Das Auftragspolster der deutschen Industrie ist im September in Rekordtempo geschmolzen. Der Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe sank um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn dieser Statistik im Jahr 2015.
Im Vergleich zum Vormonat gab das mit minus 0,8 Prozent bereits den dritten Rückgang in Folge. Dabei nahmen die offenen Aufträge für Waren "Made in Germany" aus dem In- und Ausland ab.
Dafür sorgten vor allem zwei Vorzeigebranchen: Im Maschinenbau fiel der Auftragsbestand um 2,7 Prozent niedriger aus als im Vormonat, während er in der Autoindustrie sogar um 2,9 abnahm. "Insbesondere in der Automobilindustrie hatten sich in den Jahren 2020 bis 2022 aufgrund von Lieferengpässen historisch hohe Auftragsbestände angestaut", erklärten die Statistiker. Seit Anfang dieses Jahres sei die Entwicklung nun aber rückläufig.
Trotzdem lägen die Auftragsbestände in der Autoindustrie "in einer längerfristigen Betrachtung aber noch auf einem hohen Niveau". Ähnlich sei die Situation im Maschinenbau, wenn auch weniger ausgeprägt.
Die Reichweite des Auftragsbestands sank im September auf 7,0 Monate. Das ist das niedrigste Niveau seit mehr als zwei Jahren. Die Reichweite gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Bestellungen theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Bestellungen abzuarbeiten.
Die exportlastige Industrie hat ihre Produktion zuletzt in drei der vergangenen vier Monate gedrosselt. Ein Grund dafür ist die maue Weltkonjunktur. So schwächelt etwa das Exportgeschäft mit China. Zudem haben viele Zentralbanken ihre Leitzinsen im Kampf gegen die Inflation kräftig heraufgesetzt, was die Finanzierungskosten nach oben treibt und die Nachfrage nach deutschen Waren dämpft.