Politik

Tusk will Milliarden an Euros von der EU nach Polen zurückholen

Der neue Ministerpräsident Tusk will, dass Polen Milliarden an Euros von der EU zurückholt. Zudem fordert er eine stärkere Ukraine-Unterstützung des Westens.
12.12.2023 16:29
Aktualisiert: 12.12.2023 16:29
Lesezeit: 2 min

Polens künftiger Regierungschef Donald Tusk will sein Land zurück in die europäische Familie führen und die Ukraine weiter im Krieg gegen Russland unterstützen. Polen werde ein starker Teil der Nato und ein starker Verbündeter der USA sein sowie eine Führungsposition in Europa erreichen, sagte Tusk bei der Vorstellung seiner Regierungspläne am Dienstag im Abgeordnetenhaus Sejm. Wer Polens Platz in der EU infrage stelle, schädige die Interessen des Landes. Ein isoliertes Polen sei größten Risiken ausgesetzt.

Der ehemalige EU-Ratspräsident und bisherige Oppositionsführer hatte am Montag vom Parlament den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten. Er stellt sich noch am Dienstag einer Vertrauensabstimmung und soll am Mittwoch als neuer Ministerpräsident vereidigt werden.

"Wir werden ... laut und entschieden die volle Mobilisierung der freien Welt, der westlichen Welt, fordern, um der Ukraine in diesem Krieg zu helfen", sagte Tusk im Parlament. Noch im Laufe des Tages berät der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in Washington mit US-Präsident Joe Biden über weitere nötige Militär-Hilfen der USA, die derzeit im Kongress blockiert sind. Nur der vereinte Westen könne der Ukraine helfen, den Krieg gegen Russland zu gewinnen, sagte Tusk. Polen, das an die Ukraine grenzt, müsse sich darauf vorbereiten, sich selbst verteidigen zu können.

Bei Deutschlands Nachbar kommt es mit Tusk zum Machtwechsel hin zu einer pro-europäischen Regierung. Das Parlament hatte mit 248 zu 201 Stimmen für den 66-Jährigen vom liberal-konservativen Wahlbündnis Bürgerkoalition (KO) als neuen Regierungschef eines Dreier-Bündnis zusammen mit dem "Dritten Weg" und der "Neuen Linken" gestimmt. Zuvor hatte der amtierende Ministerpräsident Mateusz Morawiecki von der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) eine Vertrauensabstimmung verloren. Mit der neuen Regierung könnte der jahrelange Streit zwischen der EU und Polen etwa über die umstrittene Justizreform und die Zuteilung von eingefrorenen EU-Mitteln in Milliarden-Höhe enden.

TUSK - HOLE "MILLIARDEN VON EUROS" AN EU-GELDERN ZURÜCK

Tusk kündigte an, noch in dieser Woche nach Brüssel zu fahren und letztlich "Milliarden von Euros zurückzuholen". Diese Gelder sind derzeit blockiert wegen eines Streits zwischen der vorigen Regierung und Brüssel über Rechtsstaatlichkeit. Tusk war bereits von 2007 bis 2014 Ministerpräsident sowie von 2014 bis 2019 Präsident des Europäischen Rates. Er betonte, dass er gegen alle Änderungen der EU-Verträge vorgehen würde, die Polen benachteiligen würden.

"Alle Versuche, Verträge zu ändern, die unseren Interessen zuwiderlaufen, kommen nicht infrage", erklärte Tusk im Parlament. "Niemand wird mich in der Europäischen Union übertrumpfen." Dies dürfte als klarer Appell an seine politischen Gegner der langjährigen Regierungspartei PiS gelten. Denn diese hatten ihm wiederholt vorgeworfen, europäischen Interessen über polnische zu stellen.

Nach seiner Rückkehr aus Brüssel werde er nach Tallinn fahren, um die Ministerpräsidenten der baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland zu treffen, kündigte Tusk an. "Die Themen liegen auf der Hand: der Krieg, sichere Grenzen. Wir werden die Zusammenarbeit mit Ländern stärken, die unsere Ansichten in dieser Angelegenheit teilen."

In seiner Rede - einer Art Regierungserklärung - sprach Tusk zahlreiche Themen an, die vielen Polen auf den Nägeln brennen. So sollen etwa die Gehälter von Lehrkräften ab Januar um 30 Prozent steigen. Polen werde zudem eine stabile Finanzpolitik haben. Tusk stellte auch klar, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen den Interessen des Landes dienen müsse und nicht denen der regierenden Partei. Kritiker werfen der PiS vor, das staatliche TV zu einem Propagandasender gemacht zu haben. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs: Zinssignale aus Japan belasten Stimmung am Kryptomarkt – wie es weitergeht
07.12.2025

Der Bitcoin-Kurs steht erneut im Mittelpunkt der Marktdebatten, da globale Zinssignale und eine wachsende Verunsicherung unter Anlegern die...

DWN
Technologie
Technologie Social Media im Umbruch: KI verdrängt persönliche Beiträge immer mehr
07.12.2025

Die sozialen Netzwerke verändern sich rasant, während persönliche Beiträge seltener werden und KI-Inhalte die Feeds bestimmen. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Weshalb selbst starke Zahlen ein strukturelles Problem nicht lösen
07.12.2025

Die Nvidia-Aktie glänzt mit beeindruckenden Ergebnissen, doch Anleger übersehen oft ein zentrales Risiko. Die enorme Größe des Konzerns...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mautkosten in Europa steigen: Wie sich Speditionen jetzt Wettbewerbsvorteile sichern
07.12.2025

Trotz wachsender Belastungen im europäischen Transportsektor zeigt sich immer deutlicher, dass Mautgebühren weit mehr sind als ein...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachten mit kleinerem Budget: Viele Menschen müssen bei Weihnachtsgeschenken sparen
07.12.2025

Weihnachten rückt näher, doch viele Haushalte kalkulieren strenger als je zuvor. Eine neue Umfrage zeigt, wie stark Preissteigerungen die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OpenAI-Bilanz: Deloitte prüft Milliardenpläne und Michael Burry entfacht Debatte
07.12.2025

OpenAIs rasanter Aufstieg und die enormen Investitionspläne des Unternehmens rücken die Transparenz der OpenAI-Bilanz in den Mittelpunkt....

DWN
Politik
Politik Elektromobilitätssteuer Großbritannien: Wie London die E-Auto-Revolution abbremst
07.12.2025

Großbritannien setzt mit einer kilometerbasierten Abgabe ein hartes Signal an alle E-Autofahrer und stellt die finanzielle Logik der...

DWN
Politik
Politik Russlands Desinformationskampagnen: Wie Europa gegen Putins Trolle kämpft
06.12.2025

Europe wird zunehmend Ziel digitaler Einflussoperationen, die gesellschaftliche Stabilität, politische Prozesse und wirtschaftliche...