Finanzen

Inflation in der Türkei erlebt Comeback

Die Geldentwertung in der Türkei verstärkt sich wieder. Damit kommt es nach mehreren Monaten sinkender Inflationszahlen zu einer Kehrtwende.
04.08.2023 14:33
Aktualisiert: 04.08.2023 14:33
Lesezeit: 2 min
Inflation in der Türkei erlebt Comeback
Der schwache Wechselkurs der Lira führt zum Import von Inflation in die Türkei. (Bild: istockphoto.com/yilmazsavaskandag) Foto: yilmazsavaskandag

In der Türkei hat sich die Inflation im Juli kräftig verstärkt. Im Jahresvergleich legten die Verbraucherpreise um 47,8 Prozent zu, wie das Statistikamt am Donnerstag in Ankara mitteilte. Im Juni hatte die Inflationsrate 38,2 Prozent betragen. Mit dem Anstieg der Inflationsrate ist die Teuerung in der Türkei wieder so stark wie seit März nicht mehr.

Analysten hatten einen sprunghaften Anstieg der Teuerung erwartet, waren aber im Schnitt nur von einer Inflationsrate von 46,8 Prozent ausgegangen. Im vergangenen Jahr war die Teuerung zeitweise bis auf rund 85 Prozent gestiegen. Seitdem hatte sie sich in den vergangenen acht Monaten bis Juni spürbar abgeschwächt.

Ein wesentlicher Grund für das Anziehen der Inflation ist die schwache Landeswährung Lira, die Einfuhren in die Türkei verteuert. Die türkische Landeswährung hat seit Juni stark an Wert verloren. Im Handel mit dem US-Dollar ist der Kurs in dieser Zeit um etwa 30 Prozent gefallen. Experten erklärten den Anstieg der Inflation im Juli zudem mit Steuererhöhungen auf zahlreiche Waren und auf Treibstoff.

Die jüngste Talfahrt der Lira hatte eingesetzt, nachdem Recep Tayyip Erdogan bei den Präsidentschaftswahlen im Mai als Sieger hervorgegangen war. Zwar hat die Notenbank des Landes den Leitzins im Juni und Juli jeweils angehoben, auf zuletzt 17,5 Prozent. Experten bewerten die Anhebung jedoch als zu schwach und nur als ersten Schritt hin zu einer nachhaltigeren Geldpolitik.

Zuvor war die Zentralbank als anders als viele andere Notenbanken vorgegangen: Auf die hohe Teuerung hatte sie nicht mit Zinsanhebungen reagiert, sondern ihre Leitzinsen sogar reduziert, weil die Regierung es so wollte. Erdogan gilt als Verfechter einer unorthodoxen Geldpolitik, derzufolge hohe Leitzinsen zu hohen Preisen führen. Mehrfach entließ er Notenbank-Gouverneure und Finanzminister.

Grundlegende Wende

Erdogan hatte nach der Wahl mehrere wichtige Wirtschaftsposten neu besetzt und in diesem Zuge einen grundlegenden Strategiewechsel vollzogen. Unter der Leitung des neuen Finanzministers Mehmet Şimşek hat die Türkei ihre kostspielige Verteidigung der Lira an den Devisenmärkten aufgegeben und seit Ende Mai einen Einbruch der Währung um ein Viertel gegenüber dem Euro zugelassen. Zudem begann die Zentralbank mit Leitzinsanhebungen.

Zudem hatte die Regierung im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen den Mindestlohn sowie die Einkommen von Beamten und Staatsbediensteten deutlich erhöht. Die massiven Mehrausgaben werden sich der Zentralbank zufolge noch das ganze Jahr in höheren Inflationswerten niederschlagen.

Cafés, Restaurants und Hotels verzeichneten im Juli, dem Höhepunkt der Sommertourismussaison, mit einem Anstieg von 82,6 Prozent die größten jährlichen Preissteigerungen, berichtet die Financial Times. Auch die Kosten für Grundbedürfnisse sind weiter rasant gestiegen: Die Lebensmittelkosten stiegen um 60,7 Prozent, während die Kosten für Kleidung und Unterkunft um etwa 20 Prozent stiegen.

Die Preissteigerungen bei Lebensmitteln stellen ein politisches Risiko für die Regierung dar, weil sie den Unmut in der Bevölkerung verstärkt, welche seit mehreren Jahren unter einer signifikanten Inflation leidet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Positive Nachrichten für den XRP ETF: Moon Hash Automatic Income Plan

Analysten prognostizieren einen potenziellen Kurssprung bei XRP, der einen raschen Marktwechsel hin zur intelligenten...

DWN
Politik
Politik Rentenpaket 2025 beschlossen: Wirtschaft hält es für „unfinanzierbar“ – die zentralen Bausteine
14.12.2025

Das von der Bundesregierung beschlossene Rentenpaket soll am 19. Dezember vom Bundesrat bestätigt werden. Was es genau beinhaltet und...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Warum der Chipriese plötzlich um seinen Ruf kämpfen muss
14.12.2025

Die enormen Kursgewinne von Nvidia haben den Chipkonzern zum Symbol eines Marktes gemacht, der zwischen technologischem Fortschritt und...

DWN
Finanzen
Finanzen Averaging down: Billig, billiger, "verbilligen" – Chance oder Anlegerfalle?
14.12.2025

"Verbilligen" klingt nach Schnäppchen – doch an der Börse ist billig nicht automatisch gut. Viele Vermögensverwalter empfehlen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trennungsunterhalt: Wann es einen Unterhaltsanspruch zwischen Ehepartnern gibt
14.12.2025

Kommt es zu einer Trennung in der Ehe, kann unter bestimmten Bedingungen der finanziell schwächer gestellte Ehepartner vom anderen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gasversorgung in Deutschland: Das Für und Wider der Gasspeicherung
14.12.2025

Vor ein paar Jahren liefen wir Gefahr, im Winter zu frieren, denn bei schlechten Witterungsbedingungen einem und hohem Verbrauch bestand...

DWN
Politik
Politik Die entstellte Seele Europas. Wie ein ganzer Kontinent seine Richtung verliert
14.12.2025

Ganze 210 Milliarden Euro stehen auf dem Spiel. Die EU sucht einen Weg, russische Vermögenswerte zu nutzen, Belgien fürchtet Vergeltung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eurowind-Rückzug erschüttert US-Markt: Warum Europa nun wichtiger ist
14.12.2025

Der überraschende Rückzug des dänischen Energieparkentwicklers Eurowind aus den Vereinigten Staaten trifft eine Energiebranche, die...

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....