Wirtschaft

VW will mit neuer Elektro-Plattform in China Boden gut machen

Volkswagen kämpft um seinen wichtigsten Absatzmarkt. Die Abteilung des Weltkonzerns in China wird chinesischer.
24.11.2023 11:00
Aktualisiert: 24.11.2023 11:00
Lesezeit: 2 min
VW will mit neuer Elektro-Plattform in China Boden gut machen
Ein Arbeiter eines VW-Joint-Venture in Tianjin. (Foto: dpa) Foto: Wu Hong

Volkswagen geht auf dem wichtigen chinesischen Markt mit einer eigenen Elektroauto-Plattform in die Offensive und will so den Rückstand im Rennen mit BYD und anderen aufholen.

Die Fahrzeuge auf Basis der neuen Plattform sollten ab 2026 auf den Markt kommen und in der Preisklasse von 140.000 bis 170.000 Yuan (umgerechnet 18.000 bis 22.000 Euro) liegen, sagte VW-China-Chef Ralf Brandstätter am Freitag bei einer Besichtigungstour des neuen Elektroauto-Entwicklungszentrums in Hefei. Die Entwicklungszeit sei damit ein Drittel schneller als bislang üblich, sagte er.

VW China wird chinesischer

VW wolle mit den Autos gezielt auf die Wünsche der chinesischen Kunden eingehen, sagte Brandstätter. Das beziehe sich zum einen auf die Themen Antrieb und Batterie. Zugleich seien Neuwagenkunden in China jünger und technikaffin und schätzten digitale Angebote in ihren Fahrzeugen. Die Plattform sei eine Weiterentwicklung des bislang genutzten Modularen E-Antriebs-Baukastens MEB, der derzeit für die VW-Elektromodelle zum Einsatz kommt.

Chinas Automarkt verabschiedet sich derzeit deutlich schneller vom Verbrenner als etwa die Märkte in Europa und Nordamerika, vor allem im Volumensegment. Eine Vielzahl chinesischer Anbieter bringt Elektroautos mit Hochdruck zu niedrigen Preisen auf den Markt und stellt damit die internationale Konkurrenz in den Schatten.

Ende vergangenen Jahres musste VW - nach Jahrzehnten an der Spitze - die Marktführerschaft an BYD abtreten. Wenn man nur den Elektroautomarkt ansieht, ist der Rückstand gewaltig: Der VW-Bestseller ID.3 kommt in der Rangliste der absatzstärksten Elektroautos in China gerade einmal auf Platz 22 - nach massiven Preissenkungen, welche die Verkäufe ab dem Sommerquartal überhaupt erst in Schwung gebracht haben.

Abhilfe schaffen sollen neue Modelle: Bis 2026 haben die Wolfsburger insgesamt zehn neue Elektroautos für China angekündigt. Dabei helfen soll das Entwicklungszentrum in Hefei, in dem letztlich ungefähr 2000 Leute arbeiten sollen. Durch die Ansiedlung entfielen zeitaufwändige Koordinierungsschritte mit Entwicklern in Deutschland, sagte Brandstätter.

„Wir erhöhen die Effizienz unseres Entwicklungsprozesses, können so die Entwicklungszeit um 30 Prozent reduzieren und zugleich sicherstellen, auf die Bedürfnisse unserer Kunden einzugehen.“ Zusätzlichen Schub erhofft sich VW von einer Zusammenarbeit mit dem chinesischen Hersteller Xpeng, in deren Rahmen ab 2026 zwei Elektromodelle auf einer Xpeng-Plattform auf den Markt kommen sollen.

Zugleich sollen die Fahrzeuge günstiger produziert werden als bisherige Modelle. „Es gibt für uns kein Argument, warum wir mittelfristig nicht auf der gleichen Kostenbasis in China Fahrzeuge entwickeln und herstellen können wie unsere chinesischen Wettbewerber“, sagte VW-Chef Oliver Blume der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Dazu gehört unter anderem, vor allem mit chinesischen Zulieferern zusammenzuarbeiten. Ludger Lührmann, Cheftechniker in dem Entwicklungszentrum in Hefei und verantwortlich für die Plattform sagte, das Unternehmen habe etwa die Kosten für das Display um mehr als ein Drittel dadurch reduzieren können, dass eine chinesische Firma und kein internationaler Zulieferer mit der Produktion beauftragt wurde.

Der chinesische Markt sei sehr preissensibel, entsprechend müsse VW die Kosten anpassen, sagte Brandstätter. Wenn der Elektroauto-Absatz steige, sei es wichtig, profitabel zu sein. „Entsprechend treiben wir Technologie, Geschwindigkeit und Kosten-Effizienz voran.“ Die Autos sollen zusammen mit dem VW-Partnern SAIC und FAW produziert werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Europa-Aktien im Aufschwung: Welche Chancen Anleger jetzt nutzen können
23.11.2025

Die Kapitalmärkte befinden sich im Umbruch, Investoren suchen verstärkt nach stabilen Alternativen. Europa gewinnt dabei durch Reformen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...