Finanzen

Bankenaufsicht: Mehrzahl der Geldinstitute kann kräftigen Gegenwind überstehen

In Deutschland und Europa ist das Gros der Geldhäuser gut kapitalisiert. Die Krise an den Märkten für Büro- und Handelsimmobilien gepaart mit schwächelnder Konjunktur werden die meisten Geldinstitute nach Einschätzung von Bankenaufsehern abfedern können. Große Risiken gibt es laut der Aufseher besonders in einem Land.
18.03.2024 13:57
Aktualisiert: 18.03.2024 13:57
Lesezeit: 2 min

"Nervös werden brauchen wir nicht als Aufseher, wir haben unsere Instrumente und haben uns auch schon sehr frühzeitig mit diesen Risiken beschäftigt. Aber wir sind schon sehr aufmerksam", sagte die Chefin der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB), Claudia Buch, am Montag bei einer "Handelsblatt"-Tagung in Frankfurt.

Sorgen um Immobilienfinanzierungen

Der oberste Bankenaufseher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), Raimund Röseler, sagte bei der Veranstaltung: "Ja, wir machen uns Sorgen um gewerbliche Immobilienfinanzierungen." Aber die deutschen Banken seien aus Sicht der Bafin "ganz überwiegend sehr gut kapitalisiert und werden deshalb auch einen kräftigen Gegenwind überstehen können - vorausgesetzt Risikomanagement und Governance stimmen".

Weil mit dem Homeoffice-Trend weniger Büroflächen gebraucht werden, steht der Markt für diese Immobilien in vielen Ländern unter Druck. Zudem trifft der Kollaps der Immobilien- und Handelsgruppe Signa etliche Geldhäuser. Die Signa Holding hatte Ende November 2023 Insolvenz angemeldet, in den Wochen danach folgten weitere Gesellschaften aus dem Unternehmensreich des österreichischen Unternehmers René Benko. Viele Banken hierzulande haben wegen möglicher Kreditausfälle mehr Geld zurückgelegt.

Große Probleme vor allem in den USA

"Risiken bei Gewerbeimmobilien sehen wir vor allen Dingen in den USA", sagte Röseler. Dort seien nur wenige deutsche Banken engagiert. "Da mache ich mir jetzt nicht flächendeckend Sorgen." Allerdings seien auch die hiesigen Gewerbeimmobilienmärkte derzeit schwach. "Da gibt es sicherlich die eine oder andere Bank, die da sehr exponiert ist", sagte Röseler. Es gebe die ersten "Einschläge in den Bilanzen der Banken, aber nur bei ganz wenigen muss man die Sorge haben, dass sie wirklich existenziell betroffen sind", sagte der Aufseher.

EZB-Aufseherin Buch warnte davor, mögliche Folgen der Immobilienkrise in den USA für Europa zu unterschätzen: "Man kann nicht sagen, diese Märkte sind komplett voneinander entkoppelt." Es gebe zwar durchaus lokale Besonderheiten, daher gehe sie nicht davon aus, dass der Trend aus den USA 1:1 über den Atlantik schwappen werde. Vergangene Krisen hätten allerdings gelehrt, dass man nie ausschließen solle, dass sich Entwicklungen wiederholten, mahnte Buch.

Allgemein rechnet Bafin-Aufseher Röseler mit einer Zunahme von Kreditausfällen im laufenden Jahr. Die Aufsicht sehe das aber als Normalisierung: Jahrelang seien die Quoten von Krediten, die nicht mehr bedient wurden, extrem niedrig gewesen. "Die werden jetzt etwas nach oben kommen. Das ist für die eine oder andere Bank schmerzhaft, aber das führt jetzt nicht zu einer Finanzkrise", sagte Röseler. (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie steigt kräftig: Chipgigant begeistert Anleger – Nvidia-Zahlen schlagen Erwartungen
19.11.2025

Die neuesten Nvidia-Zahlen haben die Finanzmärkte erneut aufhorchen lassen. Der Chipriese übertrifft die Erwartungen deutlich und...

DWN
Politik
Politik EU plant Anpassungen an der DSGVO: Mehr Spielraum für KI zu Lasten des Datenschutzes?
19.11.2025

Die Europäische Union plant umfassende Änderungen ihrer Digital- und Datenschutzregeln, um Innovationen im Bereich künstlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Verbraucherumfrage: Debitkarten und Smartphones verdrängen Bargeld in Deutschland
19.11.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass in Deutschland das Bezahlen mit Debitkarte und Smartphone zunehmend das Bargeld verdrängt. Fast die...

DWN
Politik
Politik Russisches Geld soll nach Kiew fließen - trotz Korruptionsskandals: Von der Leyen schreibt Merz & Co.
19.11.2025

Für die Nutzung der russischen Gelder werben insbesondere Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und von der Leyen. Ihr Plan sieht vor, der...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie rutscht ab: Friedenspläne der USA zum Ukraine-Krieg belasten den Rheinmetall-Aktienkurs
19.11.2025

Die Rheinmetall-Aktie gerät nach frischen US-Friedenssignalen erneut in turbulentes Fahrwasser. Analysten bleiben optimistisch, doch die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen im Fokus: Anleger reagieren auf überhitzte KI-Aktien und reduzieren ihre Positionen
19.11.2025

Investoren an den US-Börsen beobachten derzeit starke Bewegungen im KI-Sektor, während große Akteure gleichzeitig ihr Portfolio neu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Nach Exportbeschränkungen für Nexperia-Chips: Niederlande geben Kontrolle über Chip-Firma Nexperia ab
19.11.2025

Ende September hatte die niederländische Regierung die Kontrolle über Nexperia übernommen. China reagierte kurz darauf mit einem...

DWN
Finanzen
Finanzen Rentenplus 2026? Wann Ruheständler steuerpflichtig werden
19.11.2025

Rentner aufgepasst: Kommendes Jahr könnten die Renten in Deutschland erneut steigen. Was einerseits erfreulich ist, kann andererseits dazu...