Finanzen

Das müssen Vermieter bedenken: Bis 31.12. Nebenkosten-Abrechnung in den Briefkasten

Lesezeit: 3 min
14.12.2023 15:23
Viele Vermieter wissen schon, wo sie den Zweiten Weihnachtsfeiertag oder die Tage zwischen den Jahren verbringen: am Schreibtisch wahrscheinlich. Bis 31. Dezember 2023 müssen sie ihren Mietern die Nebenkosten-Abrechnungen vorlegen. Danach verfristen jegliche Ansprüche auf Nachzahlungen für das Jahr 2022. In diesem Jahr wäre das vermutlich ein schlechtes Geschäft.
Das müssen Vermieter bedenken: Bis 31.12. Nebenkosten-Abrechnung in den Briefkasten
Bis zum 31.12. müssen Vermieter den Mietern die Nebenkosten-Abrechnung zustellen. Silvester ist diesmal ein Sonntag, ein Tag früher wäre vorsorglich besser. (Foto: dpa/Büttner)

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Nicht nur die Hauseigentümer werden diese Weihnachten ins Grübeln kommen. Die Warmmiete in Deutschland ist massiv gestiegen. Wegen der zumeist deutlich gestiegenen Heizkosten in Folge des Ukraine-Krieges ab Februar 2022 liegt der Preisindex für Haushaltsenergie sogar satte 32 Prozent über dem Stand von Januar 2022. Das hat das Statistische Bundesamt in Wiesbaden errechnet.

Gut möglich daher, dass diese Weihnachten sogar die Mieter einen Bürotag einlegen, um die vielen bereits vorgelegte Abrechnung genauer zu studieren. Sie hätten zwar im Gegensatz um Land-Lord noch länger Zeit, zu hohe Abschläge und Nebenkosten vom Vermieter zurückzufordern. Doch schon der flüchtige Blick beim Öffnen des Umschlages dürfte bei den meisten für hinreichend Entsetzen gesorgt haben. Der Energiepreisanstieg kommt nun zeitverzögert.

Warmmiete nicht nur für Heizen, sondern Müll und Abwasser

Dass Öl, Gas und Kohle steil gegangen sind, hat inzwischen nun ein jeder mitbekommen. Doch dass selbst die kommunalen Versorger ordentlich bei Wasser, Abwasser und Müllabfuhr draufgeschlagen haben, mag vielen im Kleingedruckten verborgen geblieben sein. Und all das zählt natürlich auch zu den umlagefähigen Kosten im Immobilienbereich hinzu, ist Teil der Nebenkosten, die das Wohnen so sehr verteuern, dass man bereits von der „zweiten Miete“ spricht, die zur Kaltmiete in der Regel immer je nach Wohnfläche hinzukommt.

IW-Studie offenbart krasse regionale Unterschiede

Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) ist der Entwicklung im Zeitraum vom Januar 2018 bis September 2023 wissenschaftlich nachgegangen und hat bundesweit gut zwei Millionen Wohnungsinserate in 400 Städten und Kommunen mit Hinblick auf die Nebenkosten-Angaben analysiert. Dabei sind nicht nur bemerkenswerte regionale Unterschiede zu Tage getreten, sondern auch zeitliche Inzidenzen und Überraschungen. So verzeichnet die Studie ein besonders krasses Missverhältnis beim Vergleich Münchens und Kölns. Während an der Isar die Vorauszahlungen um 23 Prozent höher lagen, waren es am Rhein nur zwei Prozent.

Die bayerische Landeshauptstadt liegt mit absolut 1,91 Euro den Quadratmeter überhaupt bei den Nebenkosten vorn. In Düsseldorf, der Hauptstadt non NRW, sind es milde 1,41 Euro. Was aus Sicht von Michael Voigtländer, dem Experten am Kölner Institut, nicht nur an der Tallage am Rhein begründet liegt. Bundesweit liegen die Abschläge um 43 Prozent höher als vor dem Ukraine-Krieg. Voigtländer konstatiert. „Im vergangenen Jahr haben wir einen starken Anstieg bei den warmen Nebenkosten gesehen, seither hat sich nicht viel verändert.“ Die Politik verweise zwar ständig auf gesunkene bzw. stabilisierte Energiepreise, doch davon ist am Wohnungsmarkt so gut wie nichts angekommen. Die Lieferverträge sind, was sie sind, und schlagen sich bestenfalls mit Zeitverzug in der Bilanz nieder.

Es sei denn, man hatte Glück und einen Vermieter mit dem richtigen Riecher beim Auffüllen des Heizöl-Tanks. Im Jahre 2022 variierte der Heizöl-Preis zwischen ein und über zwei Euro pro Liter. Erträglich für die einen, Verdopplung für die anderen. Ganz ähnlich ist es mit der Fernwärme, sie ist laut Statistischen Bundesamt um zuletzt 61 Prozent im Preis gestiegen. Zu früh gefreut, wer seine Hoffnung in die Stetigkeit der kommunale Wärmeversorgung setzte.

Es geht noch teurer: Koalition einigt sich auf höhere CO2-Steuern

Und billiger wird es auch nicht werden, das ist seit den Sparberatungen der Bundesregierung klar geworden. Die Ampel unter Führung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich auf höhere CO2-Zuschläge verständigt, diese Steuer wird sukzessive in den kommenden Jahren voll beim Preis den fossilen Energiequellen durchschlagen. Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen darf indessen hoffen, dass Hauseigentümer deshalb doch noch ins Grübeln kommen und in die Erneuerung ihrer Immobilien und energetische Sanierung der Heizung investieren.

Müllabfuhr und Abwasser drastisch in die Höhe geschnellt

Wobei eine Folge der CO2-Steuern natürlich erhöhte Kosten in den Müllverbrennungs-Anlagen sein werden. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) hat bereits angekündigt, 60 Prozent der Entsorgungsbetriebe wollen höhere Müllgebühren aufrufen.

Der Eigentümerverband Haus & Grund ärgert sich derweil über die Tatsache, dass zwei Drittel der größten deutschen Städte obendrein im vergangenen Jahr die Abwassergebühren um im Schnitt 26 Prozent angezogen haben. Mönchengladbach liegt hier weit vorne bzw. effektiv natürlich hinten – fast 1000 Euro werden dort im Jahr für einen Vier-Personen-Haushalt fällig. Warum es in Worms nicht mal 250 Euro sind, bleibt das Geheimnis der Lage.

Eigentümer wissen natürlich, dass ihre Nebenkostenabrechnung auch die Gartenpflege, die Wartung der Fahrstuhlanlage und andere Dienstleistungen rund um die Immobilie umfasst. An Positionen wie Winterdienst, der zumeist nicht gut klappt, wenn es schneit, und in anderen Jahren oftmals entbehrlich erschien, oder der Treppenhaus-Reinigung verlaufen zumeist die Sollbruchstelle zwischen Eigentümeransprüchen und Mieterallüren. Die gute Nachricht der Statistiker in diesem Fall ist, dass sich die Preise hier halbwegs normal entwickelt hätten, heißt es. Ein Plus von 7,2 Prozent war hierbei in Schleswig-Holstein zu registrieren, während im Saarland die Teuerung nur 0,3 Prozent ausmachte.

90 Prozent der Nebenkosten-Abrechnungen angeblich fehlerhaft

Instandhaltung der Immobilie, Hausverwaltung und Kosten für den Steuerberater sind allein Sache des Vermieters. Vorsicht sollten Vermieter walten lassen, wenn sie die Heizkosten umlegen und dabei womöglich aus Versehen den Anteil einer vorübergehend leerstehenden Wohnung mit berechnen. Derlei Fallstricke sind für Mietervereine ein gefundenes Fressen, weshalb angeblich bis zu 90 Prozent der Nebenkosten-Abrechnungen nicht auf Anhieb sitzen und bis Ende des kommenden Jahres angreifbar bleiben. Mußestunden am Nachmittag des Zweiten Weihnachtstages könnten sich für Vermieter in der peniblen Buchhaltung auszahlen.

Zum Autor:

Peter Schubert ist stellvertretender Chefredakteur. Seit dem 1. November schreibt er bei den DWN über Immobilien, Politik und Wirtschaft.



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