Wirtschaft

USA: Gewinne der Unternehmen steigen auf Rekordhoch

Trotz historisch hoher Zinsen können die USA eine Rezession offenbar vermeiden. Die Gewinne der Unternehmen sind auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Alles gut in Amerika?
Autor
30.09.2023 11:24
Aktualisiert: 30.09.2023 11:24
Lesezeit: 2 min

"Die während der Pandemie massiv aufgeblähten Unternehmensgewinne haben sich noch immer nicht normalisiert und verheißen Gutes im Hinblick auf künftige Investitionen und das Wirtschaftswachstum", schreibt Wolf Richter diese Woche auf seinem Blog. Der Analyst hat die Vorsteuergewinne all jener Unternehmen analysiert, die in den USA Körperschaftssteuererklärungen abgeben müssen.

Aufgrund der amerikanischen Besonderheit, dass die zwölf regionalen Mitgliedsbanken der US-Notenbank Federal Reserve als private Unternehmen geführt werden, hat Richter deren Gewinne, oder besser gesagt deren massive Verluste aufgrund der höheren Zinsen, die sie den Banken und Geldmarktfonds zahlen müssen, aus seiner Analyse ausgeschlossen. Denn auch wenn sie de iure private Unternehmen sind, so haben sie doch wenig mit echter Privatwirtschaft zu tun.

Richters Analyse zeigt, dass die Unternehmensgewinne in den USA (ohne die zwölf regionalen Fed-Banken) im zweiten Quartal um 1,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal und um 6,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen sind und nunmehr eine saisonbereinigte Jahressumme von 3,33 Billionen Dollar ergeben. Das ist der höchste jemals erreichte Wert.

Die US-Statistikbehörde erklärt, dass die Profitabilität "ein zusammenfassendes Maß für die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens ist und somit als wesentlicher Indikator für die wirtschaftliche Leistung dient". Gewinne seien eine Quelle für einbehaltene Gewinne, die einen großen Teil der Mittel für Kapitalinvestitionen zur Steigerung der Produktionskapazität bereitstellen.

Angetrieben wurden die Rekordgewinne im zweiten Quartal durch die Nicht-Finanzindustrie, deren Gewinne um 39 Milliarden Dollar anstiegen, wie das Bureau of Economic Analysis am Donnerstag mitteilte. Zur Nicht-Finanzindustrie gehören die Versorgungsunternehmen, die verarbeitende Industrie, der Großhandel, der Einzelhandel, der Transport und die Lagerhaltung, der Informationssektor, das Baugewerbe, Dienstleistungen, Gesundheit und vieles mehr.

Die Gesamtgewinne der in den USA ansässigen Nichtfinanzunternehmen stiegen im zweiten Quartal um 1,8 Prozent zum Vorquartal und im Jahresvergleich um 3,2 Prozent auf einen saisonbereinigten Jahresrekordwert in Höhe von 2,46 Billionen Dollar. Die Gewinne der inländischen Nicht-Finanzindustrie haben sich seit dem Jahr 2019 etwa verdoppelt.

Haupttreiber ist dabei der Einzelhandel, einschließlich E-Commerce, wo die Profite im Quartal um 12,1 Prozent stiegen und im Jahresvergleich um 21 Prozent auf einen saisonbereinigten Jahresrekordwert von 353 Milliarden Dollar. Richter erklärt dies zum Teil damit, dass die Kosten der Einzelhändler langsamer gestiegen, als sie ihre Preise für die Verbraucher angehoben haben, oder dass die Kosten der Unternehmen sogar gesunken sind.

Die letzte Rezession in den USA begann im Dezember 2007 als Folge der Weltfinanzkrise. Richter weist darauf hin, dass die Unternehmensgewinne zum damaligen Zeitpunkt bereits ein ganzes Jahr lang rückläufig gewesen waren, nämlich seit dem vierten Quartal 2006. Das könnte auch für heute bedeuten, dass eine Rezession in den USA noch mindestens ein ganzes Jahr lang in der Zukunft liegt. Die Präsidentschaftswahl findet am 5. November 2024 statt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ticketsteuer sinkt: Flugbranche verspricht mehr Verbindungen – Passagiere bleiben skeptisch
22.11.2025

Die Bundesregierung will den Luftverkehr mit einer Absenkung der Ticketsteuer ab Mitte nächsten Jahres entlasten. Die Flug- und...