? Bundestag setzt Haushaltswoche aus - trotz nahender Haushaltssperre!
21.11.2024

Die Haushaltskrise eskaliert nach dem Ampel-Aus: Nach der abgesagten Sitzungswoche zur Finanzierung der Haushalte, liegen die Etats für...