Politik

US-Armee baut Grafenwöhr zum NATO-Trainingszentrum aus

Deutschland wird verstärkt zur logistischen Drehscheibe für NATO-Übungen und Versorgungsstrukturen.
04.08.2023 16:30
Aktualisiert: 04.08.2023 16:30
Lesezeit: 2 min
US-Armee baut Grafenwöhr zum NATO-Trainingszentrum aus
Musikanten in bayerischer Tracht und Soldaten der US-Armee gehen auf dem amerikanisch-deutschen Volksfest auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr. (Foto: dpa) Foto: Armin Weigel

Die US-Armee plant, ihren Standort in der Oberpfalz für 900 Millionen Dollar (etwa 822 Millionen Euro) auszubauen. Oberst Dan Kent und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) werteten das Großbauprojekt beim Spatenstich am Freitag als starkes Signal für die Zukunft des Standortes, berichtet die dpa. Im Anschluss startete das dreitägige amerikanisch-deutsche Volksfest, zu dem mehr als 100.000 Besucher erwartet werden.

2020 hatte der frühere US-Präsident noch Donald Trump angekündigt, rund 4.500 in der Gemeinde Vilseck am Truppenübungsplatz Grafenwöhr stationierte amerikanische Soldaten abziehen zu wollen.

Zur Bausumme von 900 Millionen Dollar kommen laut einem Sprecher unter anderem Planungs- und Verwaltungskosten hinzu, so dass sich die Gesamtinvestition auf rund 1,3 Milliarden Dollar (etwa 1,1 Milliarden Euro) belaufen soll. Der Ausbau zeige die Bereitschaft der US-amerikanischen und alliierten Streitkräfte und ihrer Partner, sich für „internationale Ordnung und regionale Sicherheit“ einzusetzen, so Kent. Auch Brigadegeneral Steven Carpenter, der die Gäste mit einem bayerisch-zünftigen „Servus“ begrüßte, betonte die enge Zusammenarbeit und Partnerschaft der US-Armee mit Deutschland.

Minister Herrmann sprach von einem wichtigen Schritt „für unser aller Sicherheit.“ Angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sei die Präsenz der US-Armee in Europa, Deutschland und Bayern wichtiger denn je. Die Nato sei Garant für Frieden und Freiheit, so Herrmann.

Zudem sei die Investition für die regionale Bauwirtschaft von großer Bedeutung, sagte der Minister. Der Truppenübungsplatz biete auch zahlreiche feste Arbeitsplätze in der Region. Zwar seien die Menschen in der Region an wiederkehrende Gerüchte um eine Schließung des Standortes gewöhnt, aber dennoch sorgten sie immer wieder für Aufregung, sagte Grafenwöhrs Bürgermeister Edgar Knobloch (CSU). Die nun angekündigte Investition sei ein „ganz klares Bekenntnis der Amerikaner zu unserem Standort.“

Grafenwöhr wird NATO-Trainingshub

Für den Operational Readiness Training Complex (ORTC) sollen Unterkünfte für wechselnde Truppen der US-Armee und der Nato-Partner geschaffen werden. Diese sind nicht fest in Grafenwöhr stationiert, sondern reisen dann wochenweise für Übungen an. Im ersten Schritt seien 5.000 Plätze vorgesehen, Ziel seien 15.000 Plätze. Hinzu kommen unter anderem Verwaltungs- und Sanitätsgebäude, Werkstätten, ein Fitnesscenter und eine Kantine. Der Trainingscampus soll innerhalb der nächsten zehn Jahre fertiggestellt werden.

Nach dem Spatenstich wurde nach dreijähriger Corona-Pause das amerikanisch-deutsche Volksfest in Grafenwöhr eröffnet. Es gibt Bierzelte und einen Vergnügungspark mit Fahrgeschäften. Vor der Pandemie besuchten einem Sprecher zufolge mehr als 100.000 Menschen aus ganz Deutschland das dreitägige Fest - auch weil es eine der wenigen Gelegenheiten für Zivilisten ist, den Truppenübungsplatz betreten zu dürfen.

Am Standort Grafenwöhr/Vilseck befindet sich den Angaben nach der größte Truppenübungsplatz der US-Armee außerhalb der USA. Insgesamt sind in den Gemeinden Grafenwöhr (Landkreis Neustadt an der Waldnaab) und Vilseck (Landkreis Amberg-Sulzbach) rund 12.000 Soldaten stationiert. Hinzu kommen rund 18.000 amerikanische Zivilisten und Angehörige der Soldaten.

Die US-Armee wollte unter Präsident Donald Trump mehrere ihrer Stützpunkte in Deutschland schließen und an die Bundeswehr zurückgeben. Im August 2021 -inmitten massiver Spannungen mit Russland und der weiteren Aufrüstung der Ukraine - wurde dann plötzlich eine Kehrtwende bekanntgegeben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Preisdruck lässt nach: Inflation schwächt sich im April auf 2,1 Prozent ab
14.05.2025

Die Inflation in Deutschland hat im zweiten Monat nacheinander an Dynamik verloren. Dahinter steckt vor allem ein Faktor. Im Alltag fällt...

DWN
Finanzen
Finanzen Schenkung statt Erbe: Steuern sparen durch die Nutzung der Freibeträge
14.05.2025

Nicht erst beim Erbe kann man Vermögen innerhalb der Familie übertragen. Oft ist es sinnvoll, bereits Vermögenswerte zu Lebzeiten an...

DWN
Finanzen
Finanzen Tui-Aktie verliert deutlich nach Quartalszahlen - wie geht's weiter beim Reisekonzern?
14.05.2025

Die Tui-Aktie ist nach Veröffentlichung der Zahlen für das zweite Geschäftsquartal deutlich unter Druck geraten. Am Mittwochmorgen...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Unklare Details vor Friedensgesprächen in Istanbul
14.05.2025

Kurz vor dem geplanten Dialog zur Lösung des Ukraine-Kriegs bleibt unklar, in welchem Rahmen die Friedensgespräche in Istanbul...

DWN
Politik
Politik Serbien zwischen Moskau und Brüssel: EU-Beitritt bleibt strategisches Ziel – trotz Putin-Besuch
14.05.2025

Serbien wirbt um die Gunst Brüssels – und hofiert zugleich den Kreml. Präsident Vučić reist nach Moskau, während die EU mit dem...

DWN
Politik
Politik EU-Staaten beschließen weiteres Paket mit Russland-Sanktionen
14.05.2025

​​​​​​​Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union haben sich angesichts des fortdauernden Krieges in der Ukraine auf ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lieferkettengesetz: Uneinigkeit bei Abschaffung – EU blockt, SPD und Merz widersprechen sich bereits
14.05.2025

Aus der Wirtschaft gibt es große Kritik an dem zum Bürokratiemonster aufgeblasenen Lieferkettengesetz. Bundeskanzler Merz will nun das...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-Kurs aktuell: Banken-Adoption, politische Unterstützung und bullische Aussichten - wie lauten die Ripple-Kursprognosen?
14.05.2025

​​​​​​​Der Ripple-Kurs erlebt derzeit eine bemerkenswerte Dynamik, die sowohl durch fundamentale als auch technische Faktoren...