Die Deutschen wechseln beim Gold von der Käufer- auf die Verkäuferseite. Laut dem World Gold Council fielen die Goldkäufe von über 10 Mrd. Euro im Jahr 2022 (180 Tonnen) auf 2,7 Mrd. Euro im Jahr 2023 (46,8 Tonnen). „Die Verkäufer dominieren jetzt den Markt“, berichtete dementsprechend Benjamin Summa vom Goldhändler Pro Aurum gegenüber der FAZ. Und Degussa-Chef Christian Rauch erklärte: „Wir haben selten so viel Altgold angekauft wie in den letzten Wochen und Monaten.“
Auch Tim Schieferstein von goldsilbershop.de berichtete gegenüber DWN von rückläufigen Gold-Umsätzen. “Zum Teil ist dies der Inflation geschuldet, die es vielen immer schwerer macht, etwas zur Seite zu legen”, schrieb Schieferstein in einer Email vom September 2023. “Dies drückt sich auch durch hohe Ankaufsumsätze aus – hier wird uns oft mitgeteilt, dass finanzielle Engpässe oder offene Rechnungen der Grund des Verkaufs sind. Dies hatten wir in der Häufigkeit seit unserer Gründung noch nie.”
Daneben dürfte der gestiegene Goldpreis Anleger zum Verkauf reizen. Zuletzt kratzte der Kurs am Allzeithoch von 2000 Euro. Hannes Zipfel von gold.de empfiehlt dennoch, Ankaufspreise genau zu vergleichen. Pauschal lasse sich nicht sagen, ob Onlinehändler, Banken oder stationäre Händler die besten Preise bieten würden.
Gold verkaufen: Onlinehändler bieten häufig bessere Preise
Onlinehändler verfügten in der Regel über eine bessere Kosteneffizienz als stationäre Händler. “Sie sparen bei Miete, Personal, Lagerhaltung, Diebstahlsicherung und Versicherung, die für das Betreiben einer Filiale anfallen”, erklärt Zipfel. “Solche Kostenvorteile können Onlinehändler in Form besserer Ankaufspreise an die Verkäufer weitergeben.”
Stiftung Warentest prüfte in der April-Ausgabe der Zeitschrift Finanztest zehn stationäre Goldhändler in Berlin. Das Ergebnis: Die Ankaufspreise schwankten deutlich, insbesondere bei Altgold. Hier lagen die Abschläge bei einer 90-Gramm-Kette und einem 10-Gramm-Armband bis zu 34 Prozent unter dem Goldmarktpreis.
Bei einer “Maple Leaf”-Münze mit Kratzern (1 Unze) und einer neuwertigen “Maple-Leaf”-Münze (1 Unze) waren die Abschläge geringer (bis zu 9 bzw. 5 Prozent). “Bekannte Adressen wie Pro Aurum, Exchange und Degussa boten uns höhere Preise als die kleinen Geschäfte”, berichtet Stiftung Warentest weiter.
Dafür fallen beim Onlineverkauf Versandkosten an. Anleger müssen die Münzen oder Barren an den Händler senden, der diese auf Echtheit und Qualität prüft. Erst danach wird die vereinbarte Summe überwiesen. Manche Anbieter übernehmen allerdings die Versandkosten. Keine Kosten fallen etwa bei der Degussa bis zu einem Verkaufswert bis 2500 Euro und bei Goldsilbershop ab einem Wert von 5000 Euro an. Bei Pro Aurum werden 29 Euro bei einem Verkauf in Höhe von bis zu 25.000 Euro fällig und 49 Euro bis zu einer Summe von 250.000 Euro.
Manche Onlinehändler bieten auch einen Onlineverkauf an und lassen den Verkäufern die Möglichkeit, die Ware selbst in einem Ladengeschäft abzuliefern. Etwa ist das bei Pro Aurum in Hamburg, Berlin, München, Dresden, Düsseldorf, Bad Homburg und Stuttgart möglich.
Banken verlangen einen Herkunftsnachweis
Ein weiterer Vorteil der Onlinehändler: Anleger können dort Gold ohne Herkunftsnachweis verkaufen. Wer hingegen einer Bank keine Rechnung über den Goldkauf vorlegen kann, wird abgewiesen. So schreibt etwa die Sparkasse Osnabrück auf ihrer Internetseite: “Edelmetall- und Sortenankauf werden über unseren Vertragspartner BayernLB abgewickelt. Ein entsprechender Herkunftsnachweis ist hierbei bereits ab einem Betrag von 2.500 Euro erforderlich. Sofern der Herkunftsnachweis bei einem solchen Gelegenheitsgeschäft vom Kunden nicht geführt werden kann, muss das Institut das Geschäft ablehnen.”
Steuern fallen beim Verkauf keine an. Wer Gold länger als ein Jahr hält, ist von der Abgeltungssteuer befreit. Bei einer Haltedauer unter einem Jahr gilt seit dem 1. Januar 2024 eine Grenze von 1000 Euro. Überschreiten die Kursgewinne diese Grenze, müssen Anleger den gesamten Betrag mit dem persönlichen Steuersatz versteuern, wie die Vergleichsseite gold.de erklärt. Dieser liegt bei Besserverdienern oberhalb des Abgeltungssteuersatzes von 25 Prozent.
Die Grenze von 1000 Euro gilt dabei nicht bloß für Goldverkäufe, sondern für alle privaten Veräußerungsgeschäfte innerhalb eines Jahres. Darunter fallen auch alternative Geldanlagen wie Antiquitäten, Bitcoin, Kunst, Schmuck oder Oldtimer.
Die Onlinehändler bieten in der Regel einen versicherten Versand an. Häufig senden sie auch unauffällig gestaltetes Versandmaterial zu. Bei Pro Aurum geschieht die Abholung zudem durch neutrale Kurierfahrzeuge. Alternativ können sich Anleger selbst um den Versand kümmern. Allerdings sind dann häufig bloß 500 Euro versichert und das Versandverlustrisiko trägt der Anleger.
Bei einem Verkauf in einem stationären Geschäft oder beim Onlineverkauf mit Selbstablieferung ist auch eine Barauszahlung möglich. “Wir haben nach vorheriger Abstimmung schon höhere sechsstellige Beträge bar ausgezahlt”, erklärt etwa Tim Schieferstein in einem Youtube-Video.
Anleger sollten beim Onlineverkauf allerdings genau hinsehen. Etwa können sie prüfen, ob ein Händler Mitglied im Berufsverband des Deutschen Münzenfachhandels ist oder als zertifizierter Händler bei der Vergleichsseite gold.de gelistet ist. Laut Hannes Zipfel führt gold.de Testkäufe und -verkäufe bei zertifizierten Händlern durch.
Zipfel warnt vor allem vor sogenannten Fake-Shops. Diese verkaufen Gold auf Vorkasse, ohne die Ware auszuliefern, beziehungsweise lassen sich Gold zum Verkauf einsenden, ohne zu bezahlen. Dabei kopieren sie häufig die Internetadressen bekannter Edelmetallhändler. Aktuell listet gold.de 407 der Betrüger-Shops.
Vorteile des privaten Goldverkaufs
Ein Verkauf an einen gewerblichen Anbieter ist freilich nicht anonym. Edelmetallhändler und Banken müssen die Personalien immer erfassen - unabhängig vom Wert des verkauften Goldes. Ein anonymer Verkauf ist bloß an eine Privatperson möglich. Hier erzielen Anleger womöglich sogar einen besseren Preis, weil einem spezialisierter Händler höhere Kosten für Personal, Geräte und Co. entstehen. Bei Silber können sich Verkäufer und Käufer zudem die Mehrwertsteuer von 19 Prozent teilen, die ein gewerblicher Ankäufer nicht auszahlen würde.
Gerade für Sammler ist ein Privatverkauf interessant. “Wenn Sie genau denjenigen finden, der Ihre Sammlerstücke in der gewünschten Menge zu Ihrem Wunschpreis kaufen möchte, wird kein Händler mithalten können”, erklärt etwa Tim Schieferstein im Youtube-Video.
Hannes Zipfel rät bei Sammlermünzen, einen fachkundigen Händler aufzusuchen. Bei einem Händler ohne numismatische Expertise würden Sammler schlimmstenfalls bloß den Materialwert erhalten. “Der Sammlerwert, der je nach Objekt ein Vielfaches des Materialwertes ausmachen kann, geht dem Verkäufer so verloren.”