Wirtschaft

Russland profitiert von deutlich höheren Öl-Einnahmen

Die russischen Einnahmen aus dem Ölexport sind auf höchsten Stand seit acht Monaten angestiegen. Das Land verkauft sein Öl deutlich teurer als der vom Westen verhängte Preisdeckel.
Autor
12.08.2023 15:44
Aktualisiert: 12.08.2023 15:44
Lesezeit: 2 min

Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) ist der Preis für russisches Rohöl im vergangenen Monat im gewichteten Durchschnitt auf 64,41 Dollar pro Barrel gestiegen. Dies ist erstmals deutlich mehr als die Preisobergrenze von 60 Dollar pro Barrel russisches Rohöl, die von den G7-Staaten festgesetzt worden war, um Russlands Dollar-Einnahmen zu verringern und gleichzeitig die Versorgung der Weltmärkte mit russischem Öl aufrechtzuerhalten.

Im Bericht der IEA für den Monat August heißt es, dass die russischen Ölexporte im Juli stabil bei etwa 7,3 Millionen Barrel pro Tag blieben, da der leichte Rückgang der Rohölexporte um 200.000 Barrel pro Tag durch höhere Treibstoff-Exporte ausgeglichen wurde. Die Rohölexporte nach China und Indien gingen im Monatsvergleich zurück, machten aber dennoch massive 80 Prozent der russischen Lieferungen aus.

Höhere Ölpreise und geringere Preisnachlässe für russische Sorten ließen die geschätzten Exporteinnahmen im Vergleich zum Vormonat um 2,5 Milliarden Dollar auf 15,3 Milliarden Dollar ansteigen. Damit lagen die russischen Einnahmen aus dem Ölexport im Juli auf dem höchsten Stand seit November. Dies waren allerdings immer noch 4,1 Milliarden Dollar weniger als im Juli letzten Jahres.

Die Preisobergrenze sieht vor, dass Unternehmen russisches Öl nur dann transportieren dürfen, wenn es für weniger als 60 Dollar pro Barrel verkauft wird. Andernfalls verlieren sie den Zugang zu wichtigen Dienstleistungen wie Versicherungen. Dies hat zu einer grundlegenden Umstrukturierung des globalen Ölhandels geführt, wobei Russland vor allem in Indien und China Abnehmer gefunden hat, während Europa russisches Öl meidet.

Der jüngste Bericht der IEA zeigt, wie erfolgreich Russland und seine Verbündeten die Beschränkungen der Preisobergrenze umgehen, unter anderem kommt dabei eine Schattenflotte älterer Tankschiffe zum Einsatz. In der Folge ist nicht nur der Durchschnittspreis für russisches Rohöl über die Marke von 60 Dollar pro Barrel gestiegen, sondern sogar der Preis für Rohölsorte Ural.

Da die russischen Ölsorten jetzt über dem von den G-7-Staaten erlaubten Preis gehandelt werden, könnten die Chancen für einen plötzlichen Preisanstieg steigen, berichtet Bloomberg. Denn wenn Verlader und Versicherer vorsichtiger mit russischen Öl-Lieferungen werden, die möglicherweise über dem Preisdeckel liegen, besteht die Gefahr, dass sich das Angebot weiter verknappt und die Weltmarktpreise in die Höhe treibt.

In einer Erklärung sagte die Sprecherin des US-Finanzministeriums, Megan Apper, dass die Preisobergrenze funktioniere. "Die russischen Öleinnahmen sind im Vergleich zum Vorjahr um fast 50 Prozent gesunken", so Apper. "Jedes Geld, das Russland ausgibt, um ein Ökosystem außerhalb der Preisobergrenze zu schaffen, entzieht ihm Ressourcen, um seinen barbarischen Krieg zu finanzieren."

Die Preisstärke des russischen Ural-Rohöls spiegelt laut IEA die Spannungen bei der Versorgung mit sauren Sorten angesichts der Angebotskürzungen innerhalb der OPEC+-Ölallianz wider. Außerdem verzeichnet Russland nach saisonalen Wartungsarbeiten einen Anstieg der Nachfrage in seinen Raffinerien. Die Exportbeschränkungen des Landes dürften die Preise weiterhin stützen, so die Agentur.

Als Reaktion auf die westlichen Sanktionen verpflichtete sich Russland, die Rohölproduktion um 500.000 Barrel pro Tag zu drosseln, wobei die Produktion vom Februar als Ausgangsbasis diente. Nachdem es zu Beginn des Jahres kaum Anzeichen dafür gab, hat Russland die freiwillige Kürzung im Juli laut IEA "mehr als erfüllt". Saudi-Arabien und Russland haben ihre Lieferkürzungen mindestens bis September verlängert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...