Weltwirtschaft

Deutsche Industrie mit erneutem Auftragsplus

Lesezeit: 2 min
06.11.2023 11:42
Die deutsche Industrie zeigt leichte Anzeichen einer Stabilisierung. Ökonomen hatten einen Rückgang erwartet. Die Aussichten für das laufende Quartal bleiben eher gedämpft.
Deutsche Industrie mit erneutem Auftragsplus
Die deutsche Industrie zeigt Anzeichen einer Stabilisierung. (Foto: dpa)

Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die krisengeschüttelte deutsche Industrie zeigt Anzeichen einer Stabilisierung. Ihre Aufträge wuchsen im September den zweiten Monat in Folge, wenn auch nur um 0,2 Prozent im Vergleich zum August. Das ist vor allem Großaufträgen und der gestiegenen Nachfrage aus dem Ausland zu verdanken, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Rückgang um 1,0 Prozent gerechnet. Allerdings wurde das Wachstum im August nachträglich deutlich nach unten korrigiert - von 3,9 Prozent auf nur noch 1,9 Prozent. „Die ungewöhnlich hohe Revision im August 2023 ist auf fehlerhaft gemeldete Daten im Bereich Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen zurückzuführen“, erklärten die Statistiker.

Ökonomen rufen auch deshalb noch keine Trendwende aus. „Nach den starken Rückgängen bis zum Frühjahr zeichnet sich nun lediglich eine Stabilisierung ab“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Die Industrieproduktion sollte in den kommenden Monaten tendenziell fallen.“ Das signalisiert auch der weniger schwankungsanfällige Dreimonatsvergleich: Hier lag der Auftragseingang von Juli bis September um 3,9 Prozent niedriger als im vorangegangenen Quartal. Steigende Zinsen und hohe Energiepreise belasten derzeit die Nachfrage.

Europas größter Volkswirtschaft droht deshalb eine neue Rezession, nachdem sie im Sommerquartal um 0,1 Prozent geschrumpft ist. Für das laufende vierte Quartal rechnen viele Experten mit einem erneuten Minus. „Die Lager müssen noch stärker geräumt werden, die Preise vieler industrieller Vorprodukte müssen noch günstiger werden und die Zinsen wieder fallen, ehe ein neuer Aufschwung einsetzt, der sich dann auch in nachhaltig steigenden Auftragsbüchern niederschlägt“, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel.

Weniger Inlandaufträge

Die Bestellungen aus dem Inland sanken im September um 5,9 Prozent zum Vormonat. Der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zufolge liegen sie auf dem niedrigsten Stand seit Mai 2020, als die Corona-Pandemie für Verwerfungen sorgte. „Wegen großer Unsicherheiten, hoher Kosten und wachsender bürokratischer Lasten, halten sich die Unternehmen hierzulande mit der Nachfrage nach Industriegütern zurück“, sagte DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen. „Die Investitionen laufen auf Sparflamme.“ Die Auslandsnachfrage wuchs dagegen um 4,2 Prozent.

In den einzelnen Branchen entwickelten sich die Bestellungen stark unterschiedlich. Der Maschinenbau meldete im September ein Wachstum von 8,5 Prozent, ebenso die Hersteller von Metallerzeugnissen. In der Metallerzeugung und -bearbeitung fiel das Plus mit 8,7 Prozent sogar noch deutlicher aus. „Einen stark negativen Einfluss hatte hingegen der Rückgang der Auftragseingänge im Bereich Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen“, hieß es. Hier gab es einen Einbruch von 12,5 Prozent, der allerdings auf einen kräftigen Zuwachs von 19,9 Prozent im August folgt. Die Autoindustrie meldete diesmal einen Rückgang von 2,5 Prozent, der Sonstige Fahrzeugbau (Flugzeuge, Schiffe, Züge, etc.) kam auf ein Minus von 9,7 Prozent.

Gesunken ist im September der Umsatz im Verarbeitenden Gewerbe: Er fiel 1,6 Prozent niedriger aus als im Vormonat. Im August hatte es noch einen Rückgang von 0,5 Prozent gegeben. (Reuters)



DWN
Finanzen
Finanzen Russische Devisenreserven abgeschöpft: EU will Zinsen für Ukraine-Hilfen verwenden
21.05.2024

Nun ist es amtlich: Nach langer Diskussion haben sich die EU-Staaten darauf geeinigt, die milliardenschweren Zinserträge des eingefrorenen...

DWN
Finanzen
Finanzen Zukunft des Solidaritätszuschlags: Entlastung für Kapitalanleger in Sicht?
21.05.2024

Trotz der Abschaffung des „Soli“ für viele Bürger: Kapitalanleger zahlen weiter! Doch die Verfassungsmäßigkeit des...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Handels-Drama: BMW hat Autos mit verbotenen chinesischen Teilen in die USA geliefert
21.05.2024

Die Handels-Spannungen zwischen China und den USA treffen nun auch das Tagesgeschäft der deutschen Automobilhersteller. Laut einem...

DWN
Politik
Politik Absturz des Präsidentenhubschraubers im Iran: Raisis Tod ändert nichts an der Diktatur
21.05.2024

Der Hubschrauberabsturz, bei dem Irans Regierungschef Ebrahim Raisi starb, sorgt weiterhin für Reaktionen weltweit. Manche Experten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Versicherer: Unwetterschäden in Saarland und Rheinland-Pfalz noch nicht absehbar
21.05.2024

Für eine Schadensbilanz in den von Starkregen und Überschwemmungen betroffenen Regionen im Saarland und in Rheinland-Pfalz ist es nach...

DWN
Politik
Politik KI-Gesetz: EU lehnt Social Scoring und Gesichtserkennung im öffentlichen Raum ab
21.05.2024

Die Europäische Union hat das umstrittene KI-Gesetz nun final beschlossen. Es sei das weltweit erste Gesetz dieser Art und könne einen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russland reagiert auf Sanktionen: Vermögenswerte von Deutscher Bank und Commerzbank konfisziert
21.05.2024

Wegen der westlichen Sanktionen platzte der Bau eines Gas-Terminals in Russland. Ein Gericht hat nun Vermögenswerte mehrerer Banken...

DWN
Politik
Politik Um „die Freiheit zu verteidigen“: Musk und Miliei gegen Europas Politiker?
21.05.2024

Es gibt Personen des öffentlichen Lebens, die unweigerlich polarisieren. Der erratische Unternehmer Elon Musk und Argentiniens...