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Handwerk in Bedrängnis: Der Ruf nach dringenden Entlastungen

Mit eindringlichen Worten weist Präsident Dittrich vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) auf eine Investitionskrise und die erdrückende Last der Bürokratie hin. Selbst in vermeintlich krisensicheren Bereichen wie dem Sanitär-, Heizungs- und Klimagewerbe wachsen die Herausforderungen. Es ist ein dringender Appell an die Politik, handfeste Lösungen zu bieten, um die Zukunft der Branche zu sichern
13.02.2024 13:48
Aktualisiert: 13.02.2024 13:48
Lesezeit: 3 min
Handwerk in Bedrängnis: Der Ruf nach dringenden Entlastungen
Die Handwerkskrise braucht jetzt dringend Entlastungsmaßnahmen seitens der Politik. (Foto: iStock/filmfoto) Foto: filmfoto

Mit über einer halben Millionen Betriebe und einem imposanten Jahresumsatz von 659 Milliarden Euro stellt das deutsche Handwerk eine tragende Säule der Wirtschaft dar. Doch trotz seiner beeindruckenden Kennzahlen steht es vor enormen Herausforderungen. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), läutet die Alarmglocken. Er warnt eindringlich vor einer aufkommenden Investitionskrise, erdrückenden Steuerlasten und einer bürokratischen Überregulierung, die das Wachstum der Branche erheblich drosseln.

In einem jüngsten Interview betont Dittrich die Dringlichkeit von Entlastungsmaßnahmen seitens der Politik, um eine drohende Krise abzuwenden. Mit Nachdruck appelliert er an die Bundesregierung: „Das Handwerk erwartet ein klares Entlastungssignal der Bundesregierung. Und zwar jetzt“, so der ZDH-Präsident.

Die sich verschlechternden Aussichten vieler Betriebe, dokumentiert durch eine Creditreform-Umfrage und einem von Statista verzeichneten Rückgang der Umsatzerwartungen, malen ein klares Bild der prekären Situation. Nur noch ein Drittel der Befragten prognostiziert ein Umsatzwachstum – ein deutlicher Rückgang gegenüber den 41-Prozent des Vorjahres. Besorgniserregend ist auch der Anstieg der Unternehmen, die mit Umsatzrückgängen rechnen: Ein Sprung von 8,4 auf 16,8-Prozent. Selbst in bisher blühenden Bereichen wie Sanitär, Heizung und Klima sind die Rückgänge spürbar.

Investitionsstau im Handwerk

Stagnierende Geldflüsse in der Bauindustrie und auf Eis gelegte Fördermittel führen zu einem alarmierenden Investitionsrückstand. Verschärft wird diese Lage durch die Nachwirkungen vergangener Krisen und politischer Entscheidungen, wodurch die Investitionsfreudigkeit laut Creditreform „am Boden“ liegt.

Die Zurückhaltung der Betriebe, in die Zukunft zu investieren, ist deutlich gesunken. Sogar notwendige Ersatzinvestitionen werden oft aufgeschoben. Nach Dittrichs Worten erlebt das Handwerk derzeit keinen Aufschwung, sondern befindet sich in einer fragilen Phase der starken Verlangsamung. Zwar sei die Bedeutung von Investitionen für die Modernisierung und Transformation, zum Beispiel mit einer SHK-Software , unbestritten. Doch unter der aktuellen Last scheinen viele Betriebe nicht in der Lage zu sein, diese essenziellen Schritte zu gehen.

Bürokratie überschreitet Schmerzgrenze, Handwerksleistungen werden teurer

Die Bürokratie in Deutschland habe ein Niveau erreicht, das nicht nur ineffizient, sondern auch demotivierend wirkt. Dittrich veranschaulicht dies mit den exzessiven Berichts- und Dokumentationspflichten, die das Vertrauensverhältnis zwischen dem Staat und den Handwerkern belasten.

Bei der Tischlerei Holzhaus beispielsweise verschlingen administrative Tätigkeiten zunehmend die Arbeitszeit, die eigentlich dem Handwerk gewidmet sein sollte. Inhaber Max Holzhaus beklagt den Anstieg des bürokratischen Aufwands: „Was einst zwei Stunden wöchentlich beanspruchte, nimmt nun fast einen ganzen Tag in Anspruch." Dies resultiert in einer Verschiebung von Projektfertigstellungen und wachsender Unzufriedenheit unter den Kunden.

Die Inflation, steigende CO2-Preise und allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit stellen weitere Belastungen dar.

Die Bäckerei Kornfeld erlebt die direkten Auswirkungen der gestiegenen Energiekosten. Betreiber Georg Korn beschreibt die Lage: „Unsere Öfen laufen kontinuierlich. Die eskalierenden Energiekosten haben unsere gesamte Preisstruktur durcheinandergebracht.“ Die daraus resultierende Preiserhöhung hat zu einem spürbaren Rückgang der Kundennachfrage geführt – ein Kreislauf, der schwer zu durchbrechen ist.

Dittrich empfiehlt Verbrauchern, jetzt in Handwerksleistungen zu investieren, bevor die Preise weiter klettern.

Klare Forderungen an die Politik: Dittrichs Weg aus der Krise

Mit einem entschlossenen Fünf-Punkte-Plan will Dittrich das Handwerk wieder auf Erfolgskurs bringen. Im Kern des Plans stehen tiefgreifende Steuererleichterungen und eine Reduzierung der Sozialabgaben, die den Unternehmen finanzielle Spielräume öffnen sollen. Eine Verschlankung der Bürokratie sowie eine Beschleunigung der Verwaltungsprozesse zielen darauf ab, die Effizienz zu steigern und den Fachkräften mehr Zeit an der Werkbank zu ermöglichen.

Darüber hinaus verlangt Dittrich nachhaltig niedrige Energiepreise und die Wiederaufnahme umfassender Förderprogramme, die das Handwerk zukunftssicher und im internationalen Wettbewerb stark machen sollen. Stabile politische Rahmenbedingungen und eine angemessene Würdigung der handwerklichen Leistung stehen außerdem im Zentrum seiner Forderungen, um die Wirtschaftskraft Deutschlands zu erhalten.

Während die Bundesregierung bereits wichtige Vorstöße gemacht hat – wie die Erhöhung des Grundfreibetrags und die Senkung der Stromsteuer – herrscht Unsicherheit darüber, ob diese Schritte ausreichend sind. Sie erkennen die Notlage zwar an, aber es bleibt die Frage, ob sie tiefgreifend genug sind, um den strukturellen Herausforderungen des Handwerks gerecht zu werden. Die Zeit wird zeigen, ob diese Initiativen eine echte Belebung für das Handwerk darstellen oder ob sie lediglich als wohlmeinende, aber wirkungslose Gesten verpuffen.

 

 


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