Politik

Trump dominiert die Republikaner

Die Anklagen gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump häufen sich, trotzdem bleibt dieser gelassen. Erfahren Sie hier, wie Trump die Republikaner dominiert.
17.09.2023 09:13
Aktualisiert: 17.09.2023 09:13
Lesezeit: 3 min
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Am 23. August trafen sich republikanische Präsidentschaftskandidaten zur TV-Debatte. Hier stellten sich bekannte und weniger bekannte Kandidaten vor, so etwa Floridas kontroverser Gouverneur DeSantis und der Newcomer und Unternehmer Vivek Ramaswamy. Sie alle stritten über Kernwerte der republikanischen Partei und versuchten dabei, möglichst überzeugende Monologe einzubauen. Immer wieder durchbrachen sie die vierte Wand und versuchten, die Audienz für sich zu gewinnen. Nur wollte das nicht so richtig funktionieren. Warum Trump der Debatte fernblieb und trotzdem an der Spitze der Republikaner verbleiben wird, lesen Sie hier.

Viele Gesichter, wenig Popularität

Donald Trump blieb dem Schlagabtausch mit anderen Republikanern im TV demonstrativ fern. „Warum sollte ich mich zur Debatte gegen Leute stellen, die eh nie das Präsidialamt übernehmen werden?“, sagte er spöttisch bei einem zur gleichen Zeit ausgestrahlten Interview mit Fox berüchtigten Ex-Moderatoren Tucker Carlson. Kritiker sehen aber noch einen anderen Grund für die Abwesenheit des Ex-Präsidenten: Traditionell werden bei solchen Debatten die Favoriten im besonderen Maße unter Druck gesetzt. Da Trump dem Duell fernblieb, wurde der andere Top-Kandidat der Republikaner, Ron DeSantis, zur Zielscheibe.

Trump hätte alles verlieren, dafür aber nur sehr wenig gewinnen können. Also blieb er einfach aus, spielte Golf und ließ sein vorher aufgezeichnetes Interview mit Carlson auf X (ehem. Twitter) erscheinen. Derweil stritten sich acht Kandidaten um die Gunst der Republikaner, ohne allerdings den unangefochtenen Trump direkt zu konfrontieren. Dabei wurden gleich mehrere Probleme der Kandidaten offengelegt: Keiner von ihnen schaffte es, die republikanischen Zuschauer restlos zu begeistern.

Bei Trump und der Ukraine scheiden sich die Geister

Eine große Schwäche der republikanischen Kandidaten zeigte sich, als sie ihre Positionen zu sensiblen Themen offenlegen sollten. Zwar war sich die heterogene Gruppe einig, dass die Biden-Regierung dem Land schadet, dass die Grenzen wieder gesichert werden und fossile Energien reaktiviert werden müssten, um den Wohlstand der Menschen zu sichern. Kleinere Verschiedenheiten, etwa über die Existenz oder die Gefahr durch den Klimawandel, wurden am Rande diskutiert.

Doch wirklich kritisch wurde es für die Kandidaten, als es um die Themen Trump und die Ukraine ging. Chris Christie, Gouverneur von New Jersey, verbarg seine Abneigung gegen den Ex-Präsidenten nicht: Die Ermittlung gegen Trump sei eines Präsidenten unwürdig, zudem wolle er nicht für die republikanischen Wähler Politik machen, sondern nur für die eigenen Interessen, wie Christie in einem späteren Interview sagte. Allerdings gaben nur zwei Republikaner an, Trump nicht unterstützen zu wollen, sollte dieser zum Präsidenten gewählt werden. Die restlichen sechs könnten sich erneut mit Trump als POTUS (President of the United States) im Jahr 2024 arrangieren.

Der Ukrainekonflikt war ein weiteres Reizthema, bei dem sich die Kandidaten gegenseitig zurechtwiesen. So forderte der Newcomer Ramaswamy, alle militärischen Ressourcen für den Grenzschutz der USA aufzuwenden, anstatt die Ukraine zu beliefern. Nikki Haley hielt ihm entgegen, dass Putin ein Mörder sei, den es zu stoppen gelte. Andere Kandidaten wie DeSantis wichen aus und blieben auch bei Themen wie den Abtreibungsgesetzen zögerlich. So erreichte die Debatte eigentlich nur zwei Höhepunkte: Großen Applaus, als Ramaswamy Trump den besten Präsidenten des 21. Jahrhunderts nannte, und wütendes Buhen, als Christie Trumps Verhalten kritisierte.

Eine Debatte für Trump, ohne Trump

Entsprechend schnell wurde ersichtlich, was den Republikanern dieser Tage fehlt: Die Fähigkeit, Wählergruppen effektiv zu vereinen. Zumeist hatte Trump es geschafft, den unangenehmen Fragen von Journalisten auszuweichen und dabei Antworten zu geben, mit denen sich alle Republikaner und auch viele Demokraten arrangieren konnten. Dies gelang den acht Kandidaten bei der TV-Debatte nicht. Sollte man den Klimawandel als menschengemachtes Problem deklarieren und Konzessionen zum Umweltschutz eingehen, oder sofort die fossilen Energieträger reaktivieren? In welchem Rahmen können und sollen Abtreibungen eingeschränkt werden? Auf solche Fragen fanden die Kandidaten polarisierende Antworten, die teilweise strikt der Publikumsmeinung entgegenliefen.

Demnach überrascht es nicht, dass Trump weiterhin über 60 Prozent Zustimmung unter den Republikanern erhält. Die anderen Kandidaten teilen den Rest unter sich auf, und weder ein Newcomer wie Haley, noch ein Veteran wie Mike Pence scheinen innerhalb der nächsten 14 Monate bis zur Wahl einen erheblichen Reputationssprung aufbauen zu können. Denn was Trump an inhaltlicher Tiefe vermissen ließ, machte er stets mit seinem eigenwilligen Charisma, kontroversen Szenen und der Vorführung seiner politischen Gegner wieder wett. Dieser Kampfgeist fehlte bei den acht Republikanern, die Trump herausfordern wollen.

Biden vs. Trump: Keine Alternative in Sicht

Es darf dabei nicht vergessen werden, dass über 60 Prozent der Wähler sich weder Biden noch Trump als Präsidenten des Jahres 2024 wünschen. Diese Wähler bilden ein großes Potenzial, das die beiden Kandidaten in irgendeiner Weise ausschöpfen müssen. Ansonsten, so glaubt der Ökonom Herb Stein aus Washington, würde der Wahlkampf Biden vs. Trump nicht stattfinden.

Auch Daniel Henninger, Journalist und Kommentator bei Fox News und dem Wall Street Journal, sieht bei den Demokraten ein größeres Potenzial: Sie könnten einen jungen Kandidaten stellen, der Trump lediglich verhindert und so einen knappen Sieg erringen, während die Republikaner nach der Debatte offensichtlich an Trump gebunden seien. Doch die Zeit wird immer knapper, und es ist fraglich, ob eine der beiden Parteien im kommenden Jahr noch einen Kandidaten aufstellen, der Trump und Biden gleichermaßen besiegen könnte. Von den acht Kandidaten der Republikaner bleibt jedenfalls eine lebhafte und interessante Debatte, aber kein aussichtsreicher Herausforderer Trumps übrig.

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Virgil Zólyom

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Virgil Zólyom, Jahrgang 1992, lebt in Meißen und arbeitet dort als freier Autor. Sein besonderes Interesse gilt geopolitischen Entwicklungen in Europa und Russland. Aber auch alltagsnahe Themen wie Existenzgründung, Sport und Weinbau fließen in seine Arbeit ein.

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