Finanzen

EZB-Zinssenkung kommt noch nicht - trotz rückläufiger Inflation

Dass sie kommt, ist klar, nur wann sie kommt, nicht: die EZB-Zinssenkung. Noch lässt sich die Europäische Zentralbank Zeit und hält den aktuellen Leitzins für die Eurozone stabil - trotz rückläufiger Inflation. Was bedeutet diese Entscheidung nun für die Wirtschaft in Deutschland und Europa?
07.03.2024 14:43
Aktualisiert: 07.03.2024 14:43
Lesezeit: 1 min

Die von der Wirtschaft ersehnte Zinssenkung im Euroraum lässt weiter auf sich warten. Vorerst bleibt der Leitzins, zu dem sich Banken im Euroraum frisches Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) besorgen können, unverändert bei 4,5 Prozent. Das entschied der Rat der Notenbank am Donnerstag in Frankfurt. Der Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, beträgt weiterhin 4,0 Prozent. Damit lässt die EZB die Leitzinsen im Währungsraum der 20 Staaten zum vierten Mal in Folge unverändert.

Der Kurs des Euro fiel zum US-Dollar dennoch leicht. So senkte die EZB ihre Inflationserwartungen für 2024 und 2025.

Im Juli 2022 hatte die EZB die Jahre der Null- und Negativzinsen beendet, um die zeitweise auf Rekordhöhe gekletterte Inflation in den Griff zu bekommen. Zehnmal in Folge schraubte die Notenbank die Zinsen nach oben. Dass Kredite damit mehr kosten, kann die Nachfrage bremsen und hohen Inflationsraten entgegenwirken. Teurere Finanzierungen sind aber zugleich eine Last für Unternehmen und private Investoren. Angesichts schwächelnder Konjunktur mehren sich Forderungen, die Zinsen wieder zu senken.

Inflation auf dem Rückzug

Zudem zeigte bei der Inflationsrate sowohl im Euroraum als auch in Europas größter Volkswirtschaft Deutschland der Trend zuletzt nach unten. Im Euroraum lagen die Verbraucherpreise im Februar 2024 um 2,6 Prozent höher als ein Jahr zuvor. In Deutschland erreichte die jährliche Teuerungsrate im Februar nach vorläufigen Daten mit 2,5 Prozent den niedrigsten Stand seit Juni 2021.

Insgesamt bewegt sich die Preisentwicklung somit in Richtung des EZB-Ziels von mittelfristig zwei Prozent. Bei diesem Wert sehen die Währungshüter Preisstabilität gewährleistet. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Sie können sich dann für einen Euro weniger leisten.

Zinssenkung der EZB erwartet

Volkswirte rechnen damit, dass die EZB im laufenden Jahr die Zinsen senken wird. Auf einen genauen Zeitpunkt wollten sich die Währungshüter aber bislang nicht festlegen. Führende Notenbanker warnten in den vergangenen Wochen davor, voreilig den Sieg über die Inflation auszurufen. "Auch wenn die Versuchung groß sein mag: Für Zinssenkungen ist es zu früh", sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel bei der Bilanzvorlage der Bundesbank am 23. Februar. Die Inflation sei zwar auf dem Rückzug, aber noch sei das Ziel nicht erreicht.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde bekräftigte in einer Rede vor dem Europaparlament Anfang vergangener Woche frühere Einschätzungen, wonach sich der Prozess rückläufiger Inflationsraten fortsetzen dürfte. Lagarde betonte jedoch: Der EZB-Rat müsse für Kursänderungen zunächst zuversichtlich sein, dass das Inflationsziel der Notenbank nachhaltig erreicht werde. (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pokémon-Karten als Geldanlage: Hype, Blase oder Millionen-Geschäft?
03.07.2025

Verstaubte Karten aus dem Kinderzimmer bringen heute tausende Euro – doch Experten warnen: Hinter dem Pokémon-Hype steckt eine riskante...