Politik

Sorge vor Ausweitung des Gaza-Krieges: USA stocken Militär in der Region auf

Die USA wollen ihre Militärpräsenz in der Region aufstocken. Währenddessen fordert Israel die Bewohner im Norden Gazastreifens zur Flucht auf. Die Hinweise auf eine Bodenoffensive verdichten sich.
22.10.2023 19:18
Aktualisiert: 22.10.2023 19:18
Lesezeit: 3 min
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Gut zwei Wochen nach Beginn des Kriegs zwischen Israel und der Hamas wachsen die Sorgen vor einer Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten. Die USA wollen ein Raketenabwehrsystem THAAD und zusätzliche Patriot-Luftabwehrraketensysteme in die Region schicken. Wie Verteidigungsminister Lloyd Austin am Sonntag mitteilte, sollen auch zusätzliche Truppen in Bereitschaft versetzt werden. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warnte die libanesische Hisbollah-Miliz vor der Eröffnung einer Front gegen Israel. Wenn sie in den Krieg eintrete, werde Israel mit unvorstellbarer Härte reagieren und Verheerungen im Libanon anrichten. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mahnte auf einer Großkundgebung gegen Antisemitismus in Berlin, es müsse alles versucht werden, damit aus dem Gaza-Konflikt kein Flächenbrand werde.

In der Nähe des Grenzübergangs Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen waren am Nachmittag eine Explosion und Sirenen von Krankenwagen zu hören. Die Hintergründe waren zunächst unklar. Kurz zuvor hatte ein zweiter Hilfskonvoi von ägyptischer Seite den Grenzübergang erreicht. Am Samstag hatte ein erster Konvoi seit Kriegsbeginn diesen Übergang passiert. Israel setzte seine Angriffe im Gazastreifen unterdessen fort.

Offen blieb, wann Israel seine weithin erwartete Bodenoffensive beginnt. Das israelische Militär rechnet nach den Worten eines Sprechers mit schweren eigenen Verlusten im Kampf gegen die radikal-islamische Hamas. Die israelische Strategie bestehe darin, in Vorbereitung der nächsten Phase des Militäreinsatzes die Hamas zu schwächen, sagt Oberstleutnant Jonathan Conricus dem US-Sender Fox TV. „Wir gehen davon aus, dass die Hamas das Schlachtfeld vorbereitet hat ... und zumindest in der ersten und in der Zwischenphase, kämpfen und den israelischen Streitkräften schwere Verluste zufügen wird.“

Israel kündigte verstärkte Angriffe im Norden des Gazastreifens an. Den dort noch ausharrenden Bewohnern teilten die israelischen Streitkräfte laut palästinensischen Angaben mit, dass sie als Sympathisanten einer „terroristischen Organisation“ angesehen werden könnten, falls sie sich nicht zur Flucht in den Süden aufmachten. Bei Angriffen der israelischen Luftwaffe im Gazastreifen wurden nach Angaben der Palästinenser binnen 24 Stunden 266 Menschen getötet.

Die seit 2007 in Gaza herrschende Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel begonnen. Kämpfer der Hamas drangen in israelische Städte und Kibbuze ein, Raketen gingen in Israel nieder. Mindestens 1400 Menschen – vor allem Zivilisten – wurden getötet. Überdies wurden 212 Geiseln laut aktualisierten Angaben Israels in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion riegelte Israel den dicht besiedelten Küstenstreifen am Mittelmeer ab und bombardiert dort fortwährend Ziele. Nach Angaben von Palästinenser-Vertretern wurden bisher mindestens 4741 Palästinenser getötet.

Gefechte im Grenzgebiet zum Libanon

In Syrien, wo der als größter regionaler Unterstützer der Hamas geltende Iran militärisch präsent ist, trafen israelische Raketen am Sonntagmorgen internationale Flughäfen in Damaskus und Aleppo. Dabei wurden laut syrischen Staatsmedien mindestens zwei Arbeiter getötet. Entlang der Nordgrenze Israels zum Libanon kam es zu Zusammenstößen der vom Iran unterstützten Hisbollah-Gruppe mit israelischen Streitkräften. Laut Hisbollah wurden vier ihrer Kämpfer am Sonntag bei Schusswechseln getötet. Ein weiterer sei an zuvor erlittenen Wunden gestorben.

Aus libanesischen Sicherheitskreisen verlautete, dass in der Grenzregion neben vier Zivilisten auch elf Kämpfer palästinensischer Gruppen im Libanon getötet worden seien. Berichten des israelischen Militärs zufolge wurden auf der israelischen Seite der Grenze mindestens fünf israelische Soldaten und ein Zivilist getötet. Angesichts der zunehmenden Gewalt an seinen streng bewachten Grenzen nahm Israel am Sonntag 14 Gemeinden in der Nähe des Libanon und Syriens in seinen Evakuierungs-Notfallplan auf.

Mitten in den Planungen der USA für eine Verstärkung ihrer Militärpräsenz im Nahen Osten gab es im Irak Armeekreisen zufolge erneut einen Raketenangriff auf einen US-Stützpunkt. Wie zwei Militärvertreter sagten, wurde die Basis Ain al-Assad am Sonntag Ziel von Katjuscha-Raketen. Innerhalb des Stützpunkts sei eine Explosion zu hören gewesen. In der Basis in der westirakischen Provinz Anbar sind neben US-Soldaten auch andere internationale Streitkräfte untergebracht. Zuletzt hatte es bereits mehrere Angriffe auf Militärbasen im Irak gegeben, in denen US-Truppen stationiert sind. Die USA hatten kürzlich bereits zwei Flugzeugträger-Verbände sowie rund 2000 Marineinfanteristen in die Nahost-Region entsandt. (Reuters)

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