Unternehmen

Auftragseingang in deutscher Industrie überraschend gestiegen

Die deutsche Industrie hat Ende des vergangenen Jahres überraschend mehr Aufträge erhalten. Verschiedene Bereiche verzeichneten kräftige Zuwächse. Was bedeutet das für die deutsche Wirtschaft zu Beginn des neuen Jahres und für das gesamte Jahr 2024?
06.02.2024 09:20
Aktualisiert: 06.02.2024 09:20
Lesezeit: 2 min
Auftragseingang in deutscher Industrie überraschend gestiegen
Ende des vergangenen Jahres gab es unter anderem Zuwächse bei metallverarbeitenden Unternehmen und in der Pharmaindustrie. (Foto: dpa) Foto: Silas Stein

Die Industrie in Deutschland hat Ende des vergangenen Jahres überraschend mehr Aufträge erhalten. Ausschlaggebend für den starken Auftragseingang waren Großaufträge. Der Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe habe im Dezember im Monatsvergleich um 8,9 Prozent zugelegt, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mit. Dies ist der stärkste Anstieg seit dem Sommer 2020.

Analysten wurden von der Entwicklung überrascht. Sie hatten im Schnitt einen Rückgang um 0,2 Prozent erwartet.

Stagnation im vergangenen Monat

Der starke Auftragseingang folgte auf eine Stagnation im Monat zuvor. Das Bundesamt hat die Daten für November nach unten revidiert, nachdem zunächst ein leichter Anstieg beim Auftragseingang um 0,3 Prozent gemeldet worden war. Im Jahresvergleich stieg der Auftragseingang im Dezember um 2,7 Prozent. Auch in dieser Betrachtung fiel der Ordereingang deutlich besser als erwartet aus.

Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilte, ist der Auftragseingang ohne Großaufträge im Dezember um 2,2 Prozent im Monatsvergleich gefallen. Erneut seien die Ordereingänge "stark durch Schwankungen bei Großaufträgen geprägt", heißt es in einer zeitgleich veröffentlichten Stellungnahme des Bundeswirtschaftsministeriums.

Verschiedene Bereiche: Zuwächse aber Wende zum Besseren "nicht in Sicht ist"

Nach Einschätzung von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank, fügen sich die Auftragsdaten nahtlos in das Muster der Vormonate ein. Die Auftragseingänge seien im Gesamtjahr 2023 von Großaufträgen innerhalb des sonstigen Fahrzeugbaus stark beeinflusst gewesen. Hierzu zählen unter anderem der Bau von Flugzeugen, Schiffen und Zügen.

"Vor allem der sonstige Fahrzeugbau und elektrische Ausrüstungen verzeichneten kräftige Zuwächse", schreiben Experten des Wirtschaftsministeriums. Zuwächse habe es aber auch in den metallerzeugenden Betrieben und in der Pharmaindustrie gegeben. Die Bereiche Kraftfahrtzeuge und Kfz-Teile, Maschinenbau und chemische Erzeugnisse hätten hingegen Rückgänge gemeldet, heißt es weiter.

Den Rückgang im "gewichtigen Bereich Kfz/Kfz-Teile" betrug nach Angaben des Ministeriums im Dezember fast 15 Prozent im Monatsvergleich. Damit fiel der Rückgang in einem der wichtigsten Bereiche der deutschen Industrie deutlich stärker als im Maschinenbau und in der chemischen Industrie.

Nach Einschätzung des Analysten Ralph Solveen von der Commerzbank zeigen die Auftragsdaten, ohne Berücksichtigung der Großaufträge, "dass eine Wende zum Besseren für die deutsche Industrie nicht in Sicht ist". Vielmehr sei zu befürchten, dass die deutsche Wirtschaft auch zu Beginn des neuen Jahres schrumpft und für das gesamte Jahr 2024 am Ende ein Minus zu Buche stehen werde. (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Generation Z: Warum junge Beschäftigte unter Druck stehen
16.07.2025

Die Generation Z leidet besonders unter psychischen Belastungen im Job. Das hat nicht nur mit Corona zu tun, sondern auch mit verhärteten...

DWN
Technologie
Technologie Oracle-Investition: Zwei Milliarden Dollar für deutsche Cloud-Infrastruktur
16.07.2025

Die Nachfrage nach Rechenleistung für KI-Anwendungen explodiert – und Oracle reagiert. Der US-Konzern investiert zwei Milliarden Dollar...

DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Zuckerberg kündigt Mega-Rechenzentren an
15.07.2025

Mark Zuckerberg treibt den KI-Wettlauf in eine neue Dimension. Der Meta-Chef kündigt gigantische Rechenzentren an und will dabei selbst...

DWN
Politik
Politik Jetzt unterstützt Trump die Ukraine: Ist das die Wende?
15.07.2025

Donald Trump vollzieht die Wende: Plötzlich verspricht er der Ukraine modernste Waffen – auf Europas Kosten. Russland droht er mit...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche fahren wieder mehr Auto
15.07.2025

Deutschland erlebt eine Kehrtwende beim Autofahren: Nach Jahren des Rückgangs steigen die gefahrenen Kilometer wieder – obwohl einzelne...