Wirtschaft

Stau am Panama-Kanal: Erste Reederei leitet Schiffe in andere Weltgegenden um

Seit Monaten ist der Verkehr im Panama-Kanal stark eingeschränkt. Jetzt zieht eine Reederei die Notbremse.
30.11.2023 10:15
Aktualisiert: 30.11.2023 10:15
Lesezeit: 2 min
Stau am Panama-Kanal: Erste Reederei leitet Schiffe in andere Weltgegenden um
Auf der pazifischen Seite des Kanals sind Schiffe zu sehen, die darauf warten, den Panamakanal zu überqueren. (Foto: dpa) Foto: Mauricio Valenzuela

Die Reederei Stolt Nielsen zieht ihre Frachtschiffe von dem verstopften Panama-Kanal ab und leitet sie tausende von Kilometern um. Wie mehrere Medien berichten, werden Tanker der Reederei fortan alternative Routen wie den Suez-Kanal, die Magellan-Straße und das Kap der Guten Hoffnung nutzen. Den Kunden berechnet Stolt Nielsen dafür zusätzliche Gebühren.

„Stolt Tankers hat festgestellt, dass die Dienstleistungen im Panamakanal in den letzten Monaten immer unzuverlässiger geworden sind“, schreibt das Unternehmen in einer E-Mail, die Bloomberg vorliegt. „Unsere Kunden brauchen die Gewissheit, dass ihre Fracht pünktlich ankommt, um negative Auswirkungen auf ihre Lieferketten zu vermeiden. Deshalb haben wir unsere Schiffe über den Suezkanal umgeleitet.“

Stolt Nielsen zufolge würden andere Reedereien ähnlich verfahren. Die Reederei verfügt über mehr als 160 Tanker.

Durchfahrten werden weiter reduziert

Angesichts des Niedrigwassers im Panamakanal soll der Schiffsverkehr durch die wichtige Wasserstraße weiter reduziert werden. Bis Februar kommenden Jahres werde die Zahl der buchbaren Schiffspassagen schrittweise von zuletzt 30 auf 18 pro Tag gesenkt, teilte die Kanalverwaltung Anfang November mit.

Seit 1950 habe es im Oktober noch nie so wenig geregnet wie in diesem Jahr. Noch bis Jahresende sei mit geringen Niederschlägen zu rechnen. Als Folge herrscht Niedrigwasser, welches die Betreiber zwingt, den Verkehr auf der Wasserstraße einzuschränken.

„Trotz aller getroffenen Maßnahmen ist der Pegel des Gatún-Sees auf ein für diese Jahreszeit noch nie dagewesenes Niveau weiter gesunken", teilte die Panamakanal-Behörde mit. Nicht nur die Zahl der Schiffspassagen wurde in den vergangenen Monaten reduziert. Auch der maximale Tiefgang, mit dem Schiffe den Kanal passieren dürfen, war gesenkt worden.

Der rund 80 Kilometer lange Kanal verbindet in Mittelamerika den Atlantik mit dem Pazifik. Pro Jahr passieren in normalen Zeiten etwa 14.000 Schiffe die Wasserstraße. Etwa sechs Prozent des Welthandels werden durch ihn abgewickelt.

In den vergangenen Monaten ließen weniger Regen und höhere Temperaturen den Wasserstand im künstlichen Gatún-See im Panamakanal sinken, was Auswirkungen auf den Betrieb hat.

Der Panamakanal beginnt in Colón im Norden von Panama und endet nahe Panama-Stadt im Süden. Nach der Eröffnung des erweiterten Kanals im Jahr 2016 verfügt die Wasserstraße über drei Schleusensysteme, über die die Schiffe auf das Niveau des 28 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Gatún-Sees gehoben und später wieder gesenkt werden. Seit dem Ausbau des Kanals können auch große Tanker und Frachter mit bis zu 14.000 Containern durch die Wasserstraße geschleust werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Kontostand-Steuer gegen Konsumtief? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
03.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirtschaftskrise: Trumpf-Unternehmenschefin für Streichung eines Feiertages
03.12.2025

Weniger Feiertage = mehr Wirtschaftsleistung? Die Debatte reißt nicht ab. Eine Konzernchefin aus Schwaben macht einen konkreten Vorschlag...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutschland nicht wettbewerbsfähig: Coca-Cola beklagt Standortbedingungen
03.12.2025

Der Chef des Coca-Cola-Abfüllers bemängelt die Bürokratie und komplizierte Verhältnisse für Unternehmen. Noch steht er zum Standort...

DWN
Politik
Politik Falsche Daten, statistische Mängel: Deutsche Klimaforscher ziehen Studie zum Klimawandel zurück
03.12.2025

Falsche Wirtschaftsdaten zu Usbekistan, statistische Mängel: Nach einiger Kritik ziehen Klimaforscher eine Studie des Potsdamer Instituts...

DWN
Politik
Politik Sicherheitspolitik: Deutsche Führungsrolle in Europa? Bevölkerung gespalten
03.12.2025

Russland als Bedrohung, Zweifel an den USA, Europa mittendrin: Eine Umfrage im Auftrag der Münchner Sicherheitskonferenz zeigt, wie...

DWN
Politik
Politik Gewerkschaften: Koalition plant Steuerprivileg für Gewerkschaftsbeitrag
03.12.2025

Die schwarz-rote Koalition will den Gewerkschaften den Rücken stärken. Geplant ist eine Steuerersparnis, die die Mitgliedschaft...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hochleistungsteams: Wie Führungskräfte ihre größten Talente verlieren – oder halten
03.12.2025

Wer Spitzenleistungen will, braucht mehr als gute Mitarbeiter. Vertrauen, Offenheit und Konfliktfähigkeit entscheiden darüber, ob Teams...

DWN
Politik
Politik Trumps Verteidigungsminister im Sturm: Angeklagt des möglichen Kriegsverbrechens
03.12.2025

Ein mutmaßlicher US-Verteidigungsskandal erschüttert Washington. Neue Enthüllungen legen nahe, dass Verteidigungsminister Pete Hegseth...