Finanzen

Deutlicher Kursrutsch beim Rubel

Der Wechselkurs des Rubel ist merklich eingebrochen. Die Zentralbank deutet eine Leitzinsanhebung an.
14.08.2023 14:12
Lesezeit: 2 min
Deutlicher Kursrutsch beim Rubel
Der Wechselkurs des Rubel ist unter Druck geraten. (Bild: istockphoto.com/Jun) Foto: Jun

Der russische Rubel hat auf seiner wochenlangen Talfahrt die Marke von 100 Rubel für einen US-Dollar passiert. Im Moskauer Börsenhandel kostete ein Dollar am Montagvormittag 101,16 Rubel, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete. Der Euro notierte bei 110,3 Rubel. Derart schwach war die russische Währung den Angaben nach zuletzt Ende März 2022.

Ein Wirtschaftsberater von Präsident Wladimir Putin, Maxim Oreschkin, machte die lockere Geld- und Kreditpolitik der Zentralbank für den Absturz verantwortlich. Sorgen bereite vor allem die Zunahme von Verbraucherkrediten, schrieb der ehemalige Wirtschaftsminister in einem Beitrag für Tass. Die Zentralbank habe aber alle Mittel, "um die Situation in nächster Zeit zu normalisieren".

Nach dem von Putin befohlenen Angriff auf die Ukraine war der Rubelkurs im Februar und März 2022 noch schwächer gewesen. Dann gelang es Zentralbankchefin Elwira Nabiullina, die eigentlich zurücktreten wollte, die Währung zu stabilisieren. Sie führte unter anderem Kontrollen des Kapitalverkehrs ein. Die aktuelle Talfahrt begann mit der Meuterei der Privatarmee Wagner und ihres Chefs Jewgeni Prigoschin im Juni; diese löste Unsicherheit aus.

In der Rubelschwäche kommen eine Reihe wirtschaftlicher Problemen des kriegführenden und mit Sanktionen des Westens belegten Landes zusammen. Durch die staatlichen Ausgaben für den Krieg ist die Wirtschaft nach Moskauer Angaben zwar gewachsen, die Bevölkerung hat Geld in der Hand. Doch Importe sind durch die Sanktionen teurer geworden.

Seitdem der Rubel die Spanne von 80 bis 90 gegenüber dem Dollar verließ, versucht Präsident Wladimir Putin und Zentralbankchefin Elwira Nabiullina, die Währung zu stützen. Vergangene Woche kündigte die Bank Rossii etwa an, sie würde bis auf weiteres Fremdwährungen im Volumen von umgerechnet 21,5 Millionen Euro pro Tag verkaufen. Bislang waren Käufe von 4,7 Millionen Euro täglich erwartet worden. Der Rubel notierte zwar darauf zeitweise ein halbes Prozent tiefer bei 96,49 zu Dollar. Zum Handelsschluss lag der Dollar allerdings erneut bei 97,46 Rubel im Vergleich zu 97,20 Rubel am Vortag.

Russische Zentralbank deutet Zinsanhebung an

Die Bank Rossii teilte mit, sie sehe keine Risiken für die Finanzstabilität durch die Abschwächung der Währung. Eine baldige Zinserhöhung sei allerdings möglich.

Die Wahrscheinlichkeit einer Zins-Anhebung im September sei hoch, hatte der Vizechef der Zentralbank, Alexej Sabotkin, am Freitag gesagt. Die Währungshüter in Moskau hatten den Leitzins im Juli erstmals seit den Anfängen der Invasion der Ukraine wieder erhöht - und dies überraschend kräftig um einen vollen Punkt auf 8,5 Prozent. Die Teuerungsrate ist im Juli mit 4,3 Prozent über die von der Zentralbank angestrebte Marke von 4,0 Prozent hinausgeschossen. Die Notenbank rechnet damit, dass sie dieses Jahr bei 5,0 bis 6,5 Prozent landen wird und erst 2024 zum Stabilitätsziel zurückkehren wird.

Mit den steigenden Inflationsgefahren geht die Schwäche des Rubel einher, gegen die die Notenbank mit dem Verkauf von Devisenbeständen ankämpft. Die Währungshüter haben mit einer flexiblen Zinsreaktion maßgeblich dazu beigetragen, die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Konflikts und der westlichen Sanktionen gegen Russland abzupuffern.

"Die Zentralbank hat nicht die volle Kontrolle", sagte der Moskauer Ökonom Ian Melkumow. Sie verfüge zwar über kraftvolle Instrumente, nutze diese derzeit aber nur ungern. Die Zentralbank könne die Zinsen zwar drastisch anheben, so wie sie es nach Beginn der Invasion in die Ukraine bereits getan habe. Bereits eine Erhöhung auf 15 Prozent würde aus Sicht des Experten den Rückgang des Rubel stoppen. Aber die Zentralbank wolle die Wirtschaft nicht mit einem solch großen Schritt abwürgen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Biontech Curevac Übernahme: Milliarden-Deal für mRNA-Krebstherapien
12.06.2025

Biontech greift nach Curevac – und verfolgt damit ehrgeizige Pläne in der Krebsmedizin. Der milliardenschwere Deal soll Know-how...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ohne VW, BMW & Mercedes-Benz: Das neue Playbook für Automotive-Investments
12.06.2025

Trumps Zölle, Chinas Plattformstrategie und strukturelle Schwächen bei Software und Skalierung zwingen deutsche OEMs zum Umdenken. Für...

DWN
Panorama
Panorama Bier wird bald teurer
12.06.2025

Zwei der beliebtesten deutschen Brauereien wollen im Herbst ihre Preise erhöhen – für Flaschenbier wie auch für Fassbier. Das könnte...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kommt das Wirtschaftswachstum wieder? Neue Prognose bietet Lichtblick
12.06.2025

Geht es wieder aufwärts für Deutschland? Das ifo Institut blickt optimistischer auf die deutsche Wirtschaft: Neue Regierungsimpulse und...

DWN
Politik
Politik Diplomatie am Ende? USA rüsten sich für den nächsten Nahost-Brandherd
12.06.2025

Während die Atomverhandlungen mit Teheran zu scheitern drohen, zieht Washington Personal aus dem Nahen Osten ab – und Iran kündigt...

DWN
Panorama
Panorama Kunden sparen beim Einkauf wenig mit Treue-Apps
12.06.2025

Treue-Apps versprechen Vorteile beim Einkauf – doch der tatsächliche Spareffekt ist ernüchternd. Eine Auswertung von über einer...

DWN
Panorama
Panorama UNHCR: 122 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht
12.06.2025

Mehr als 120 Millionen Menschen sind auf der Flucht – ein Rekord, der sich Jahr für Jahr verschärft hat. Doch nun deutet sich erstmals...

DWN
Politik
Politik Pistorius zu Gesprächen über weitere Militärhilfe in Kiew
12.06.2025

Russland hat seine Luftangriffe auf Städte und militärische Ziele in der Ukraine massiv intensiviert. Die verheerenden Folgen sind...