Finanzen

Solidaritätszuschlag: Unternehmen zahlen fast sieben Milliarden Euro

Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat sich für eine gänzliche Abschaffung des Solidaritätszuschlags stark gemacht. Der Schritt ist längst überfällig, wie Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen: Der Soli belastet die kränkelnde deutsche Wirtschaft jährlich mit Milliardensummen.
05.02.2024 15:19
Aktualisiert: 05.02.2024 15:19
Lesezeit: 1 min
Solidaritätszuschlag: Unternehmen zahlen fast sieben Milliarden Euro
Passant vor alten Wandbild der Wendezeit: Der Schriftzug «Gemeinschaftswerk Aufschwung Ost» erinnert an den ursprünglichen Zweck des Solis. Wird er nun abgeschafft? (Foto. dpa) Foto: Jens Wolf

12 Milliarden Euro wird der Bund im Jahr 2024 aus dem Solidaritätszuschlag einnehmen. Zwar wird die Ergänzungsabgabe seit 2021 nur noch von Menschen mit höheren Einkommen gezahlt. Im vergangenen Jahr zahlten dennoch nach IW-Berechnungen immer noch rund sechs Millionen Bürger Soli auf Einkommen und Kapitalerträge. Und oft vergessen: Auch schätzungsweise 500.000 Kapitalgesellschaften zahlen den Soli.

Unternehmen berappen mehr als die Hälfte des Aufkommens

Weil die politische Zweckbindung der Sondersteuer entfallen ist, gibt es schon lange Forderungen nach ihrer endgültigen Abschaffung – jetzt scheint Bewegung in die Sache zu kommen. In der ARD machte sich gestern der Finanzminister für das Soli-Ende stark, am Vortag hatte Wirtschaftsminister Habeck Handlungsbedarf bei den Unternehmenssteuern eingestanden.

Gerade für die Unternehmen ist der Solidaritätszuschlag eine starke Belastung, zeigen die IW-Zahlen: Mit knapp sieben Milliarden zahlt die Wirtschaft den größten Teil der Summe. Faktisch ist der Soli damit zur verkappten Unternehmenssteuer geworden. Dabei zählt Deutschland ohnehin schon zu den Hochsteuerländern: Die Steuerbelastung für Unternehmen lag 2022 in Deutschland im Schnitt bei knapp 30 Prozent – unter den OECD-Staaten ist es für die Wirtschaft nur in Portugal teurer.

Senkung der Körperschaftssteuer möglich

Es ist deshalb gut, dass die Bundesregierung jetzt über Reformen diskutiert. Der Soli wäre dabei ein guter Anfang, seine Abschaffung unterliegt aber dem Vorbehalt der Finanzierung – die starre Schuldenbremse stünde dem gerade im Weg. Einen noch größeren Impuls könnte eine schrittweise Senkung der Körperschaftssteuer um fünf Prozentpunkte setzen. Die wäre auch bei Einhaltung der Schuldenbremse möglich und würde die privaten Investitionen deutlich steigern.

„Problem-Analyse war schon immer das kleinste Problem dieser Regierung, fraglich ist doch, ob sie noch die Kraft und Geschlossenheit hat, sich auf etwas zu einigen", sagt IW-Direktor Michael Hüther. „Die Abschaffung des Rest-Solis ist überfällig, er ist im Grunde eine verkappte Unternehmenssteuer."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

 

DWN
Politik
Politik Rechtsruck in Polen – schlechte Aussichten für Berlin?
02.06.2025

Polen hat einen neuen Präsidenten – und der Wahlausgang sorgt europaweit für Nervosität. Welche Folgen hat der Rechtsruck für Tusk,...

DWN
Politik
Politik Trump zieht Investoren ab – Europa droht der Ausverkauf
02.06.2025

Donald Trump lockt mit Milliarden und Zöllen Investoren zurück in die USA – Europa verliert an Boden. Bricht der alte Kontinent im...

DWN
Politik
Politik Plan von Klingbeil: Steuerentlastungen für Unternehmen – das sind die Details
02.06.2025

Die schwarz-rote Koalition will zeigen, dass sie Probleme angeht – auch die schwächelnde Wirtschaft. Finanzminister Lars Klingbeil will...

DWN
Technologie
Technologie Robotikbranche 2025 in schwieriger Phase – Umsatzrückgang droht
02.06.2025

Die deutsche Robotikbranche kämpft 2025 mit rückläufigen Umsätzen und schwankenden Rahmenbedingungen. Welche Teilbereiche sind...

DWN
Finanzen
Finanzen Biontech-Aktie hebt ab: Milliardenkooperation mit US-Pharmaunternehmen
02.06.2025

Die Biontech-Aktie erhält neuen Aufwind: Eine milliardenschwere Allianz mit Bristol-Myers Squibb weckt Hoffnung bei Anlegern und...

DWN
Finanzen
Finanzen Hensoldt-Aktie auf Rekordjagd: Was Anleger jetzt wissen sollten
02.06.2025

Die Hensoldt-Aktie überrascht mit einem historischen Kursfeuerwerk – doch ist der Höhenflug gerechtfertigt? Anleger sollten genauer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KfW-Analyse: Mittelstand zieht sich aus dem Ausland zurück
02.06.2025

Eine aktuelle KfW-Analyse zeigt: Immer mehr Mittelständler ziehen sich aus dem Auslandsgeschäft zurück. Was steckt hinter dem Rückzug...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Personalstrategie: Warum Top-Kandidaten oft scheitern – und was das über unser System verrät
02.06.2025

Ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Bei der Personalauswahl geht es immer weniger um Kompetenz – und immer mehr um Bauchgefühl,...