Politik

Israel erlangt Kontrolle über Grenzgebiet, setzt Vergeltung fort

Israel hat laut eigenen Angaben das Grenzgebiet zu Gaza wieder unter Kontrolle. Durchbrochene Abschnitte würden mit Minen gesichert und die Vergeltung fortgesetzt.
10.10.2023 10:10
Aktualisiert: 10.10.2023 10:10
Lesezeit: 2 min

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben den Grenzzaun zum Gazastreifen wieder unter seine Kontrolle gebracht. In die Abschnitte, in denen Hamas-Kämpfer durchgebrochen seien, würden Minen gelegt, teilte Militärsprecher Daniel Hagari im Armee-Radio mit. Seit Montag gebe es keine neue Infiltration aus dem Gazastreifen. Zu Gerüchten, dass bewaffnete Kämpfer Tunnel nutzten, um auf israelisches Territorium zu gelangen, sagte Hagari, das Militär habe keine solchen Erkenntnisse.

In der Nacht zum Dienstag setzte das israelische Militär seine Vergeltungsangriffe auf den Gazastreifen fort. Auch auf israelischem Gebiet nahe der Grenze wurde Luftalarm ausgelöst.

Die Gewalt hat seit Samstag mehr als 1500 Menschen das Leben gekostet. Israelische Fernsehsender berichteten, die Zahl der Todesopfer des Hamas-Angriffs sei auf 900 Israelis gestiegen, mindestens 2600 seien verletzt und Dutzende gefangen genommen worden. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza wurden bei israelischen Luftangriffen auf die blockierte Enklave seit Samstag mindestens 687 Palästinenser getötet und 3726 verletzt.

Die Reaktion Israels, innerhalb von nur zwei Tagen 300.000 Reservisten zu mobilisieren, hat Spekulationen über einen Bodenangriff auf den Gazastreifen genährt. "Wir haben noch nie so viele Reservisten in einem solchen Ausmaß einberufen", sagte der Militärsprecher Hagari. "Wir gehen in die Offensive." Die Regierung in Washington, die Israel jährlich mit 3,8 Milliarden Dollar Militärhilfe unterstützt, erklärte, die USA würden neue Lieferungen von Luftabwehrsystemen, Munition und anderer Sicherheitshilfe nach Israel schicken.

BAERBOCK: "KEINE ESKALATION IM WESTJORDANLAND"

Neben den USA wollen auch Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien Israel bei der Verteidigung gegen Angriffe der Hamas gemeinsam helfen. "Unsere Länder werden Israel in seinen Bemühungen unterstützen, sich und sein Volk gegen solche Gräueltaten zu verteidigen", teilten US-Präsident Joe Biden, Bundeskanzler Olaf Scholz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und der britische Premierminister Rishi Sunak laut einer von der Bundesregierung am Montagabend verbreiteten Erklärung mit.

US-Außenminister Antony Blinken telefonierte zudem mit seinem israelischen Amtkollegen Eli Cohen über die Unterstützung der USA für Israel. Blinken habe die Bemühungen der USA bekräftigt, die sofortige Freilassung der Geiseln sicherzustellen, teilt das US-Außenministerium mit. Die Aussicht auf eine Ausweitung der Kämpfe beunruhigt die internationale Gemeinschaft. Der oberste General der Vereinigten Staaten warnte den Iran vor einer Einmischung in die Krise und erklärte, er wolle keine Ausweitung des Konflikts. Der Iran, der aus seiner Unterstützung für die Hamas keinen Hehl macht, begrüßte den Angriff vom Wochenende, bestritt aber jede Beteiligung. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warnte vor einer Ausweitung: "Es ist die Verantwortung der Palästinensischen Autonomiebehörde, dass es zu keiner Eskalation im Westjordanland kommt", sagte Baerbock in der ntv-Sendung "Beisenherz".

Die EU-Außenministerinnen und Außenminister wollten am Vormittag zu einer virtuellen Sondersitzung zusammenkommen. Dabei sollte es auch darum gehen, wie die Europäische Union die palästinensischen Gebiete auch weiterhin unterstützen sollte. Das Auswärtige Amt in Berlin zahlt nach Angaben eines Sprechers vom Montag weiterhin humanitäre Hilfe. Die Entwicklungshilfe dagegen ist laut zuständiger Ministerin Svenja Schulze ausgesetzt und wird derzeit auf den Prüfstand getellt.

ABBAS WIRD IN MOSKAU ERWARTET

Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas wird bald in Moskau erwartet. Abbas und seine Fatah haben im Westjordanland das Sagen, während die Hamas im Gazastreifen die Kontrolle hat. "Es wurde vereinbart, dass Herr Abbas nach Moskau kommt", zitierte die russische Nachrichtenagentur RBC den palästinensischen Botschafter in Moskau, Abdel Hafiz Nofal. Beide Seiten hätten "täglichen Kontakt". Russland, das sowohl Beziehungen zu arabischen Ländern, dem Iran und der Hamas als auch zu Israel unterhält, verurteilt die Gewalt auf beiden Seiten und wirft den USA vor, die Bedeutung eines unabhängigen palästinensischen Staates nicht anzuerkennen. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Nach Telefonat mit Putin: Trump bringt Friedensgespräche im Vatikan ins Spiel
19.05.2025

Donald Trump plant überraschend Gespräche zwischen Russland und der Ukraine im Vatikan. Kommt es jetzt zum Durchbruch im Ukraine-Krieg...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zum Wochenstart erreicht
19.05.2025

Der DAX erreicht ein neues Rekordhoch und überrascht Anleger mit starker Dynamik. Doch was steckt hinter dem Höhenflug am Aktienmarkt –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor dem Kassensturz: Schuldenkollaps rückt näher - was bedeutet das für die globale Wirtschaft?
19.05.2025

Die USA taumeln auf einen finanziellen Abgrund zu: Moody’s entzieht der Supermacht das Top-Rating, Investoren fliehen, und der Kongress...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fachkräftemangel trotz Zuwanderung: Warum gibt es aktuell fast 3 Millionen junge Menschen ohne Berufsabschluss?
19.05.2025

Fast 3 Millionen junge Erwachsene in Deutschland haben keinen Berufsabschluss – das zeigt der aktuelle Berufsbildungsbericht. Tendenz...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis steigt nach US-Herabstufung: Wie Anleger jetzt reagieren sollten
19.05.2025

Der Goldpreis zieht nach der Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit spürbar an. Was bedeutet das für Anleger? Droht eine neue...

DWN
Politik
Politik Abschaffung des Acht-Stunden-Arbeitstag: Merz plant, die Deutschen zu mehr Arbeit zu motivieren
19.05.2025

Union und SPD schlagen vor, aus der täglichen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit zu machen. Was eine Änderung des deutschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fünf Jahre nach Brexit: Neuer Kurs zwischen EU und London
19.05.2025

Fünf Jahre nach dem Brexit nähern sich EU und Großbritannien wieder an – doch nicht ohne Reibung. Was bedeutet das für Handel,...

DWN
Finanzen
Finanzen ThyssenKrupp-Aktie: Vom Höhenflug zum Absturz – wie geht es jetzt weiter?
19.05.2025

Die ThyssenKrupp-Aktie hat in den vergangenen Tagen eine herbe Talfahrt erlebt. Noch vor wenigen Wochen galt das Papier als Gewinner des...