Weltwirtschaft

Stabilisiert sich Chinas Außenhandel?

Lesezeit: 2 min
13.10.2023 12:01  Aktualisiert: 13.10.2023 12:01
Die chinesischen Importe und Exporte stehen seit Monaten unter Druck. Nun scheint die Talfahrt vorerst gestoppt. Über den Berg ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt aber noch nicht.
Stabilisiert sich Chinas Außenhandel?
Chinas Wirtschaft leidet unter der derzeit schwachen globalen Nachfrage. He Lifeng, stellvertretender Ministerpräsident der Volksrepublik China.(Foto: dpa)
Foto: Andreas Arnold

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Chinas Außenhandel ist im September weniger stark eingebrochen als erwartet. Das gilt als Zeichen einer Stabilisierung der zweitgrößten Volkswirtschaft. Wie die Zollbehörde in Peking am Freitag mitteilte, sanken die Exporte im Vorjahresvergleich um 6,2 Prozent. Die Importe gingen im Jahresvergleich ebenfalls um 6,2 Prozent zurück. Im direkten Vergleich zum Vormonat legte der chinesische Außenhandel um 3,8 Prozent zu, was auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage hindeutet.

Dennoch fällt auch der Handel mit Deutschland auf Jahressicht bescheiden aus. Während die chinesischen Ausfuhren in die Bundesrepublik im September im Jahresvergleich um 10,9 Prozent zurückgingen, sanken die Importe aus Deutschland um 7,2 Prozent.

„Die Talfahrt scheint vorerst gestoppt. Von einer Trendumkehr zu sprechen, wäre aber verfrüht, dafür müsste die chinesische Wirtschaft erst wieder anziehen“, sagte Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer (AHK) in Peking. „Deutsche Unternehmen wappnen sich für eine längere Durststrecke.“

Verunsicherung unter Verbrauchern

Chinas Wirtschaft leidet unter der derzeit schwachen globalen Nachfrage. Hinzu kommt die Sorge, dass Peking die Immobilienkrise des Landes nicht in den Griff bekommt. Viele Immobilienentwickler, die sich auf der Jagd nach immer mehr Profit hoch verschuldet und oft am Bedarf vorbei gebaut haben, wissen nicht mehr, wie sie das geliehene Geld zurückzahlen sollen. Erst Anfang der Woche teilte Country Garden, einer der größten Immobilien-Bauträger des Landes mit, ausstehende Zahlungen nicht geleistet zu haben.

Für Enttäuschung bei Unternehmen sorgt, dass Peking in der aktuellen Krise auf große Hilfspakete für die Wirtschaft verzichtet. So macht sich Verunsicherung unter Verbrauchern breit, was sich in einem schwachen Konsum und stagnierenden Preisen niederschlägt.

Warnzeichen – Verbraucherpreise

Als Warnzeichen für eine drohende Deflation sind die Verbraucherpreise in China im September nicht gestiegen. Wie das Pekinger Statistikamt am Freitag mitteilte, blieben die Preise für Waren und Dienstleistungen im Vergleich zum Vorjahresmonat unverändert. Analysten hatten zumindest mit einem leichten Preisanstieg gerechnet. Im August waren die Verbraucherpreise in der zweitgrößten Volkswirtschaft leicht um 0,1 Prozent gestiegen, im Juli hatte es allerdings einen Rückgang um 0,3 Prozent gegeben.

Die Erzeugerpreise in China waren im September weiter rückläufig, das Minus fiel aber mit 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum erneut etwas schwächer aus.

Deflation ist das Gegenteil von Inflation und bezeichnet den Rückgang des allgemeinen Preisniveaus. Ein Preisverfall auf breiter Ebene entsteht, wenn sich Verbraucher in Erwartung immer weiter sinkender Preise mit Käufen zurückhalten, was wiederum Umsatz, Gewinn und Investitionen von Unternehmen drückt. Die meisten Ökonomen halten eine Deflation für gefährlicher für die Entwicklung einer Volkswirtschaft als leicht steigende Preise.

Zwar profitieren die Verbraucher auf den ersten Blick, weil sie weniger für Waren und Dienstleistungen bezahlen müssen. Eine Deflation drückt aber in der Regel auch auf die Gewinne der Unternehmen und birgt damit beispielsweise die Gefahr von Lohnkürzungen oder Entlassungen. (dpa)


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...