Die Preise im deutschen Großhandel sind im Juli wegen billigerer Energie das vierte Mal in Folge gefallen. Sie sanken um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Im Juni waren die Preise um 2,9 Prozent gefallen und damit so stark wie seit Juni 2020 nicht mehr, als der Ausbruch der Corona-Pandemie auch für ökonomische Verwerfungen sorgte. Im Mai lag das Minus bei 2,6 Prozent. Von Juni auf Juli sanken die Großhandelspreise um 0,2 Prozent und damit ebenfalls den vierten Monat in Folge.
Mit dem sinkenden Preisdruck im Großhandel könnte auch die Inflation in Deutschland weiter nachlassen. Denn der Großhandel gilt als Scharnier zwischen Herstellern und Endkunden, Preissenkungen kommen meist verzögert auch bei den Verbrauchern an. Die Inflationsrate ist im Juli auf 6,2 Prozent gesunken.
Den größten Einfluss auf die Entwicklung der Großhandelspreise hatten im vergangenen Monat Mineralölerzeugnisse wie Benzin, die vor einem Jahr nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine besonders kräftig gestiegen waren. Diese waren nun um 20,8 Prozent billiger zu haben als ein Jahr zuvor. Ebenfalls günstiger waren Preise im Großhandel mit Altmaterial und Reststoffen (-32,8 Prozent), mit Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermitteln (-21,4 Prozent), mit Erzen und Metallen (-18,3 Prozent) sowie mit chemischen Erzeugnissen (-16,5 Prozent).
Dagegen stiegen die Preise für lebende Tiere um 27,7 Prozent sowie für Obst, Gemüse und Kartoffeln um 27,5 Prozent. Elektronische Bauteile und Telekommunikationsgeräte waren 6,8 Prozent teurer als im Vorjahresmonat, zum Vormonat Juni waren sie allerdings nur 0,1 Prozent teurer.
Stärkster Inflationstreiber sind aktuell Nahrungsmittel, für die Verbraucher im Juli 11,0 Prozent mehr bezahlen mussten als ein Jahr zuvor. Aber auch hier deutet sich Entspannung an: Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte fielen im Juni um 4,9 Prozent zum Vorjahresmonat und damit zum dritten Mal in Folge, wie das Statistikamt weiter mitteilte. Pflanzliche Produkte kosteten 11,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor und tierische Erzeugnisse 0,1 Prozent weniger. Sinkende Erzeugerpreise kommen in der Regel zeitverzögert auch bei den Konsumentinnen und Konsumenten an.