Die israelische Zentralbank will zur Stabilisierung der durch den Krieg gegen die radikale Palästinenser-Organisation Hamas unter Druck geratenen Landeswährung Schekel erstmals ihre Devisenvorräte anzapfen. Fremde Währungen im Wert von bis zu 30 Milliarden Dollar könnten dazu auf dem freien Markt verkauft werden, teilten die Währungshüter am Montag mit. Die Ankündigung beruhigte den Markt nur zeitweise: Der Schekel-Kurs verlor 2,2 Prozent und notierte mit 3,924 zum Dollar auf dem niedrigsten Stand seit 2016. Auch die Aktienkurse an der Börse in Tel Aviv gerieten unter Druck. Der Leitzindex gab am Sonntag bereits um sieben Prozent nach und fiel zum Wochenauftakt um weitere 0,3 Prozent.
„Die Bank wird in der kommenden Zeit auf dem Markt tätig sein, um die Volatilität des Schekel-Kurses zu dämpfen und die notwendige Liquidität für das weitere ordnungsgemäße Funktionieren der Märkte bereitzustellen“, hieß es in einer Erklärung der Zentralbank. Sie erklärte außerdem, über Devisenaustauschgeschäfte (Swap) bis zu 15 Milliarden Dollar an Liquidität bereitzustellen. „Die Bank of Israel wird die Entwicklungen weiterhin beobachten, alle Märkte verfolgen und bei Bedarf mit den ihr zur Verfügung stehenden Instrumenten handeln“, hieß es.
Hohe Devisenreserven
Israel hat Devisenreserven in Höhe von mehr als 200 Milliarden Dollar angehäuft. Ein Großteil davon stammt aus den seit 2008 getätigten Käufen. Damit sollte verhindert werden, dass der Schekel zu sehr an Wert gewinnt und den Exporteuren schadet, deren Waren dadurch im Ausland teurer wurden. Starke ausländischen Zuflüsse in den Technologiesektor des Landes hatten der Währung Auftrieb verliehen. Seit Jahresbeginn ist der Kurs aber um rund zehn Prozent abgerutscht, vor allem wegen des heftig umstrittenen Plans der Regierung zur Justizreform.
Ökonomen der Citi-Group rechnen mittelfristig mit einem schwachen Schekel. Unter anderem wegen der erwarteten geringeren Zuflüsse ausländischer Gelder in den starken Technologiebereich und den „komplexeren politischen Hintergrund“. Ein Absturz der Währung sei gleichwohl nicht zu erwarten, so die Citi-Ökonomen. (reuters)