Eine Finanzierungslücke in Höhe von 3,2 Milliarden Euro steht den gesetzlichen Krankenkassen im kommenden Jahr ins Haus. Die Ursachen dafür liegen primär in steigenden Behandlungskosten, dem deutschen Demografieproblem und der Bildung von Rückstellungen durch die Versicherer für die kommenden Jahre.
Gesetzliche Krankenversicherung wird immer teurer
Die Lösung für dieses Problem: eine weitere Anhebung der Beiträge. So sollen laut Gesundheitsminister Karl Lauterbach die durchschnittlichen Zusatzbeiträge per Verordnung um 0,1 Prozent auf 1,7 Prozent vom Gehalt erhöht werden (Ihr Beitrag setzt sich in der GKV aus 14,6 Prozent gesetzlichem Kassen-Beitrag + Zusatzbeitrag zusammen). Dies bedeutet dann gleichzeitig die zweite Erhöhung bei den Sozialabgaben innerhalb von sechs Monaten. So stieg bereits zum 1. Juli der Beitrag zur Pflegeversicherung deutlich. Der allgemeine Beitragssatz erhöhte sich dabei von zuvor 3,05 Prozent auf 3,4 Prozent.
Allerdings möchten viele Menschen diese Belastung nicht mehr tragen, denn schon jetzt vereinnahmen laut Hochrechnung des Handelsblattes Sozialabgaben 41,5 Prozent des Bruttolohns bei durchschnittlichen kinderlosen Arbeitnehmern. Zudem wird die Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze der GKV ab 2024 auf 62.100 Euro bei Gutverdienern die Belastung abermals steigern. Angesichts dessen erwägen immer mehr Arbeitnehmer und Unternehmer einen Wechsel in eine private Krankenversicherung. Doch welche Voraussetzungen gibt es? Und für wen lohnt sich das?
Die Voraussetzungen für eine private Krankenversicherung
Auch wenn viele Menschen denken eine private Krankenversicherung ist nur etwas für Gutverdiener können tatsächlich fast alle Menschen aus dem Arbeitsleben in die private Krankenversicherung eintreten. So erfüllen die Berufsgruppen der Beamten, Selbstständigen, Studenten und Freiberufler grundsätzlich die Kriterien für einen Wechsel in die PKV. Einzig bei Angestellten ist diese Möglichkeit an den Verdienst gebunden. Für das Jahr 2023 müssen Arbeitnehmer deshalb ein Jahresbrutto (Jahresarbeitsentgeltgrenze) von 66.600 Euro nachweisen.
Allerdings ist der Verdienst oder der Berufsstatus noch keinesfalls eine Garantie für eine Übernahme durch die private Krankenversicherung. Denn anders als in der gesetzlichen Konkurrenz besteht hier keine Pflicht zur Versicherung und Verträge werden auf Basis Ihrer individuellen Situation gemacht. Versicherte tragen bei einem solchen Vertrag ihr eigenes Risiko, weshalb die Beiträge im jungen Alter günstig und später eher teuer sind. Das bedeutet auch, dass Gesundheitsfragen und Ihre Krankenakte bei einem Wechsel in die PKV Thema sein dürften, da zunächst Ihr individuelles Risiko bestimmt wird. Ist man nicht gesund oder hat viele Vorerkrankungen besteht deswegen das Risiko von hohen Beiträgen oder einer Ablehnung durch das Unternehmen.
Lohnt sich die private Krankenversicherung?
Doch sollte es tatsächlich zu einer Aufnahme durch den Versicherer kommen stellt sich die Frage: Lohnt sich wirklich eine private Krankenversicherung?
Hierbei kommt es sehr auf Ihre individuellen Bedürfnisse an. Sparfüchse, die nur Ihre Beiträge senken wollen, können im Alter oder bei Krankheit schnell wegen Nichtbehandlung oder später steigender Abgaben auf die Nase fliegen (mehr zum Thema “Wie komme ich aus der PKV wieder heraus?” gibt es weiter unten). Wer hingegen die besten und auf sich zugeschnittene medizinische Versorgung haben will dafür aber auch bereit ist zu zahlen, der ist hier eher gut aufgehoben.
Denn tatsächlich steigen auch bei den privaten Krankenversicherungen die Beiträge stark – im Jahr 2024 sogar möglicherweise für manche zweistellig. So teilten viele Anbieter ihren Kunden Ende Oktober mit, dass der Durchschnittsbeitrag von aktuell 537 Euro pro Monat auf rund 575 Euro ansteigen dürfte. Doch trotz dieser deutlichen Erhöhung bleibt die Abgabenentwicklung bei der PKV langfristig niedriger als in der gesetzlichen Kasse. So haben die Beiträge für Privatversicherte seit 2004 um 74 Prozent zugelegt, die Beiträge für gesetzliche Patienten aber um 82 Prozent.
Von der privaten in die gesetzliche Krankenversicherung wechseln
Aber wie sieht es aus, wen Sie aus Angst vor hohen Beiträgen im Alter zurück in die gesetzliche Krankenkasse wechseln wollen?
Hier gibt es tatsächlich einen weiteren negativer Aspekt der PKV: Ein Wechsel gestaltet sich nämlich schwierig. So ist eine Rückkehr in die GKV über dem Alter von 55 Jahren fast ausgeschlossen und kann nur sehr umständlich über eine Familienversicherung in bestimmten Fällen erreicht werden. Möchte man allerdings in jüngeren Jahren einen Wechsel wagen gibt es auch noch einige Hürden:
- Bei Angestellten muss das Gehalt unter die jährlich steigende Jahresarbeitsentgeltgrenze von aktuell 66.600 Euro sinken
- Freiberufler und Selbstständige müssen in ein Angestelltenverhältnis wechseln
- Bei Jobverlust wird man erst ab Erhalt von ALG I automatisch gesetzlich krankenversichert
Fazit: Eine Entscheidung die wohlüberlegt sein muss
Wenn Sie also nur aufgrund der Ersparnis in die private Krankenversicherung wechseln wollen, dann sollten Sie einen gut überlegten Plan und eine starke Gesundheit haben.
Für alle diejenigen, die sich den Sprung zur PKV nicht trauen gibt es aber auch etwas risikolosere Möglichkeiten bei der Krankenversicherung Geld zu sparen. So gibt es einerseits die Option in eine GKV mit niedrigerem Zusatzbeitrag zu wechseln und/oder andererseits eines der vielen Bonusangebote bei Ihrer Krankenversicherung wahrzunehmen, die im Jahr mehrere hundert Euro Rückerstattung bedeuten können. Nehmen Sie dazu am besten Kontakt mit Ihrer Kasse auf.