Finanzen

Forschungsinstitute senken Konjunkturprognose deutlich: „Wirtschaft angeschlagen“

Laut Frühjahrsgutachten 2024 erlebt Deutschland eine deutliche Wachstumskorrektur. Die Wirtschaft steht vor konjunkturellen und strukturellen Hürden.
27.03.2024 10:07
Aktualisiert: 27.03.2024 11:00
Lesezeit: 2 min
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In ihrem aktuellen Frühjahrsgutachten korrigieren die fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Wachstumsprognose für Deutschland erheblich nach unten. Sie sprachen am Mittwoch in Berlin von „Gegenwind“ für die deutsche Wirtschaft aus dem In- und Ausland. „Die Wirtschaft in Deutschland ist angeschlagen.“

Die Institute erwarten für das laufende Jahr nur noch ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent. Im Herbst waren sie noch von einem Plus des Bruttoinlandsprodukts für 2024 von 1,3 Prozent ausgegangen. Für das kommende Jahr belassen die Institute die Prognose mit plus 1,4 Prozent nahezu unverändert.

Die deutsche Wirtschaft kränkele, heißt es in der Frühjahrsprognose. 2023 war die Wirtschaftsleistung in der größten Volkswirtschaft Europas um 0,3 Prozent zurückgegangen. Derzeit bewegt sich die Wirtschaftsleistung laut Instituten auf einem Niveau, das kaum über dem vor der Corona-Pandemie liege. „Seitdem tritt die Produktivität auf der Stelle.“

Eine zähe konjunkturelle Schwächephase gehe mit schwindenden Wachstumskräften einher, so die Institute. Zwar dürfte ab dem Frühjahr eine Erholung der Konjunktur einsetzen, die Dynamik werde aber insgesamt nicht allzu groß ausfallen. Im laufenden Jahr avanciere der private Konsum zur wichtigsten Triebkraft für die Konjunktur, im kommenden Jahr dann vermehrt auch das Auslandsgeschäft.

DIHK fordert konkrete Maßnahmen

Als Reaktion auf die aktuelle Konjunkturprognose betonte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Martin Wansleben, die Dringlichkeit für ein entschiedenes Handeln, um der Wirtschaft einen dringend benötigten Aufschwung zu geben. „Die Stimmung in der Wirtschaft ist weiter schlecht“, erklärte Wansleben.

Er führte dies auf anhaltend hohe Energiekosten, bürokratische Lasten, zunehmenden Fachkräftemangel und geopolitische Unsicherheiten zurück, die vor allem das Exportgeschäft belasteten. Er forderte eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmen in Deutschland, um private Investitionen zu fördern. Maßnahmen wie die Verabschiedung des Wachstumschancengesetzes, die Abschaffung des Solidaritätszuschlags und die Einführung einer Investitionsprämie für Klimaschutzmaßnahmen könnten wichtige erste Schritte sein. Wansleben betonte jedoch, dass es vor allem an der Umsetzung mangele und weitere konkrete Maßnahmen folgen müssten.

An der sogenannten Gemeinschaftsdiagnose beteiligt sind das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin, das Kiel Institut für Weltwirtschaft, das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle, das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen und das Ifo-Institut in München.

(dpa/DWN)

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Farhad Salmanian

Zum Autor:

Farhad Salmanian arbeitet bei den DWN als Online-Redakteur. Er widmet sich den Ressorts Politik und Wirtschaft Deutschlands sowie der EU. Er war bereits unter anderem für die Sender BBC und Radio Free Europe tätig und bringt mehrsprachige Rundfunkexpertise sowie vertiefte Kenntnisse in Analyse, Medienbeobachtung und Recherche mit.

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