Weltwirtschaft

Industriepolitik der Europäischen Union: EU-Trio setzt auf modernere Technologien für mehr Wettbewerb

Lesezeit: 2 min
09.04.2024 14:21  Aktualisiert: 09.04.2024 14:51
Frankreich, Italien und Deutschland rufen zur Entwicklung grüner und digitaler Technologien auf, um die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich zu erhöhen.
Industriepolitik der Europäischen Union: EU-Trio setzt auf modernere Technologien für mehr Wettbewerb
Robert Habeck (links), Wirtschafts- und Klimaschutzminister von Deutschland, Bruno Le Maire (Mitte), Wirtschaftsminister von Frankreich, und Adolfo Urso, Wirtschaftsminister von Italien, bei einem trilateralen Treffen zur europäischen Industriepolitik (Foto: dpa).
Foto: Bertrand Guay

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bei einem Treffen in Meudon bei Paris haben sich die Wirtschaftsminister Deutschlands, Frankreichs und Italiens für eine verstärkte europäische Industriepolitik ausgesprochen, um gegen die Konkurrenz aus den USA und China zu bestehen.

Robert Habeck, Bruno Le Maire und Adolfo Urso diskutierten laut einer gemeinsamen Pressemitteilung die Notwendigkeit einer engeren Abstimmung, um die strategische Autonomie der Europäischen Union (EU) zu sichern und Europas Stellung als unabhängige Wirtschaftsmacht zu festigen. Sie stellten auch ihre Perspektiven zur Förderung grüner und digitaler Technologien vor.

„Es geht um die geopolitische Handlungsfähigkeit der Union“, erklärte Wirtschaftsminister Habeck. Er unterstrich die Bedeutung strategischer Unabhängigkeit für Europa und betonte, dass Europa ein wirtschaftspolitischer Akteur sein müsse. Zudem kritisierte er die langwierigen und komplizierten Verfahren in Europa und wies auf die Notwendigkeit einer Beschleunigung der Prozesse hin.

EU-Industriepolitik: Reaktion auf globale Herausforderungen

Frankreichs Wirtschaftsminister Le Maire mahnte, Europa dürfe nicht warten, bis andere handeln. Er schlug vor, einen Mindestanteil von in Europa hergestellten Produkten bei öffentlichen Ausschreibungen festzulegen, um dem wachsenden Handelsdefizit entgegenzuwirken. Italiens Wirtschaftsminister Urso sagte, Europa dürfe „nicht zu einem Freiluftmuseum werden“, sondern müsse als Produzentengemeinschaft auftreten.

Die Minister betonten die Dringlichkeit, europäischen Unternehmen faire Wettbewerbsbedingungen zu bieten und mit vereinfachten Regeln zu reagieren, vor allem im Bereich der Umwelttechnologie, auf amerikanischen Protektionismus und chinesische Dumpingpreise.

Le Maire stellte heraus, dass Europa mit vereinfachten Regeln für seine Industrie auf diese Herausforderungen reagieren müsse. Ein kontroverses Thema war die Bevorzugung von Produkten „Made in Europe“ bei öffentlichen Ausschreibungen.

Vorstoß für eine innovative und vereinte Zukunft

Die Minister verpflichteten sich, ihren Industrieplan auf dem Green Deal zu gründen, dessen Ziel es ist, die EU bis 2050 klimaneutral zu gestalten. Dies soll die Basis für eine Wachstumsagenda der nächsten fünf Jahre in der EU bilden und umfasst das Eliminieren unnötiger administrativer Hürden, die Gewährleistung eines stabilen und effektiven regulatorischen Rahmens sowie die Förderung von privaten und öffentlichen Investitionen.

Sie unterstrichen die Bedeutung der Koordination in Bereichen wie Luft- und Raumfahrt sowie Sicherheit und Verteidigung. Sie forderten einen Abbau bürokratischer Hürden und einen verstärkten gemeinsamen Ankauf wichtiger Rohmaterialien wie Nickel, um Europas Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und gleichzeitig eine nachhaltige und ökologische Entwicklung zu sichern.

Zukunftspläne der EU und Bedenken der Bürger

Das Treffen der drei größten EU-Wirtschaftsmächte zeigt Europas Bereitschaft, seinen strategischen Platz in der Weltwirtschaft aktiv zu gestalten. Es gibt jedoch Kritik an der Umsetzung des Europäischen Green Deals. Vor allem bezüglich der Nachhaltigkeit und Effektivität im Kampf gegen den Klimawandel stehen Herausforderungen im Vordergrund: Kritiker bezweifeln die Fähigkeit des Green Deals, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen, und werfen der EU „greenwashing“ vor.

Bauernproteste in Deutschland zeigten vor Kurzem den Widerstand innerhalb der Bevölkerung gegen die EU-Klimaagenda. Auch die Forderung der Experten nach einer stärkeren grünen und digitalen Diplomatie ist weitgehend bekannt, um EU-Werte zu fördern und eine inklusive digitale Transformation zu sichern.

Trotz der Schwierigkeiten bieten der Green Deal und die digitale Agenda der EU Chancen für eine nachhaltigere und wettbewerbsfähigere Wirtschaft. Die EU steht nun vor der Aufgabe und Herausforderung, ihre Ziele zu balancieren und dabei die Bedenken der Bürger in Betracht zu ziehen.

Zum Autor:

Farhad Salmanian arbeitet bei den DWN als Online-Redakteur. Er widmet sich den Ressorts Politik und Wirtschaft Deutschlands sowie der EU. Er war bereits unter anderem für die Sender BBC und Radio Free Europe tätig und bringt mehrsprachige Rundfunkexpertise sowie vertiefte Kenntnisse in Analyse, Medienbeobachtung und Recherche mit.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Panorama
Panorama Amokfahrt von Magdeburg: Trauer, Entsetzen und offene Fragen halten Deutschland in Atem
22.12.2024

Fünf Menschen sind tot, 200 verletzt: Nach der folgenschweren Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stellt sich die...

DWN
Politik
Politik Donald Trump hofft: Elon Musk übernimmt (noch) nicht die US-Präsidentschaft
22.12.2024

Kritiker nennen den Tech-Milliardär süffisant «Präsident Musk». Donald Trump stellt klar, wer das Sagen hat - bestreitet aber auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Politik
Politik Migrationskrise: Asyl-Rekordhoch in Deutschland und die illegale Migration an den Grenzen geht ungebremst weiter
22.12.2024

In Deutschland leben fast 3,5 Millionen Geflüchtete, von Asylsuchenden über anerkannte Flüchtlinge bis zu Geduldeten. Das ist ein neuer...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...