Unternehmen

Textilbranche in Not: Dringender Ruf nach Entlastung

Ostdeutsche Textilindustrie kämpft mit steigenden Kosten und drohender Produktionsexodus. 2023 endete mit Umsatzplus, doch die Sorge um schrumpfende Erträge wächst. Es werden mehr Maßnahmen gefordert.
12.04.2024 05:56
Lesezeit: 2 min
Textilbranche in Not: Dringender Ruf nach Entlastung
Ein Mitarbeiter des Zittauer Textilveredlers Ploucquet GmbH kontrolliert den Stoff für Militärfallschirme (Symbolbild): Textilindustrie fordert derzeit Unterstützung der Politik (Foto: dpa). Foto: Sebastian Kahnert

Die ostdeutsche Textilindustrie ächzt unter hohen Kosten etwa für Energie und warnt vor weiterer Abwanderung von Produktion ins Ausland. Auch Insolvenzen seien nicht auszuschließen, sagte der Vorsitzende des Branchenverbandes vti, Thomas Lindner. Dadurch könnten textile Lieferketten in Gefahr geraten. Zudem hätten hiesige Unternehmen schon in Produktionsstätten im Ausland investiert - etwa in Osteuropa - oder importieren Vorprodukte. Dieser Trend drohe sich zu verstärken.

Die Branche habe zwar 2023 mit einem Umsatzplus von 4,2 Prozent abgeschlossen, informierte der Verband am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im ostsächsischen Großschönau. Allerdings ließen steigende Kosten die Erträge schmelzen. Die meisten Mitglieder klagten über sinkende Umsätze und rückläufige Auftragseingänge. Dies habe sich schon zum Jahresende 2023 deutlich gezeigt. Im Januar 2024 habe der Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat bei elf Prozent gelegen. Die Branche ist deswegen alarmiert.

Besonders unter Druck hätten schon voriges Jahr Bekleidungshersteller gestanden. Hier zeige sich eine Kaufzurückhaltung vieler Verbraucher angesichts zahlreicher Unsicherheiten in anderen Lebensbereichen, erklärte Lindner. „Viele sparen, warten ab.“ Doch auch Hersteller technischer Textilien stünden unter Druck. Hier mache sich etwa der schleppende Absatz von Elektroautos bemerkbar, für die sie Stoffe und Teile produzieren, hieß es.

Zukunft ungewiss: Politische Unterstützung nötig

Eine konkrete Prognose für das aktuelle Jahr wollte der Verband noch nicht formulieren. Aus seiner Sicht müssten von der Politik dringend Maßnahmen ergriffen werden, um den Standort wettbewerbsfähiger zu machen. Dazu gehöre, den staatlichen Anteil an den Energiepreisen zu senken sowie bürokratischen Aufwand und Nachweispflichten abzubauen. Diese müssten auf ein für den Mittelstand ertragbares Maß verringert werden. Denn die Branche sei klein und mittelständisch geprägt, mehr als 70 Prozent der produzierenden Unternehmen im Verband habe weniger als 50 Mitarbeiter.

Der vti vertritt ostdeutsche Textilunternehmen vom Erzgebirge bis an die Ostsee. Kernregion der Branche sind Sachsen und Thüringen. Von insgesamt rund 16.000 Beschäftigten entfallen den Angaben nach 14.500 auf diese beiden Bundesländer. Damit gehöre die Region zu den vier größten Textilstandorten bundesweit. Hier gebe es eine Vielfalt textiler Fertigung von modernen Spinnereien und Webereien über Stickereien und Wirkereien bis zu Veredlungsbetrieben und Konfektionären.

Der Schwerpunkt liege auf technischen Textilien. Sie machen den Angaben nach mehr als die Hälfte des Umsatzes aus. Es folgen Heimtextilien mit rund 30 Prozent und der Bekleidungssektor mit etwa 10 Prozent.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zum Wochenstart ab: Liquidationswelle bringt Kryptowährungen unter massiven Druck
01.12.2025

Der Bitcoin-Kurs startet tiefrot in den Dezember: Ein Wochenend-Schock hat den Markt binnen Stunden umgekrempelt. Liquidationen rollen auf...

DWN
Politik
Politik Heuchelei als Strategie: Warum ausgerechnet Trumps Freunde den größten Beitrag zu Russlands Kriegskasse leisten
01.12.2025

Donald Trump wirft Europa vor, Putins Krieg gegen die Ukraine mitzufinanzieren. Doch die Fakten zeigen etwas anderes: Nicht Brüssel oder...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutschland setzt auf Wasserstoff – Länder planen gemeinsames Versorgungsnetz
01.12.2025

Die ostdeutschen Bundesländer wollen gemeinsam ein Wasserstoff-Verteilnetz aufbauen, um Kommunen, Industrie und Gewerbe besser mit...

DWN
Finanzen
Finanzen Neue Studie: Grüne Fonds unterscheiden sich nur minimal von traditionellen Produkten
01.12.2025

Viele Anleger erwarten, dass nachhaltige Fonds klare Alternativen zu traditionellen Produkten bieten und Kapital in verantwortungsvollere...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose: Experten sehen weiterhin Potenzial am Markt
30.11.2025

Die Entwicklung am Goldmarkt sorgt derzeit für besondere Aufmerksamkeit, da viele Anleger Orientierung in einem zunehmend unsicheren...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Start-ups: Talente ziehen lieber in die USA statt nach Europa
30.11.2025

Immer mehr europäische Start-ups verlagern ihre Aktivitäten in die USA, um dort leichter an Risikokapital zu gelangen. Kann Europa durch...

DWN
Politik
Politik Militärischer Schengen-Raum: Wie die EU die Truppenmobilität beschleunigen will
30.11.2025

Die sicherheitspolitischen Spannungen in Europa erhöhen den Druck auf die EU, ihre militärische Handlungsfähigkeit neu auszurichten. Wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digital Champions: Das sind die neuen deutschen Tech-Vorbilder
30.11.2025

Von Leipzig bis Heidelberg entsteht eine Generation von Startups, die KI-Forschung in Markterfolg übersetzt. Digitale Champions wie Aleph...