Politik

US-Sender: Washington drängt Ukraine zu Gesprächen mit Russland

Vertreter der USA und Westeuropas sollen mit Kiew Geheimgespräche über mögliche Friedensverhandlungen mit Moskau geführt haben. Bei diesen Gesprächen soll es auch darum gegangen sein, herauszufinden, zu welchen Konzessionen die Ukraine möglicherweise bereit sein könnte. Das berichtet der amerikanische Fernsehsender NBC und beruft sich dabei auf hochrangige Quellen im amerikanischen Außenministerium.
Autor
04.11.2023 18:33
Aktualisiert: 04.11.2023 18:33
Lesezeit: 2 min
US-Sender: Washington drängt Ukraine zu Gesprächen mit Russland
US-Sicherheitsberater Jake Sullivan: Neue Überlegungen im Ukrainekrieg. (Foto: dpa) Foto: Michael Brochstein

Nach den Berichten von NBC hätten die Gespräche unter anderem am Rande eines Treffens der Ukraine Kontakt Gruppe im vergangenen Monat stattgefunden. Die Kontakt-Gruppe – auch Ramstein-Format genannt – wurde im April 2022 im pfälzischen Ramstein gegründet und hat das Ziel, die militärische und zivile Unterstützung für die Ukraine zu koordinieren.

Kiews neue Lage

Bei dem jüngsten Treffen mit den ukrainischen Vertretern sei es darum gegangen, auszuloten, unter welchen Bedingungen Kiew bereit wäre, in Verhandlungen mit Moskau zu treten. Quellen des Senders NBC bezeichnen den Verlauf der Gespräche mit den ukrainischen Vertretern als schwierig und heikel. Die Initiative sei, so der Bericht der NBC mit Verweis auf Aussagen aus dem amerikanischen Außenministerium, eine Konsequenz der sich für die Ukraine militärisch und politisch verschlechternden Lage.

Demnach komme das Pentagon zu dem Ergebnis, dass sich die ukrainische Offensive festgefahren habe und sich am Verlauf der Front trotz hohen Einsatzes kaum noch etwas ändern werde. Das Pentagon habe aber nun die Befürchtung, dass ein sich dahinziehender Stellungskrieg die Folge wäre. Ein solcher Stellungskrieg würde aber nur Russland nutzen, da es über die ungleich größeren Reserven verfüge.

Besondere Sorgen machen westlichen Militärbeobachtern zufolge, dass es Russland trotz hoher Verluste offenbar immer noch gelinge, frische Soldaten in den Kampf zu werfen, während auf der anderen Seite Kiew zunehmend Schwierigkeiten mit der Rekrutierung neuer Truppen habe. Die schwindende Truppenstärke sei im Moment die größte Sorge der Militärbeobachter. „Wir können Kiew mit Waffen versorgen, doch wenn die Truppen fehlen, hat das wenig Sinn“, zitiert NBC einen amerikanischen Regierungsvertreter.

Probleme im Kongress

Zugleich wird es nach dem Ausbruch des neuen Krieges im Nahen Osten für das Weiße Haus immer schwieriger, vom Kongress die Zustimmung für die finanziellen Mittel für weitere Ukrainehilfen zu erhalten. Mehrere Republikaner im Kongress haben inzwischen zu verstehen gegeben, dass sie lediglich ihre Zustimmung für Mittel zur Unterstützung für Israel geben würden. Bisher hatte die Regierung von Joe Biden die Ukraine mit Hilfen im Wert von rund 43 Milliarden Dollar unterstützt. Ein Regierungsvertreter räumte gegenüber NBC ein, dass die Regierung lediglich noch fünf Milliarden Dollar zur freien Verfügung habe, ohne auf die Zustimmung des Kongresses angewiesen zu sein. Dann allerdings laufe ohne das Votum des Kongresses nichts mehr.

Gleichzeitig nimmt auch in der amerikanischen Öffentlichkeit die Zustimmung für weitere Ukrainehilfen dramatisch ab. Nach einer jüngsten Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Gallup sagen heute 41 Prozent der Amerikaner, dass ihr Land zu viel mache, um die Ukraine zu unterstützen. Nur drei Monate zuvor waren es noch 24 Prozent. Eine ähnliche Entwicklung in der öffentlichen Meinung sei auch in den Ländern Westeuropas zu beobachten.

In der amerikanischen Regierung gebe es Überlegungen, der Ukraine im Gegenzug für Gespräche mit Moskau Sicherheitsgarantien der Nato zu geben, so NBC. Demnach könnte die NATO solche Garantien aussprechen, auch ohne dass die Ukraine ein offizielles Mitglied des Nordatlantikpaktes wäre.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Valley wankt: Zölle, Zoff und zerplatzte Tech-Träume
08.05.2025

Während Europa auf seine Rezession zusteuert und China seine Wirtschaft auf staatlicher Kommandobasis stabilisiert, gibt es auch im sonst...

DWN
Panorama
Panorama Verkehrswende: Ariadne-Verkehrswendemonitor zeigt Entwicklung auf
08.05.2025

Wie sich die Verkehrswende in Deutschland aktuell entwickelt, ist nun auf einer neuen Onlineplattform des Potsdam-Instituts für...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation bewältigen: 7 Strategien für finanzielle Stabilität, weniger Belastung und einen nachhaltigeren Lebensstil
08.05.2025

Wer die eigenen Ausgaben kennt, kann gezielt handeln. So behalten Sie die Kontrolle über Ihr Geld. Mit Budgetplanung und klugem Konsum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau: Bedeuten die Trump-Zölle das Ende einer deutschen Schlüsselindustrie?
08.05.2025

Der Maschinenbau befindet sich seit Jahren im Dauerkrisenmodus. Nun droht die fatale Zollpolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump zum...

DWN
Politik
Politik Anti-Trump-Plan: Halbe Milliarde Euro für Forschungsfreiheit in Europa
08.05.2025

Während US-Präsident Trump den Druck auf Hochschulen erhöht, setzt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf gezielte Anreize...

DWN
Technologie
Technologie Bitkom-Umfrage: Deutsche kritisieren Abhängigkeit von KI-Anbietern aus dem Ausland
08.05.2025

Die Bevölkerung in Deutschland verwendet zunehmend Anwendungen auf Basis künstlicher Intelligenz. Gleichzeitig nimmt die Sorge über eine...

DWN
Politik
Politik Migrationspolitik: Wie die Neuausrichtung an den deutschen Außengrenzen aussehen könnte
08.05.2025

Das Thema illegale Migration und wer bei irregulärer Einreise an deutschen Landesgrenzen zurückgewiesen wird, beschäftigt die Union seit...

DWN
Politik
Politik Ungenutztes Potenzial: Biokraftstoffe könnten Europas Verkehr sofort dekarbonisieren – doch die Politik bremst
08.05.2025

Während Elektromobilität noch mit Infrastrukturproblemen kämpft, könnte HVO100 die CO2-Bilanz des Verkehrssektors sofort verbessern –...