Politik

„Politische Schönfärberei“: Mittelstand kritisiert KfW scharf

„Politischer Klamauk“, „Shitstorm“, „Vertrauensverlust“ – der Mittelstandsverband BVMW geht mit der staatlichen KfW-Bank hart ins Gericht. Diese beschönige die Lage in ihren Pressemitteilungen, während die Betriebe derzeit ums nackte Überleben kämpfen.
28.10.2023 16:49
Aktualisiert: 28.10.2023 16:49
Lesezeit: 2 min

Der Verband „Der Mittelstand. BVMW“ schreibt in einer Pressemitteilung:

Die KfW hat bei mittelständischen Unternehmen für Kopfschütteln und Verärgerung gesorgt. Der Grund: Die ums Überleben kämpfenden kleinen und mittleren Unternehmen fühlen sich von den Einschätzungen des neuesten KfW-Mittelstandspanel nicht mehr ernst genommen.

So schrumpft die desaströse wirtschaftliche Lage in der blumigen Sprache der KfW-Banker vom Frankfurter Palmengarten zur "Belastungsprobe, die bislang nur für leichte Blessuren beim Mittelstand gesorgt habe".

Dass dies wenig mit der Lebenswirklichkeit des Mittelstandes zu tun hat, scheint auch bei der Chefvolkswirtin der KfW nur in Teilen angekommen zu sein, wenn sie in ihrer Analyse nur von einem "konjunkturellen Gegenwind" spricht.

"Die Unternehmen erleben keinen Gegenwind und auch kein laues Lüftchen, sondern einen ausgewachsenen Shitstorm aus Bürokratie, viel zu hohen Steuern und Abgaben sowie einer hausgemachten Energiekrise, auf die Teile der Ampel auch noch stolz zu sein scheinen", sagt Mittelstandschef Christoph Ahlhaus.

Die offensichtlich neu definierte Rolle der KfW zur politischen Schönfärberei und Beschwichtigungs-PR stößt den Mittelständlern nicht zum ersten Mal bitter auf. Bereits im Sommer hatte der sogenannte KfW-Konjunkturkompass offenbar völlig die Orientierung verloren und mit der Einschätzung überrascht, Deutschlands Wirtschaft könne zum Jahresende wieder wachsen.

"Das Einzige, was in Deutschland gerade wächst, ist der Frust und die Anzahl der Unternehmen, die über Abwanderung ins Ausland nachdenken. Statt überflüssiger, teurer Studien, die die tatsächliche Lage beschönigen, sollte die KfW ihrer eigentlichen Aufgabe gerecht werden und dem Mittelstand die nötige Liquidität organisieren", sagt Ahlhaus.

Eine Anstalt des öffentlichen Rechts, die immer weniger ihren eigentlichen Aufgaben nachkommt und statt dessen öffentliche Gelder für völlig unglaubwürdige politische PR verschwendet, stellt ihre Existenzberechtigung massiv in Frage, so Mittelstandschef Christoph Ahlhaus.

In der 75-jährigen Geschichte der KfW seien die Verdienste der Bank für den deutschen Mittelstand, insbesondere in der Außenwirtschaft, unbestritten, so Ahlhaus: "Der Glaubwürdigkeit von Politik stünde es gut an, dafür Sorge zu tragen, dass der Mittelstand das verloren gegangene Vertrauen in die KfW zurückgewinnt."

"Statt politischem Klamauk wäre es ausreichend, wenn Deutschland endlich seine Hausaufgaben machen, die Bürokratie messbar zurückdrängen und den Betrieben wieder mehr unternehmerische Freiheiten zugestehen würde", so Ahlhaus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin 2026: Droht der nächste Crash oder ein neuer Reifegrad des Marktes?

Wie sich Bitcoin im Jahr 2026 verhalten wird, lässt sich nicht eindeutig voraussagen. Was sich jedoch belastbar analysieren lässt, sind...

 

DWN
Finanzen
Finanzen Neues Silberpreis-Rekordhoch: Warum das Edelmetall vor einer historischen Neubewertung steht
15.12.2025

Die Silber-Rallye ist ungebrochen und die Kurse eilen von einem Allzeithoch zum nächsten. Warum trotz neuem Silberpreis-Rekordhoch zum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gewinneinbruch bei Autobauern: Deutsche Hersteller besonders unter Druck
15.12.2025

Die weltweite Krise der Autoindustrie macht den deutschen Herstellern stärker zu schaffen als vielen internationalen Wettbewerbern. Eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Vertrauensverlust im Mittelstand: Wirtschaft zweifelt an Merz:
15.12.2025

Das Vertrauen des deutschen Mittelstands in die Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) nimmt deutlich ab. Laut einer aktuellen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 63.000 Jobs bedroht: Ostdeutsche Chemiebranche drängt auf Rettungsplan
15.12.2025

Die Chemieindustrie in Ostdeutschland steht unter Druck: Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften haben der Bundesregierung einen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bahnhofstoiletten bleiben kostenpflichtig: DB sieht keinen Spielraum
15.12.2025

Kostenlose Toiletten an Bahnhöfen sind in Deutschland selten. Laut Bundesregierung sieht die Deutsche Bahn aus Kostengründen keine...

DWN
Finanzen
Finanzen Barzahlen wird zur Ausnahme: Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
15.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bauern protestieren gegen niedrige Butterpreise bei Lidl
15.12.2025

Mit Traktoren demonstrieren Landwirte in Baden-Württemberg gegen aus ihrer Sicht ruinöse Milch- und Butterpreise. Im Fokus der Kritik...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI revolutioniert Unternehmen: Wie Künstliche Intelligenz Verhandlungen effizienter macht
15.12.2025

Künstliche Intelligenz verändert zunehmend die Arbeitsweise in Unternehmensbereichen, in denen bislang menschliche Erfahrung dominierte....