Immobilien

Baugenehmigungen erneut deutlich gesunken

Lesezeit: 2 min
18.10.2023 12:26  Aktualisiert: 18.10.2023 12:26
Im Wohnungsbau ist kein Ende der Flaute absehbar. Angesichts gestiegener Kosten und hoher Zinsen ist die Zahl der Baugenehmigungen drastisch gesunken. Der Wohnungsmangel in Deutschland droht sich zu verschärfen.
Baugenehmigungen erneut deutlich gesunken
Die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland ist drastisch gesunken. (Foto: dpa)
Foto: Rolf Vennenbernd

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im August setzte sich der Rückgang der Baugenehmigungen ungebremst fort, wie Daten des Statistischen Bundesamtes von Mittwoch zeigen. Bau- und Immobilienverbände forderten von der Politik, die Beschlüsse des Wohnbaugipfels von September zügig umzusetzen und weitere Hilfen für Bauherren auf den Weg zu bringen. Zwar könnten die bekannten Maßnahmen erst mittelfristig wirken, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes HDB, Tim-Oliver Müller. «Wenn aber die Regierung nicht über die angekündigten Mittel hinaus weitere Initiativen ergreift, wird die Wohnungsnot zu einem der drängendsten politischen Probleme des kommenden Jahres.»

Dauermisere aus teuren Materialien und gestiegenen Zinsen

Im August wurde nach Angaben des Statistischen Bundesamtes der Bau von 19 300 Wohnungen bewilligt - fast ein Drittel (31,6 Prozent) oder 8900 Genehmigungen weniger als im Vorjahreszeitraum. In den ersten acht Monaten 2023 sank die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen binnen Jahresfrist um 28,3 Prozent, ein Minus um 69 100 auf 175 500 Wohnungen. Zum Rückgang dürften weiterhin vor allem steigende Baukosten und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen beigetragen haben, teilten die Statistiker in Wiesbaden mit.

Deutschland sei bei einer um gut drei Millionen Menschen höheren Bevölkerungszahl wieder auf das Genehmigungsniveau von Anfang 2014 zurückgefallen, sagte HDB-Hauptgeschäftsführer Müller. «So werden weder die Menschen im Land mit genügend bezahlbarem Wohnraum versorgt, noch werden wir attraktiv für die Fachkräfteeinwanderung.»

Die Baugenehmigungen sind mit Blick auf den Wohnungsmangel gerade in den Städten ein wichtiger Indikator. Denn was heute nicht genehmigt wird, fehlt später bei den Fertigstellungen - etwa im Mietmarkt, wo der Wohnungsmangel für Preisdruck nach oben sorgt. Bauministerin Klara Geywitz (SPD) hatte eingeräumt, dass die Ampel-Koalition ihr Ziel von jährlich 400 000 neuen Wohnungen verfehlen wird.

Teils Rückgänge von über 50 Prozent

In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden von Januar bis August 143 900 Wohnungen bewilligt, fast ein Drittel (32 Prozent) weniger als im Vorjahreszeitraum, errechneten die Statistiker. Dabei sank die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um fast 38 Prozent. Bei Zweifamilienhäusern habe sich die Zahl der genehmigten Wohnungen gar mehr als halbiert (minus 52,5 Prozent). Bei der Gebäudeart mit den meisten Wohnungen, den Mehrfamilienhäusern, brachen die Genehmigungen um 28 Prozent ein. Nur Wohnheime konnten einen Anstieg verzeichnen.

Trotz großer Nachfrage nach Wohnraum sinkt die Zahl der Baugenehmigungen seit Monaten - teure Materialien und stark gestiegene Zinsen belasten Bauherren; private Hausbauer ebenso wie große Investoren halten sich zurück. Im September waren laut einer Ifo-Umfrage 21,4 Prozent der Baufirmen von Stornierungen betroffen. Im ersten Halbjahr haben kräftige Preisanstiege bei vielen Materialien das Bauen weiter verteuert, darunter Zement und Bausand, stellte das Statistische Bundesamt kürzlich fest. Fast alle Baumaterialien seien teurer als vor der Energiekrise.

Ruf nach mehr Unterstützung von der Politik

Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, mahnte eine zügige Umsetzung der Beschlüsse des Wohnungsbaugipfels an. «Wenn jetzt dem Regierungsbekenntnis keine Taten folgen, werden wir im nächsten Jahr nicht einmal mehr 250 000 Wohnungen schaffen.»

HDB-Hauptgeschäftsführer Müller wies darauf hin, dass viele der Punkte im Bau-Paket von der Zustimmung und Umsetzung der Bundesländer abhängig seien, so etwa die Beschleunigung der Baugenehmigungen oder die Senkung der Grunderwerbsteuer. Die Bauministerkonferenz im November müsse liefern. Er mahnte zudem die schnelle Prüfung eines Zinsverbilligungsprogramms an. Ähnlich äußerte sich der Präsident des Zentralen Immobilien-Ausschusses, Andreas Mattner. Ein großvolumiges Kreditprogramm der staatlichen Förderbank KfW mit einem Zinssatz von zwei Prozent für Neubauten ab Energiestandard EH55 sei überfällig. (dpa)


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

 

DWN
Panorama
Panorama Elon Musk begründet seinen Wahlaufruf für die AfD - Kontroverse im Springer-Verlag
28.12.2024

Der Tesla-Chef und Eigentümer der Plattform X hat Gefallen an der AfD gefunden. Er meint, die Partei sei nicht rechtsextrem - und hat...

DWN
Panorama
Panorama Böllerverbote Silvester 2024: Diese Regeln gelten in deutschen Städten
28.12.2024

Böllerverbote Silvester 2024: Feuerwerksfans müssen in vielen deutschen Städten erneut mit Einschränkungen rechnen. Zahlreiche Kommunen...

DWN
Panorama
Panorama Nach Flugzugabsturz: Kremlchef Putin entschuldigt sich
28.12.2024

Nach dem Absturz eines aserbaidschanischen Flugzeugs sah sich Moskau Schuldvorwürfen ausgesetzt. Nun ruft Kremlchef Putin seinen...

DWN
Immobilien
Immobilien Energieeffizienz im Immobilienmarkt: Was wünschen sich Mieter?
28.12.2024

Das Thema Energieeffizienz und energetische Sanierung ist ein wichtiges auf dem deutschen Immobilienmarkt: Nach dem Europaparlament müssen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Verspätungen, Streiks, Baustellen: Wie die Deutsche Bahn 700 Millionen Umsatz verliert
28.12.2024

Die Deutsche Bahn ist eine Dauerbaustelle und bekommt die Quittung dafür. Die Bilanz 2024 weist alleine im Fernverkehr 700 Mio. weniger...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kraftwerksexperte Manfred Haferburg: "Brownout ist ziemlich sicher zu erwarten”
28.12.2024

Gleich mehrere Dunkelflauten sorgten zum Jahresende 2024 für Rekordstrompreise an der Börse und Produktionsunterbrechungen in der...

DWN
Politik
Politik Estland lässt Unterseekabel Estlink 1 von Marine schützen
28.12.2024

In Estland und Finnland wurde die Weihnachtsruhe durch ein beschädigtes Unterseekabel in der Ostsee gestört. Die Regierung in Tallinn...

DWN
Politik
Politik Südkorea: Auch Interimspräsident Han des Amtes enthoben
28.12.2024

Nach Präsident Yoon Suk Yeol wird nun auch sein Vertreter Han Duck Soo durch eine Parlamentsabstimmung von seinen Aufgaben entbunden....