Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind die Verbraucherpreise im Oktober 2023 insgesamt um 3,8 Prozent gestiegen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden nun bestätigte. Dadurch wird der Preisauftrieb im Vergleich zu den Vormonaten auf der Verbraucherebene aktuell etwas eingedämmt. Von Behördenseite wird jedoch auch mittel- bis langfristig noch eine relativ hohe Inflationsrate erwartet. Das von der EZB angestrebte Ziel von 2 Prozent Teuerungsrate wird dabei nicht kurzfristig erreichbar sein, laut EZB-Chefökonom Philip Lane.
Hohes Preisniveau bei Lebensmitteln bleibt
Die Energie- und Lebensmittelpreise sind in den vergangenen drei Krisenjahren deutlich gestiegen. Die aktuell rückläufigen Energiepreise im Oktober dieses Jahres (-3,2 Prozent zum Vorjahr) bescherten den Verbrauchern jedoch Preisrückgänge bei leichtem Heizöl von -28,2 Prozent sowie Erdgas von -13,0 Prozent. Auch Kraftstoffe waren im Oktober um 7,7 Prozent günstiger als im Vorjahresmonat. Diese Entwicklung gilt allerdings nicht für die Strompreise, die mit plus 4,5 Prozent zum Vorjahr teurer sind.
Anders sieht es aus bei den Preisentwicklungen für Lebensmittel. Diese verteuerten sich im Oktober 2023 nochmals um durchschnittlich 6,1 Prozent im Vergleich zum Oktober 2022 und liegen damit deutlich über der durchschnittlichen Inflationsrate. Sie hielten sich zwar auf dem Preisniveau des Septembers 2023, jedoch verzeichnet auch der September 2023 eine Preissteigerung von 7,5 Prozent zum Vorjahr und der August 2023 ganze 9,0 Prozent.
Besonders stark im Vergleich zum Oktober 2022 sind dabei Süßwaren, Zucker, Marmelade und Honig mit einem Plus von 13,4 Prozent im Preis gestiegen, gefolgt von +10,9 Prozent bei Brot und anderen Getreideerzeugnissen. Aber auch Obst (+9,6 Prozent) und Fisch (+8,6 Prozent) sind deutlich teurer als noch im Vorjahr. Alkoholhaltige Getränke und Tabakwaren verzeichneten zusätzlich einen Preisanstieg um +8,5 Prozent. Die Preisentwicklungen bei Lebensmitteln treiben damit die Inflationsrate maßgeblich mit an.
Generell steigen die Lebensmittelpreise bereits seit dem Sommer 2021 deutlich an. Vergleicht man die aktuellen Preise im Oktober 2023 mit den Preisen vor den ersten drastischen Erhöhungen im Juni 2021, ergibt sich dabei eine Steigerung von ganzen 28 Prozent. Die Lebensmittelpreise und auch die stark gestiegenen Energiepreise haben damit seit dieser Zeit die Inflationsrate angetrieben. Das war vor dieser Zeit umgekehrt - in den Jahren zwischen 2000 und 2019 lag die durchschnittliche Teuerungsrate bei Lebensmitteln bei ca. 1,5 Prozent. Sie sind in diesem Zeitraum weniger stark angestiegen als andere Lebenshaltungskosten und bremsten dadurch die Inflation.
Verbraucherschutzverbände schlagen Alarm
Die Verbraucherzentralen verzeichnen bereits eine Vielzahl von Anfragen und Beschwerden zu den weiter steigenden Preisen für Lebensmittel. Wie die Chefin des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen mitteilte, sei die Preisbildung bei Lebensmitteln für die Verbraucher vollkommen intransparent. Es sei derzeit unklar, wie sich die Preise bei Lebensmitteln bilden und wo Gewinne zulasten der Verbraucher eben mitgenommen werden.
Die Entwicklung der Lebensmittelpreise habe sich von der Entwicklung der Energiepreise und der allgemeinen Inflation vollkommen abgekoppelt. Die Verbraucherschützer fordern deshalb die Bundesregierung auf, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten und Lösungen anzubieten.
Dabei wird von den Verbraucherzentralen auch gefordert, dass Supermärkte alle Preise ihrer Produkte online verfügbar machen sollen und eben nicht nur für ausgewählte Produkte in Sonderangebotsprospekten. Auch fordern sie eine Beobachtungsstelle auf Bundesebene, die die gesamte Wertschöpfungskette bei Lebensmitteln von der Produktion über den Transport bis hin zum Handel hin genauer untersucht, um die Kostentreiber zu identifizieren.
Zudem sollen versteckte Preiserhöhungen verhindert werden, die durch eine Änderung von Packungsgrößen oder einem geringeren Abfüllgewicht (sog. „Mogelpackungen“) entstehen bei gleichbleibenden Preisen. Die Verbraucherzentralen fordern hierbei, dass Hersteller diese Änderungen mit einem Warnhinweis auf dem Produkt kennzeichnen.
Zusätzlich sollten staatliche jährliche Einmalzahlungen für z. B. Rentner, Geringverdiener oder Alleinerziehende geleistet werden nach den Vorstellungen der Verbraucherschützer.
Handelsverband wehrt sich
Der Lebensmittelhandel hat auf die Forderungen reagiert und sich in Bezug auf die Preissteigerungen gerechtfertigt. Wie ein Verbandssprecher mitteilte, seien die Einkaufspreise im Handel eine wichtige Kalkulationsbasis für die Verkaufspreise. Dabei seien eben auch die gesamten Preissteigerungen der vergangenen Monate in der kompletten Lieferkette zu berücksichtigen, die sich sowohl bei Rohstoffen als auch Logistik und Energie wiederfinden. Der Handel könne dabei nur einen Teil dieser Preissteigerungen auffangen.
In Bezug auf die Preisinformationen verweist der Lebensmittelhandel darauf, dass diese bereits in großem Umfang zur Verfügung stehen würden. Neben den wöchentlichen Prospekten seien viele Produkte und Preise bereits im Internet zu finden oder können über eine Reihe von Apps abgefragt werden.
Auch die Preistransparenz sei weitgehend gegeben, da Produkte immer auch mit einem Grundpreis ausgezeichnet seien, der neben dem Produktpreis auch den Preis für einen Liter oder ein Kilogramm eines Produktes ausweist. Allerdings werden diese Informationen meistens nur sehr kleingedruckt auf den Preisschildern verfügbar gemacht.
Außerdem vertritt der Handelsverband auch die Auffassung, dass Verbraucher und Verbraucherinnen bereits ein müssen, ihre Einkäufe im Zweifelsfall auf verschiedene Geschäfte aufzuteilen, um günstig einzukaufen. Allerdings stehe dabei das Sparpotenzial oftmals in keinem vernünftigen Verhältnis zum Aufwand.
Ob sich die Entwicklung bei den Lebensmittelpreisen entspannt, bleibt abzuwarten. Aktuell ist zumindest der Preisauftrieb etwas eingedämmt. Mit 6,1 Prozent Preissteigerung zum Vorjahr und einem Halten des Preisniveaus vom Vormonat September ist die Entwicklung im Oktober 2023 jedoch zunächst einmal positiv.