Unternehmen

Tarifbeschäftigte profitieren von höherem Weihnachtsgeld

Das Weihnachtsgeld ist nicht nur in Zeiten hoher Inflation ein willkommenes Extra für Beschäftigte. Allerdings erhalten längst nicht alle Arbeitnehmer die Sonderzahlung.
07.11.2023 20:01
Lesezeit: 2 min

Viele Tarifbeschäftigte in Deutschland können in diesem Jahr mit einem etwas höheren Weihnachtsgeld rechnen. Im Schnitt erhalten sie 2809 Euro brutto, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Der Anstieg um 2,3 Prozent oder 62 Euro gegenüber dem Vorjahr liegt allerdings unter der Inflationsrate von zuletzt 3,8 Prozent. Insgesamt bekommen 85,8 Prozent der Tarifbeschäftigten eine solche Jahressonderzahlung im November oder Dezember.

„Für Beschäftigte mit Tarifvertrag gehört vor Weihnachten ein Extra auf dem Gehaltszettel quasi zum Standard“, sagte Malte Lübker, Experte beim Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung. „Wir wissen aber auch, dass dies deutlich seltener der Fall ist, wenn der Arbeitgeber nicht nach Tarif zahlt.“

Kein gesetzlicher Anspruch auf Weihnachtsgeld

Ein gesetzlicher Anspruch auf das Weihnachtsgeld besteht nicht. „Der Anspruch auf die Sonderzahlung ergibt sich aus Tarifvertrag, Betriebsvereinbarung oder Arbeitsvertrag“, erläutert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Ein Anspruch kann sich zudem aus dem Gleichbehandlungsgrundsatz sowie aus der betrieblichen Übung ergeben - wenn Weihnachtsgeld ohne vertragliche Regelung oder Vereinbarungen wiederholt gezahlt wurde.

Tarifverträge gelten allerdings längst nicht für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland. Nach jüngsten Daten der Statistiker waren im vergangenen Jahr nur knapp die Hälfte (gut 49 Prozent) der Beschäftigten in einem tarifgebundenen Betrieb tätig. Es gibt aber Unternehmen, die ihre Zahlungen an Tarifverträgen orientieren, ohne verbindlich daran gebunden zu sein.

Nach jüngsten Angaben des DGB aus dem vergangenen Jahr, für die Daten des WSI berücksichtigt wurden, erhalten in Deutschland rund 54 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine Sonderzahlung am Jahresende.

Höchstes Weihnachtsgeld im Energiebereich

Die Höhe des Weihnachtsgeldes und der Anteil der Tarifbeschäftigten, die ein Zusatzplus erhalten, unterscheiden sich je nach Branche, in die jeweils mehrere Tarifverträge einfließen können. Besonders hoch ist der Anteil mit mehr als 95 Prozent bei Finanz- und Versicherungsdienstleistungen und im Baugewerbe. Im Bereich öffentliche Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung können weniger als 70 Prozent der Tarifbeschäftigten mit Weihnachtsgeld rechnen.

Über ein besonders kräftiges Zusatzplus zum Jahresende von durchschnittlich 5733 Euro können sich alle Tarifbeschäftigten in der Gewinnung von Erdöl und Erdgas sowie im Bereich Kokerei und Mineralölverarbeitung (5586 Euro) freuen.

Am geringsten fällt die Sonderzahlung in der Leiharbeit mit 380 Euro aus. In der Tabakverarbeitung sind es 564 Euro, zudem haben hier lediglich 50,4 Prozent der Tarifbeschäftigten den Statistikern zufolge einen Weihnachtsgeldanspruch. (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Bankenregulierung: Neue Regelungen setzen Europas Institute unter Druck
26.11.2025

Die europäische Bankenaufsicht ringt derzeit mit der Frage, wie sich Regulierung und Wettbewerbsfähigkeit neu austarieren lassen, ohne...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Deutsche gegen militärische Führungsrolle in Europa
25.11.2025

Rente, Bürgergeld, Wehrdienst – bei solchen Themen ist die Stimmung der Bürger gut erforscht. Für die Außenpolitik gilt das hingegen...

DWN
Politik
Politik Lawrow zu Europa: "Ihr hattet eure Chancen, Leute"
25.11.2025

Haben sich die Ukraine und die USA geeinigt? Europa jedenfalls habe seine Chance verspielt, den Ukrainekonflikt politisch zu entschärfen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Biotech-Unternehmen wandern aus: Europa verliert 13 Mrd. Euro an die USA
25.11.2025

Europas Biotech-Branche steht an einem Wendepunkt, weil zentrale Finanzierungsquellen immer seltener im eigenen Markt zu finden sind....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
25.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Experten warnen vor wachsenden Risiken am Markt
25.11.2025

Die Finanzmärkte stehen unter spürbarer Spannung, während Anleger die Dynamik rund um künstliche Intelligenz bewerten. Doch weist die...

DWN
Finanzen
Finanzen Doppelbesteuerung Rente: Ob Sie betroffen sind und was Sie tun können!
25.11.2025

In Deutschland müssen auch Rentner ihre Rente versteuern, weil Renten als Einkünfte gewertet werden, obwohl Arbeitnehmer bereits im...

DWN
Politik
Politik Georgiens Krise: Welche Machtverschiebung Europa jetzt alarmieren sollte
25.11.2025

Ein Land am Schwarzen Meer verliert seine demokratischen Sicherungen, während die Regierung Kritiker verfolgt und neue Allianzen mit...