Die Inflation in Deutschland sinkt wegen der stärker steigenden Energiekosten nur im Schneckentempo. Die Verbraucherpreise lagen im August um durchschnittlich 6,1 Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Freitag eine frühere Schätzung bestätigte. Im Juli war die Teuerungsrate auf 6,2 Prozent gefallen, nachdem sie im Juni auf 6,4 Prozent gestiegen war.
"Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln und Energie liegen oberhalb der Gesamtteuerung und halten die Inflationsrate hoch", sagte die Präsidentin des Statistikamtes, Ruth Brand. Von Juli auf August zogen die Preise um 0,3 Prozent an.
Energie verteuerte sich diesmal mit 8,3 Prozent wieder überdurchschnittlich stark, nachdem die Preise im Juli nur um 5,7 Prozent gestiegen waren. Vor allem Strom kostete mit einem Plus von 16,6 Prozent deutlich mehr als im August 2022. Kraftstoffe wie Benzin verteuerten sich mit 3,7 Prozent weit weniger stark, ebenso Erdgas mit 2,2 Prozent. Leichtes Heizöl kostete sogar 28,1 Prozent weniger.
Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich diesmal um 9,0 Prozent, nach 11,0 Prozent im Juli. Besonders für Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher spürbar mehr bezahlen: Hier lag der Aufschlag bei 17,1 Prozent. Merklich teurer wurden auch Brot und Getreideerzeugnisse (+13,6 Prozent), Gemüse (+12,4 Prozent) sowie Fisch, Fischwaren und Meeresfrüchte (+11,5 Prozent). Speisefette und Speiseöle verbilligen sich hingegen um 13,9 Prozent.
Für Dienstleistungen mussten die Verbraucher 5,1 Prozent mehr hinblättern. Dazu trug ein sogenannter Basiseffekt bei: Von Juni bis August 2022 galt ein 9-Euro-Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr, der mittlerweile vom Deutschlandticket abgelöst wurde, das allerdings 49 Euro kostet. Dadurch verteuerten sich diesmal Bahntickets im Nahverkehr um 64,6 Prozent, kombinierte Tickets für Bahn, Bus und Ähnliches sogar um 113,0 Prozent.
"Dieser Basiseffekt fällt ab dem nächsten Monat weg", sagte die Präsidentin des Statistikamtes, Brand.
Führende Institute wie das Münchner Ifo rechnen im Gesamtjahr mit einer Teuerungsrate von rund sechs Prozent. Dann werde die Jahresteuerung aber spürbar nachlassen und 2024 bei 2,6 Prozent liegen und 2025 auf 1,9 Prozent fallen. Aktuell wollen vor allem viele Einzelhändler und Gastwirte in den kommenden Monaten ihre Preise heraufsetzen, ergab eine Ifo-Umfrage. Insgesamt dürfte die Teuerungswelle weiter abebben.
"Der Rückgang der Inflation wird sich aber zäh hinziehen", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. (Reuters)