Weltwirtschaft

Handel zwischen China und Russland steigt auf Rekordhöhe

Lesezeit: 2 min
09.08.2023 15:26  Aktualisiert: 09.08.2023 15:26
Der Handel zwischen China und Russland ist in den ersten sieben Monaten 2023 stark angestiegen und geht längst weit über den Rohstoffhandel hinaus. Zugleich sinkt Chinas Handel mit dem Westen.
Handel zwischen China und Russland steigt auf Rekordhöhe
Hafen von Tianjin. Der Handel zwischen China und Russland hat stark zugenommen. (Foto: dpa)
Foto: Zhao Zishuo

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Handel zwischen China und Russland ist von Januar bis Juli dieses Jahres um 36,5 Prozent gewachsen und erreichte ein Volumen von 134,1 Milliarden Dollar, wie chinesische Zolldaten vom Dienstag zeigen. Die Exporte von China nach Russland stiegen um 73,4 Prozent und erreichten ein Gesamtvolumen von rund 62,54 Milliarden Dollar. Gleichzeitig stiegen die Exporte von Waren und Dienstleistungen aus Russland nach China um 15,1 Prozent und erreichten ein Gesamtvolumen von 71,55 Milliarden Dollar.

Song Kui, Präsident des Contemporary China-Russia Regional Economy Research Institute, sagte am Dienstag gegenüber der chinesischen Staatszeitung Global Times im Hinblick auf die Handelsdaten, dass die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen China und Russland im Handel nicht mehr nur auf traditionelle Bereiche wie den Rohstoffhandel beschränkt ist, sondern sich darüber hinaus zu einer umfassenderen Kooperation in der Industriekette entwickelt habe, die auch Gegenwind standhalten könne.

Während der Handel zwischen China und Russland in den ersten sieben Monaten erheblich gewachsen ist, verzeichnete der chinesische Außenhandel insgesamt einen Rückgang. In Dollar ausgedrückt, erreichte Chinas Außenhandel in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres insgesamt 3,4 Billionen Dollar, was einem Rückgang um 6,1 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum entspricht. Auch der Handel Chinas mit wichtigen Partnern wie der EU, den USA und Japan ging zurück.

Zum Vergleich: Die deutschen Exporte nach China fielen in der ersten Jahreshälfte (also ohne Juli) auf 49,43 Milliarden Euro und die deutschen Importe aus China fielen auf 79,27 Milliarden Euro. Dies war ein Rückgang 8,4 Prozent beziehungsweise um 17,8 Prozent, meldete das Statistische Bundesamt. Der deutsch-chinesische Handel lag in den ersten sechs Monaten also insgesamt bei knapp 130 Milliarden Euro oder rund 140 Milliarden Dollar und war somit noch deutlich größer als der Handel zwischen China und Russland. Doch wenn die derzeitige Entwicklung anhält, wird sich dies schon bald ändern.

Auch politisch wachsen die beiden Staaten enger zusammen. Chinas Spitzendiplomat Wang Yi versicherte dem russischen Außenminister Sergej Lawrow in einem Telefongespräch am Montag, dass China eine faire Position zur Ukraine-Krise beibehalten werde und dass China und Russland "vertrauenswürdige und zuverlässige gute Freunde" seien. Im Gegenzug sagte Lawrow, Russland schätze und begrüße Chinas konstruktive Rolle bei der Lösung der Krise. Er widerlegte damit die Darstellung des Westens, es sei nach den jüngsten Ukraine-Gesprächen in Saudi-Arabien zu einem "Bruch" zwischen den beiden Seiten gekommen.

Wang Yi, Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas und Außenminister, sagte laut einem Bericht der Global Times, dass seit dem Besuch von Präsident Xi Jinping in Russland im März neue Fortschritte in der strategischen und pragmatischen Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern erzielt wurden. Er wies darauf hin, dass der bilaterale Handel einen neuen Höhepunkt erreicht habe, die Zusammenarbeit im Energiebereich stetig vorangetrieben worden sei und sich der Austausch zwischen den Menschen rasch erholt habe.

Schon 2022 hatte das chinesisch-russische Handelsvolumen ein noch nie dagewesenes Niveau von mehr als 190 Milliarden Dollar erreicht. Der bilaterale Handel zwischen China und Russland wird auch dadurch befördert, dass die Abrechnung inzwischen in den lokalen Währung vollzogen wird, weil die Unternehmen auf beiden Seiten eine Entkopplung vom Dollar anstreben, um ihre Kosten und Risiken zu reduzieren. Diese Entwicklung zieht sich durch den gesamten globalen Süden. Auch in Südamerika schreitet die Abkehr vom Dollar weiter voran.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Finanzen
Finanzen Genomsequenzierung: Investieren in die personalisierte Medizin der Zukunft
09.05.2024

Genomsequenzierung, Gentherapie, personalisierte Medizin: Die Medizin- und Pharma-Industrie steht vor einem Wendepunkt. Gleichzeitig sind...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview zur Mafia in Deutschland: „Hier gehe ich von Strafvereitelung im Amt aus“
09.05.2024

Italienische Mafia-Organisationen gewinnen in Deutschland zunehmend an Einfluss – und können dabei teilweise auf das stillschweigende...

DWN
Technologie
Technologie Luftfahrt: Klimaneutralität bis 2050 wohl unrealistisch
09.05.2024

Der Luftverkehr gilt als ein starker Treiber zur Klimakrise. Mit technischen Lösungen klimaschonendes- oder gar klimaneutrales Fliegen zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien: Warum die Kapitalrendite eines Unternehmens wichtiger als die Bewertung ist
09.05.2024

Was bestimmt eigentlich den Wert einer Aktie? In der Berichterstattung stehen häufig Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis im...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hybrides Arbeiten liegt im Trend - nicht nur aus Umwelterwägungen
09.05.2024

Die klassische Büroarbeit hat es spätestens seit Corona schwer, sich gegen das geschätzte Homeoffice zu behaupten. Immer mehr...

DWN
Technologie
Technologie Erneuerbare Energien knacken wichtige Marke
09.05.2024

Erneuerbare Energien wachsen vor allem dank Wind- und Solarenergie. Der Anteil an der globalen Stromproduktion beträgt mittlerweile 30...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Sicherheitsalarm: Wie sich Unternehmen gegen Spionage und Cyberbedrohungen schützen können
09.05.2024

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik warnt davor, dass die Bedrohungslage im Cyberraum ernst ist, insbesondere in Bezug...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die Ampel auf Rot: Warum die deutsche Wirtschaft abwandert
08.05.2024

Der Frust des deutschen Mittelstands ist gewaltig. Immer mehr Unternehmer denken über Verlagerung ihrer Produktionsbetriebe nach. Nach...