Politik

Preise bei Strom und Gas sinken – bei Anbieterwechsel

Wenn die Energiepreisbremsen zum Jahresende wegfallen, müssen viele Menschen wieder deutlich mehr zahlen. Das lässt sich aber oft mit einem Anbieterwechsel vermeiden.
20.08.2023 13:11
Aktualisiert: 20.08.2023 13:11
Lesezeit: 2 min

Sollten die staatlichen Energiepreisbremsen zum Ende des Jahres wieder wegfallen, würden Strom und Gas im Durchschnitt wieder deutlich teurer. Dies geht aus Berechnungen des Vergleichsportals Verivox hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Verbraucher haben aber häufig die Möglichkeit, zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln - mit Tarifen, die unterhalb der Preisbremsen liegen.

«Die Preise bei Strom und Gas sinken gerade bei neuen Verträgen», sagte die Leiterin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv), Ramona Pop, der Funke-Mediengruppe.

Nach den Zahlen von Verivox würden die durchschnittlichen Stromkosten bei 4000 Kilowattstunden Jahresverbrauch von derzeit 1448 Euro um 56 Euro auf 1504 Euro steigen. Dies entspricht einem Plus von 3,9 Prozent. Die durchschnittlichen Gaskosten bei 20 000 Kilowattstunden würden von derzeit 2201 Euro um 173 Euro auf 2374 Euro zulegen, ein Anstieg um 7,9 Prozent. Werden nur Grundversorgungstarife betrachtet, sind die Anstiege bei Strom und Gas noch höher.

Nach jetzigem Stand laufen die Energiepreisbremsen zum Jahresende aus. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte sich Ende Juli für eine Verlängerung der Strom- und Gaspreisbremsen bis Ostern 2024 ausgesprochen. In einer repräsentativen Umfrage im Auftrag von Verivox gaben 70 Prozent der Befragten an, Habecks Vorschlag zu unterstützen.

Verbraucherschützerin Pop sagte, eine Befragung von Strom- und Gaskunden habe eine recht niedrige Wechselbereitschaft ergeben. «Mehr als 80 Prozent der Haushalte haben angegeben, dass sie nicht gewechselt haben in diesem Jahr und das auch nicht vorhaben. Sie geben unter anderem an, mit ihrem Anbieter zufrieden zu sein oder den Preis akzeptabel zu finden.»

Viele seien inzwischen vorsichtig und blieben sicherheitshalber bei ihrem Anbieter. «In der Hochkrisenzeit gab es Anbieter, die Verbrauchern einfach von einem Tag auf den anderen gekündigt haben. Wir würden aber trotzdem raten, sich umzuschauen, ob es nicht vielleicht doch günstigere Anbieter gibt. Wichtig ist zu schauen, ob der neue Anbieter auch seriös ist», sagte Pop.

Eine Verlängerung der Preisbremsen sorgt nach Einschätzung von Verivox in erster Linie für ein subjektives Gefühl der Sicherheit. Doch Neukundentarife seien bereits wieder so günstig wie vor der Energiekrise, stellte das Portal heraus. Eine Kilowattstunde Strom für Neukunden kostet laut Verivox derzeit im Schnitt 29,49 Cent, eine Kilowattstunde Gas für Neukunden 9,1 Cent. Demgegenüber liegen die Preisdeckel der Preisbremsen für Strom bei 40 Cent je Kilowattstunde und für Gas bei 12 Cent je Kilowattstunde.

«Zwar können Verbraucher die Grundversorgung jederzeit mit einer Frist von zwei Wochen verlassen, doch durch die Preisbremsen haben viele die wahren Tarifkosten nicht mehr im Blick», erklärte Verivox-Chef Daniel Puschmann. (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das italienische Wunder: Geschaffen mit EU-Geld und Schattenwirtschaft
02.12.2025

Italien feiert eine Hochstufung seiner Bonität und spricht vom „neuen Wirtschaftswunder“. Doch unter der Oberfläche zeigen sich...

DWN
Finanzen
Finanzen Airbus-Aktie fällt nach A320-Software-Update
01.12.2025

Ein Pflicht-Update für die A320-Reihe schickt die Airbus-Aktie auf ein Zweimonatstief. Airlines reagieren hektisch, doch der Hersteller...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zum Wochenstart ab: Liquidationswelle bringt Kryptowährungen unter massiven Druck
01.12.2025

Der Bitcoin-Kurs startet tiefrot in den Dezember: Ein Wochenend-Schock hat den Markt binnen Stunden umgekrempelt. Liquidationen rollen auf...

DWN
Politik
Politik Bürgergeldreform „Bullshit“: Arbeitsministerin Bas muss bei Jusos einstecken - wackelt die neue Grundsicherung?
01.12.2025

Die Bürgergeldreform steht bevor, der erste Teil der neuen Grundsicherung soll noch im Dezember durch das Bundeskabinett von Kanzler Merz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie: Materialmangel trifft Autoindustrie am härtesten – Ursache wohl in China
01.12.2025

Materialmangel trifft die deutsche Industrie unerwartet hart und legt Schwachstellen in globalen Lieferketten offen. Besonders Halbleiter...

DWN
Politik
Politik NATO-Krise: Ex-Spitzenoffizier fordert im DWN-Interview totale Umstellung von Gesellschaft und Wirtschaft
01.12.2025

Ein früherer NATO-Spitzenoffizier warnt in einem exklusiven Interview, dass Europa nur wenige Jahre hat, um sich auf einen möglichen...

DWN
Finanzen
Finanzen Hugo Boss-Aktie: Machtkampf mit Großaktionär Frasers?
01.12.2025

Beim Modekonzern Hugo Boss knirscht es im Machtgefüge: Der wichtigste Investor zieht dem Aufsichtsratschef die Unterstützung weg,...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Wird 2026 alles steigen? Prognose für Aktien, Bitcoin-Kurs und Goldpreis
01.12.2025

Der November brachte an den US-Börsen einen synchronen Aufschwung über sämtliche Anlageklassen hinweg. Jetzt legen die größten Häuser...