Politik

Neue Ungereimtheiten im Hamburger Untersuchungsausschuss zum Cum-Ex-Skandal

Neue Irritationen im „Cum-Ex“-Untersuchungsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft über den Verbleib von zwei Laptops mit abertausenden mutmaßlich brisanten E-Mails. Der Untersuchungsausschuss will klären, warum die Hamburger Finanzbehörde auf eine millionenschwere Rückzahlung von der Privatbank Warburg verzichtet habe und welche Rolle Bundeskanzler Olaf Scholz dabei spielte.
04.11.2023 15:28
Aktualisiert: 04.11.2023 15:28
Lesezeit: 2 min
Neue Ungereimtheiten im Hamburger Untersuchungsausschuss zum Cum-Ex-Skandal
Fehlende Erinnerung: Bundeskanzler Scholz im Hamburger Untersuchungsausschuss. (Foto: dpa) Foto: Christian Charisius

Ursprünglich waren die beiden Laptops in einem Tresor in einem eigens für vertrauliche Ausschussunterlagen eingerichteten Raum gelagert. Die Geräte seien nun in anderen „sicheren Räumen“. Das habe der Leiter des Arbeitsstabes, Steffen Jänicke (SPD), am Freitag bei der Sitzung der Obleute erklärt, sagte CDU-Obmann Richard Seelmaecker. Seelmaeckers Aussagen, wonach die Laptops nun wieder im Tresor lägen, nannte der SPD-Obmann im Ausschuss, Milan Pein, am Abend jedoch falsch. Sie seien nach wie vor in einem gesicherten Schrank in Jänickes Büro.

Spekulationen, dass der von der SPD berufene Chefermittler Steffen Jänicke die Laptops versteckt habe, wies der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, Mathias Petersen (SPD), als „völligen Blödsinn“ zurück. Er sagte, er habe sie lediglich sicher verwahrt, weil noch geklärt werden müsse, wie man mit den großen Datenmengen auf den Laptops umgehen solle, die nichts mit dem „Cum-Ex“-Skandal zu tun hätten. Das sei den Obleuten des Ausschusses auch vor zwei Wochen mitgeteilt worden. Petersen sprach von einem „Sturm im Wasserglas“.

700.000 Mails

Nach Berichten des „Sterns“ und der „WAZ“ befinden sich auf den beiden Laptops mehr als 700 000 E-Mails, unter anderem von der Büroleiterin von Scholz, Jeanette Schwammberger, von Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und von zahlreichen Topbeamten. Sie waren im Rahmen der Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft Köln beschlagnahmt und nach langem politischem Tauziehen dem Untersuchungsausschuss übergeben worden.



Der Ausschuss will eine mögliche Einflussnahme führender Hamburger SPD-Politiker auf die steuerliche Behandlung der Warburg Bank prüfen. Hintergrund sind drei Treffen der Bankmiteigentümer Christian Olearius und Max Warburg mit dem damaligen Bürgermeister und heutigen Bundeskanzler Scholz in den Jahren 2016 und 2017. Die Mails, die in den beiden Laptops gespeichert worden sind, hatte die Staatsanwaltschaft Köln im Rahmen ihrer Ermittlungen beschlagnahmt. Dabei geht die Staatsanwaltschaft den Cum-Ex-Geschäften der Privatbank Warburg und der Frage nach, warum seinerzeit das Hamburger Finanzamt auf eine fällige Rückzahlung in Höhe von 47 Millionen Euro von der Hamburger Privatbank verzichtet hatte.

Zwei SPD-Genossen

Bei ihren Ermittlungen waren die Kölner Staatsanwälte auf eine Hamburger Finanzbeamtin und auf zwei einflussreiche Hamburger SPD-Politiker gestoßen: den ehemaligen Innensenator Alfons Pawelczyk und dessen politischen Ziehsohn, den früheren Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs. Pawelczyk und Kahrs hatten seinerzeit die Bank beraten und ein Treffen mit dem damaligen Ersten Bürgermeister Hamburgs, dem heutigen Bundeskanzler Olaf Scholz, arrangiert. Für seine Lobbyarbeit war Pawelczyk von der Bank mit 60.000 Euro entlohnt worden, 45.500 Euro flossen an Kahrs, beziehungsweise seinen Wahlkreis. Scholz hatte zwar dann im Untersuchungsausschuss die Treffen mit den Vertretern der Warburg eingeräumt, konnte sich aber angeblich nicht mehr an Details der Unterredung erinnern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Zuckerberg kündigt Mega-Rechenzentren an
15.07.2025

Mark Zuckerberg treibt den KI-Wettlauf in eine neue Dimension. Der Meta-Chef kündigt gigantische Rechenzentren an und will dabei selbst...

DWN
Politik
Politik Jetzt unterstützt Trump die Ukraine: Ist das die Wende?
15.07.2025

Donald Trump vollzieht die Wende: Plötzlich verspricht er der Ukraine modernste Waffen – auf Europas Kosten. Russland droht er mit...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche fahren wieder mehr Auto
15.07.2025

Deutschland erlebt eine Kehrtwende beim Autofahren: Nach Jahren des Rückgangs steigen die gefahrenen Kilometer wieder – obwohl einzelne...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldverbot 2025: Panikmache oder reale Gefahr für Ihr Gold?
15.07.2025

Mehrere Goldhändler warnen vor einem staatlichen Zugriff auf Barren und Krügerrands – Millionen Anleger fürchten um ihre Ersparnisse....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle sollen bleiben – weil er sie als Erfolg verbucht
15.07.2025

Donald Trump sieht seine Zollpolitik als Erfolg – und will sie verschärfen. Was der transatlantische Handelskrieg für Europa,...