Unternehmen

Mercedes trotzt dem Trend: Jetzt soll sogar ein Maybach-Van die Besserverdiener locken

Das Interesse an Elektro-Fahrzeugen in Deutschland ist verhalten. Während VW und Tesla das bei den Zulassungszahlen bemerken, nutzen die Premium-Hersteller ihr Renommee für neue Produkte im Luxus-Segment. Mercedes auf der Überholspur?
18.04.2024 07:13
Lesezeit: 3 min

Es gab einmal Zeiten, da wurde der Vito-Transporter von Mercedes belächelt - vor allem weil in einigen Modellen ein Renault-Motor verbaut wurde. Weder bei Handwerkern noch im Ausbau zum privaten Camper konnte sich das Fahrzeug so recht gegen die VW T-Modelle behaupten. Die Stuttgarter Autoschmiede schleppte seine Van-Sparte mit durch - große Freude bei den Ertragszahlen gab es freilich eher nicht. Das scheint sich nun gerade schlagartig zu ändern.

Gewinnmarge bei Vans höher als bei Limousinen

Das Nischenprodukt aus dem baskischem Vitoria-Werk hat sich bestens entwickelt. Die operative Gewinnmarge liegt derzeit bei 15,5 Prozent – das ist mehr als die dominante Pkw-Sparte des DAX-Konzerns. Deshalb konnte Mercedes jetzt stolz ein Absatzplus von sieben Prozent im ersten Quartal 2024 melden. Mit mehr als 105.o00 Fahrzeugen schrieb das Van-Geschäft den besten Jahresauftakt jemals. Zeit für einen Imagewechsel.

Mathias Geisen, der frühere Leiter Konzernstrategie und Chef der Van-Abteilung, will das Kundeninteresse nun für einen weiteren Sprung nach vorne nutzen und seinen gut betuchten Kunden einen ganz besonderen Eye-Catcher im Transporter-Bereich anbieten. Geplant ist ein Maybach-Van.

Die Idee ist naheliegend: Wer seine Limousine in den vergangenen zehn Jahren gegen einen voluminösen SUV eingetauscht hat, möchte wahrscheinlich auch lieber einen zugkräftigen Transporter fahren - eine luxuriöse Großraumlimousine mit dem Status-Emblem der Nobelmarke Maybach. Als Basis für sämtliche großen Vans im Konzern soll künftig die Elektro-Plattform VAN.EA dienen, die mit allerlei Schnickschnack und Sinn fürs Detail aufgewertet und mit neuester Technik versehen werden soll.

Spätestens anno 2028, berichtet der Stuttgarter Flurfunk, soll die elektrische V-Klasse in der Maybach-Version auf dem Markt sein. Eine offizielle Bestätigung hierfür steht noch aus. Bislang wurden nur die Luxuslimousinen der S-Klasse und die Geländewagen GLS und EQS SUV als elegante Maybach-Modelle angeboten. Sämtliche Fabrikate kosten stolze 180.000 Euro - mit Margen von über 20 Prozent sind sie nicht nur extrem profitabel, sondern ein Geldsegen für Mercedes und seine Aktionäre.

Die Nachfrage nach Elektro-Autos ist in 2024 im Vergleich zum ersten Quartal 2023 um gut sechs Prozent eingebrochen. Nicht viel mehr als 30.000 Fahrzeuge wurden bundesweit verkauft. Mercedes und BMW scheinen gerade diesem Trend zu trotzen. Mit über 11.000 Elektro-Autos im laufenden Jahr hat Mercedes bei den Verkäufen seiner Stromer 8,7 Prozent zugelegt - BMW im Premiumbereich sogar über 20 Prozent. Es gibt Kunden, die sind nicht auf Kaufprämien angewiesen, sondern lassen sich ihren besonderen Geschmack gerne etwas mehr kosten.

Wohlhabende in Fernost und den USA im Visier

Den Gedanken, den als Statussymbol besonders beliebten Geländewagen der G-Klasse zum Maybach zu pimpen, wurde indessen wohl verworfen. Die Maybach-Modelle sollen zwar in Zukunft mehr Raum im Konzern einnehmen - jedoch steht dabei die sportive Eleganz im Vordergrund. Es scheint, als habe Mercedes zunehmend im Sinn, Rolls-Royce in der Nische Prestige-Kunden und -Marktteile abzujagen.

Fest steht, dass sowohl in China als auch den USA immer noch mehr markenbewusste Verkäufer ihr Geld in einen Mercedes investieren wollen, als bei Elon Musk einen schnöden Tesla zu kaufen. Vor allem in Fernost ist die Affinität für Made in Germany noch sehr groß. In den USA derweil scheint der anfängliche Hype um die extrovertierten Elektro-Startups wie Rivian, Fisker etc. eher eine Mode-Erscheinung gewesen zu sein. Allmählich zählt wieder Qualitätsbewusstsein und Eleganz.

Aber auch in China kosten Mercedes-Modelle der V-Klasse je nach Ausstattung längst zwischen 65.000 und über 80.000 Euro. Der Maybach soll wohl auch in Peking und Shanghai für weit mehr als 100.000 Euro angeboten werden. In Stuttgart vergleichen Mitarbeiter dies bereits mit dem Klassenunterschied beim Fliegen: Jenseits der Business-Class ist am meisten Geld mit der First-Class zu verdienen. Eine kleinere Nische zwar, aber vielversprechend angesichts der höheren Gewinnmöglichkeiten. Außer Lexus gibt es da derzeit keine Konkurrenz.

Besonders spannend dürfte es in den USA werden. Dort gieren Kunden schon seit Jahrzehnten nach schicken Vans aus Europa. Volkswagen, einst mit dem Bulli wie in Deutschland auch in Kalifornien zur Kultmarke avanciert, hat es seit Jahrzehnten technisch nicht hinbekommen, einen Transporter auf die amerikanischen Straßen zu bringen - auch aus Sicherheitsgründen wie VW-Vertreter auf der Autoshow in Los Angeles interessierten Kunden zerknirscht einräumen mussten. Nun hat Mercedes endlich die Marktlücke erkannt und will seine Aktivitäten in diesem Sektor in Nordamerika kräftig ausweiten.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

avtor1
Peter Schubert

Peter Schubert ist stellv. Chefredakteur und schreibt seit November 2023 bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Immobilienthemen. Er hat in Berlin Publizistik, Amerikanistik und Rechtswissenschaften an der Freien Universität studiert, war lange Jahre im Axel-Springer-Verlag bei „Berliner Morgenpost“, „Die Welt“, „Welt am Sonntag“ sowie „Welt Kompakt“ tätig. 

Als Autor mit dem Konrad-Adenauer-Journalistenpreis ausgezeichnet und von der Bundes-Architektenkammer für seine Berichterstattung über den Hauptstadtbau prämiert, ist er als Mitbegründer des Netzwerks Recherche und der Gesellschaft Hackesche Höfe (und Herausgeber von Architekturbüchern) hervorgetreten. In den zurückliegenden Jahren berichtete er als USA-Korrespondent aus Los Angeles in Kalifornien und war in der Schweiz als Projektentwickler tätig.

DWN
Technologie
Technologie Schwedische Innovation soll Wasserkrise in der Ukraine lösen
21.06.2025

Während Europa über Hilfspakete debattiert, liefern schwedische Firmen sauberes Wasser in eine vom Krieg verwüstete Region. Ist Hightech...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Afrikas Migrationspotenzial: Die globale Ordnung steht vor einer tektonischen Verschiebung
21.06.2025

Afrikas Bevölkerung wächst, während der Westen altert. Millionen gut ausgebildeter Migranten verändern schon heute globale...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands stille Stärke: Wie Rechtsstaat und Verwaltung zum unterschätzten Standortvorteil werden
21.06.2025

Als Max Weber 1922 mit seiner Bürokratie-Theorie die Basis für die deutsche Verwaltung legte, galt sie weltweit als innovatives Vorbild....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Rückschlag für Elektroautos – kommt das Ende wie vor 100 Jahren?
21.06.2025

Vor 100 Jahren verschwanden Elektroautos wegen politischer Entscheidungen von den Straßen. Heute wiederholt sich die Geschichte: Donald...

DWN
Politik
Politik Wie der Westen seine Werte in der Wüste verrät: Big Tech versteckt die Probleme unter glänzenden Fassaden
21.06.2025

Big Tech hofiert autoritäre Regime vom Golf – im Tausch gegen Milliarden, Macht und Rechenzentren. Doch hinter der glitzernden Fassade...

DWN
Politik
Politik Deutschland steht vor dem historischen Aufschwung – aber es gibt ein großes Problem
21.06.2025

Mit der faktischen Abschaffung der Schuldenbremse beginnt Deutschland eine neue Ära – mit enormen Investitionen in Militär,...

DWN
Panorama
Panorama KI-Musik auf dem Vormarsch: Gefahr oder Chance für die Musikbranche?
21.06.2025

KI-Musik verändert die Musikbranche – kreativ, disruptiv, kontrovers. Künstler verlieren Kontrolle und Einnahmen. Doch wie weit darf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Disney gegen die KI: Wem gehört das Internet noch?
21.06.2025

Disney zieht gegen Midjourney vor Gericht – und kämpft nicht nur für Mickey Mouse, sondern für unser digitales Eigentum. Wenn selbst...