Durch die starken Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbanken sind die Zinsen im Rekordtempo über die Marke von vier Prozent gestiegen. Einige Banken sind nun nachgezogen und bieten sowohl auf das Tages- als auch das Festgeld attraktive Verzinsungen. Allerdings stellt sich berechtigterweise die Frage: Welches Angebot lohnt sich jetzt mehr?
Welche Zinsangebote gibt es eigentlich?
Grundsätzlich sollten dabei zunächst die Unterschiede zwischen den beiden Angeboten klar sein:
Eröffnen Sie ein Tagesgeld-Konto, dann haben Sie regelmäßigen Zugang zu Ihrem Geld ohne Nachteile jeglicher Art. Die meisten Banken lockten hier zuletzt vor allem Neukunden mit hohen Zinsen von vier Prozent oder mehr – allerdings gibt es dabei einen Haken: Meist handelt es sich dabei nur um Aktionen und die Zinsen sind nur für einen bestimmten Zeitraum so hoch. Aktuelle Beispiele sind etwa die Angebote von Comdirect und Consorsbank, die 3,75 Prozent bzw. 4,00 Prozent bieten. Nach Ablauf des Aktionszeitraums fällt die Verzinsung dann größtenteils deutlich und Sparer müssen sich entweder mit den veränderten Konditionen begnügen oder ein neues Konto bei einem anderen Anbieter eröffnen. Zudem negativ kommt hinzu, dass bei fallenden Zinsen auch die Tagesgeld-Angebote relativ schnell nach unten angepasst werden. So erhielten Sparer in den Jahren der Nullzinspolitik teilweise keinen einzigen Cent auf ihre Geldreserven, die schrittweise von der Inflation gefressen wurde.
Mit einem Festgeld-Konto ist dagegen ein Zinsänderungsrisiko nicht vorhanden, denn hier lässt man sich seinen Zins für mehrere Jahre festschreiben. So gibt es etwa aktuell ein Angebot der Deutschen Pfandbriefbank über 4,25 Prozent pro Jahr für insgesamt zehn Jahre. Doch dabei wird schon der große Nachteil des Festgeldes deutlich: Wer sich über mehrere Jahre oder Monate mit einem solchen Produkt festlegt, der hat keinen Zugang zu seinem Geld oder muss hohe Gebühren zahlen, um dies vor Ende der Laufzeit wiederzusehen.
Doch welches Angebot lohnt sich jetzt mehr? Sollten Sparer besser flexibel bleiben oder sich die hohen Zinsen über Inflationsniveau einloggen?
Jetzt die hohen Zinsen einloggen oder doch lieber flexibel bleiben?
Grundsätzlich gilt bei dieser Frage wie bei jeder, wenn es um Geldanlage geht: Es kommt auf die persönlichen Präferenzen des Anlegers an. Denn, wenn Sie etwa Geld eines Tages kurzfristig benötigen, dann empfiehlt sich ein Tagesgeld oder ein Festgeld mit sehr kurzer Laufzeit. Sind Sie hingegen nicht auf das Geld angewiesen oder haben bereits jetzt planbare Zahlungen in einigen Jahren, dann kann eine langfristige Anlage durch ein Festgeld Sinn ergeben.
Während am Tagesgeld für kurzfristig abrufbare liquide Mittel kein Weg vorbeiführt, müssen sich Sparer bei langfristigem Festlegen auf ein Festgeld aber fragen, ob es nicht bessere Alternativen in der Geldanlage gibt. Zumindest folgende Alternativen sollten Sie einmal erwägen:
Welche Alternativen gibt es zu Festgeld und Tagesgeld?
Kündigungsgeld (Festgeld-Alternative):
Eine erste Option wäre statt eines Festgeldes ein Kündigungsgeld zu eröffnen. Dies ist ebenfalls ein Bankprodukt, bei dem sie Kapital gegen Zins bei einem Geldhaus parken und anschließend keinen Zugang mehr dazu haben. Der wesentliche Unterschied zum Festgeld besteht allerdings darin, dass dieses keine feste Laufzeit, sondern lediglich eine Kündigungsfrist hat. Sollten Sie also eine Kündigung des Produktes einreichen, erhalten Sie ohne Mehrkosten nach Ablauf der Frist ihr Geld inklusive der bis dahin aufgelaufenen Zinsen. So haben Sie deutlich mehr Flexibilität und müssen sich um Laufzeiten wenig Gedanken machen.
Anlage in Aktien oder Immobilien (Festgeld-Alternative):
Sollten Sie aber eine Anlage auf dem Festgeld für mehrere Jahre erwägen, weil Sie beispielsweise nicht auf das Kapital angewiesen sind oder langfristigen Vermögensaufbau betreiben wollen, dann könnte es eventuell bessere Alternativen geben. So rentieren die aktuell besten langfristigen Festgelder bei 4,25 Prozent, während Aktien und Immobilien langfristig eine Rendite von 7,0 bis 8,0 Prozent pro Jahr eingebracht haben. Allerdings müssen Sie dafür einige Volatilität in Kauf nehmen, denn anders als Fest- und Tagesgeld schwanken diese Anlagen täglich.
Aber es gibt auch eine spannende Alternative zum Tagesgeld für all diejenigen, die nicht ständig von Anbieter zu Anbieter wechseln wollen oder die gesetzliche Einlagensicherung von 100.000 Euro überschreiten:
Geldmarktfonds (Tagesgeld-Alternative):
Denn mithilfe von Geldmarktfonds können sich Anleger ebenfalls sicher und unkompliziert hohe Zinsen am Kapitalmarkt sichern. Dabei handelt es sich um börsengehandelte Fonds, die kurzlaufende Staatsanleihen des Bundes halten, die somit nicht mehr von Zinsänderungen betroffen sind. Eine Einlagensicherung gibt es zwar hier nicht, doch da der Schuldner die Bundesrepublik ist, sind diese Anlagen ähnlich sicher wie Bankguthaben.
Fazit: Flexibel oder fest – Es kommt auf Sie an
Unter dem Strich ist also klar: Es ist keinesfalls eindeutig, ob sich flexibel zu halten oder die Zinsen langfristig einzuloggen die bessere Option ist, da das primär auf die persönlichen Präferenzen ankommt. Sicher ist allerdings, dass für Notgroschen etc. ein Tagesgeldkonto unerlässlich bleibt, um sein Geld auch attraktiv zu verzinsen, während sich ein Festgeld nicht zwangsläufig für jeden lohnen muss. Außerdem sollten Anleger gewarnt sein, nicht zu sehr auf die Erträge von Fest- und Tagesgeld zu bauen, denn sollten die Zinsen wieder sinken, sinkt auch die Attraktivität dieser Produkte.