Wirtschaft

Inflation in Deutschland auf dem Rückzug - wovor Experten jetzt warnen

Die Kaufkraft der Deutschen steigt wieder, denn die Inflation in Deutschland schwächt sich weiter ab. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes vom Donnerstag lagen die Verbraucherpreise im Februar um 2,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Warum die Reallöhne dieses Jahr steigen dürften und wie die EZB jetzt reagieren sollte!
29.02.2024 15:44
Lesezeit: 2 min

Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland können allmählich aufatmen. Die Inflation ist weiter auf dem Rückzug. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes vom Donnerstag lagen die Verbraucherpreise im Februar um 2,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Es war der niedrigste Wert seit Juni 2021 mit seinerzeit 2,4 Prozent. Im Januar war noch eine Jahresteuerungsrate von 2,9 Prozent verzeichnet worden und im Dezember von 3,7 Prozent. Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater sprach von einem "beeindruckenden Rückgang" der Inflation in den vergangenen Monaten. Allerdings werde es "in den kommenden Monaten auch wieder den einen oder anderen Rückschlag geben".

Volkswirte rechnen grundsätzlich mit einem weiteren Rückgang der Inflation im Laufe des Jahres, der allerdings an Tempo verlieren könnte. Belastungsfaktoren sind die Anhebung des CO2-Preises von 30 Euro je Tonne Kohlendioxid (CO?) auf 45 Euro sowie die Rückkehr zum regulären Mehrwertsteuersatz auf Speisen in der Gastronomie zu Jahresbeginn. "Die letzte Meile im Kampf gegen die Inflation ist die schwierigste", erwartet Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.

Energie billiger - Dienstleistungen teurer

Höhere Inflationsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Die Menschen können sich für einen Euro weniger leisten. Viele setzten beim Konsum im vergangenen Jahr den Rotstift an.

Im Februar verbilligten sich Haushaltsenergie und Kraftstoffe den vorläufigen Zahlen zufolge innerhalb eines Jahres um 2,4 Prozent, nach einem Rückgang von 2,8 Prozent im Januar. Nahrungsmittel kosteten dagegen 0,9 Prozent mehr als im Februar 2023. Der Anstieg schwächte sich damit allerdings ab. Im Januar war noch ein Plus von 3,8 Prozent verzeichnet worden. Dienstleistungen verteuerten sich voraussichtlich um 3,4 Prozent. "Während die günstige Entwicklung an den Gas- und Strommärkten für Rückenwind sorgt, bleibt abzuwarten, wie hartnäckig sich der Preisauftrieb bei den Dienstleistungen darstellen wird", sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.

Zum Vormonat Januar stiegen die Verbraucherpreise nach den vorläufigen Daten insgesamt um 0,4 Prozent.

Bundesregierung geht von Lohnzuwächsen über der Inflationsrate aus

Die Bundesregierung erwartet, dass die Verbraucherpreise im Schnitt des laufenden Jahres um 2,8 Prozent steigen nach 5,9 Prozent 2023. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck geht davon aus, dass die Lohnzuwächse über der Inflationsrate liegen. Die Erwartung ist, dass Beschäftigte das Geld auch ausgeben und damit den privaten Konsum ankurbeln. Der Privatkonsum ist eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur.

Im vergangenen Jahr wurden die um 6,0 Prozent gesteigerten Gehälter nahezu vollständig von den um 5,9 Prozent gestiegenen Verbraucherpreise ausgeglichen. Nach Angaben der Statistiker blieb ein Reallohnplus von 0,1 Prozent, der erste Zuwachs seit 2019. Bei den Nominallöhnen wurden allerdings auch die in vielen Betrieben gezahlten Inflationsausgleichsprämien einberechnet.

Diese Einmalzahlungen werden vom Staat steuer- und abgabenfrei gestellt und haben vor allem die Einkommen in den unteren Gehaltsgruppen überproportional ansteigen lassen. In einer vorhergehenden Auswertung hatte das gewerkschaftliche WSI-Tarifarchiv bei den Tarifbeschäftigten für 2023 einen weiteren Rückgang der Reallöhne um 0,4 Prozent festgestellt. Bei dieser Berechnung wurden die Inflationsausgleichsprämien nicht im vollen Umfang berücksichtigt.

Bundesbank-Präsident Nagel warnt vor zu frühen Zinssenkungen

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel warnte trotz des Rückgangs der Teuerung jüngst: "Auch wenn die Versuchung groß sein mag: Für Zinssenkungen ist es zu früh." Die Inflation sei zwar sowohl in Deutschland als auch im Euroraum auf dem Rückzug. Aber noch sei das Ziel nicht erreicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent an. Die Euro-Währungshüter hatten sich seit Sommer 2022 mit zehn Zinserhöhungen in Folge gegen die zeitweise deutlich gestiegene Inflation gestemmt.

Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Inflationsraten entgegenwirken kann. Weil steigende Kreditzinsen jedoch zugleich Investitionen verteuern und dies die derzeit ohnehin schwächelnde Wirtschaft bremsen kann, wurden zuletzt Forderungen nach Zinssenkungen lauter. (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...