Technologie

Astronaut Alexander Gerst rechnet mit permanenter Station auf dem Mond

Eine feste Basis auf dem Mond - das klingt für viele noch nach Science Fiction, soll aber schon bald Realität werden. Für Astronaut Alexander Gerst ist der Mond der achte Kontinent.
23.04.2024 04:00
Lesezeit: 2 min

Der deutsche Astronaut Alexander Gerst (47) rechnet mit dem Aufbau einer permanenten Station auf dem Mond. Klingt nach Science Fiction? „Science Fiction - aber in Realität!", sagte Gerst jetzt in einem Interview. „Das ist wie bei der Antarktis-Forschung, das kann man sich anschauen in der Geschichte, das ist sehr parallel. Die zweite Welle der Exploration geht zum Mond nicht, um eine Flagge aufzustellen, sondern um Wissenschaft zu betreiben. Erstmal macht man das auch in einzelnen Missionen, wo man hin- und wieder wegfliegt, aber dann wird es wie in der Antarktis auch permanent besetzte Forschungsstationen geben, da bin ich mir sehr sicher."

Eine Antarktis-Station sei ja auch in einer menschenleeren Wüste gebaut, in einer Eiswüste eben. Als man damit begonnen habe, hätten sich viele Menschen gefragt: „Was wollen wir denn da?" Aber dort werde eben wirklich wichtige Wissenschaft betrieben. „Und so wird es auf dem Mond auch sein. Man kann sagen, die Antarktis war unser siebter Kontinent, den wir entdeckt haben, und der Mond ist der achte. Der ist drei Tage weg, drei Tage Flugzeit entfernt, und über den wissen wir noch gar nichts."

In Köln entsteht Trainingshalle für Mond-Missionen

Im Europäischen Astronautenzentrum in Köln entsteht derzeit gerade eine „Luna"-Trainingshalle, in der sich Astronauten auf künftige Mond-Einsätze vorbereiten können. „Das wird direkt hier vor unserer Nase aufgebaut", schilderte Gerst. „Es war schon Richtfest. Die Halle sieht gut aus, da kommen zigtausend Tonnen simuliertes Mondgestein rein. Und die Idee ist, dass tatsächlich alle internationalen Partner - Astronauten und Astronautinnen - bei uns trainieren, bevor sie zum Mond fliegen, weil man da die Mondsituation - die Oberfläche, die Strahlung und so weiter - am realistischsten nachbilden kann auf der ganzen Welt."

Gerst ist selbst Kandidat für die Teilnahme an kommenden Mond-Missionen, wobei die ersten Flüge zunächst noch nicht mit europäischer Beteiligung geplant sind. Die US-Raumfahrtbehörde will im Zuge des „Artemis"-Programms nach einem erfolgreichen aber unbemannten Test Ende 2022 als nächstes drei Männer und eine Frau bei der etwa zehntägigen Mission „Artemis 2" den Mond umrunden lassen. Später könnten dann bei „Artemis 3" nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder Astronauten auf dem Mond landen, darunter erstmals eine Frau und eine nicht-weiße Person.

Im Europäischen Astronautenzentrum in Köln wurde am Montag die Ausbildung eines neuen Jahrgangs von angehenden Astronauten mit einer Feier abgeschlossen. Freuen konnten sich die Französin Sophie Adenot, der Spanier Pablo Álvarez Fernández, die Nordirin Rosemary Coogan, der Belgier Raphaël Liégeois und der Schweizer Marco Sieber.

Gerst sagte, der Abschluss der Grundausbildung sei für jeden angehenden Astronauten ein großer Moment, weil man verstehe, dass eine Weltraummission jetzt wirklich in greifbare Nähe rücke. „Man realisiert plötzlich, man ist Teil einer großen Sache. Deswegen ist das schon ein wichtiger Tag im Leben eines Astronauten." Wenn man die Ausbildung beginne, wisse man dagegen noch nicht wirklich, ob man dem auch gewachsen sei. Aber am Ende sei dann klar: „Krass, das ist jetzt ein Schritt, den ich hinter mich gebracht habe." Das sei ein tolles Gefühl, an das er sich auch selbst noch gut erinnern könne. (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Regierung plant „Grüngas-Quote“: Mehr Umweltschutz auf Kosten der Industrie und Verbraucher
26.11.2025

Die schwarz-rote Regierung plant eine Quote, um die schleppende Wasserstoffwirtschaft in Deutschland auszubauen. Unternehmen sollen...

DWN
Politik
Politik Chatkontrolle: EU-Staaten setzen auf freiwillige Maßnahmen statt Pflichtkontrollen
26.11.2025

Die EU ringt seit Jahren darum, wie digitale Kommunikation geschützt und zugleich besser überwacht werden kann. Doch wie weit sollen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarz Group plant Lidl-Rechenzentrum: Milliardenprojekt für Deutschlands KI-Infrastruktur
26.11.2025

Die Großinvestition der Schwarz Group verdeutlicht den wachsenden Wettbewerb um digitale Infrastruktur in Europa. Doch welche Bedingungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jobs wandern nach Südamerika: Faber-Castell will 130 Stellen in Deutschland streichen
26.11.2025

Hohe Kosten und eine schwache Nachfrage: Der fränkische Schreibwarenhersteller will Fertigung nach Südamerika verlagern und dafür...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Covestro-Überrnahme genehmigt: Abu Dhabi wird vom Ölreich zum Chemieriesen
26.11.2025

In Abu Dhabi gilt die Chemieindustrie als Zukunftsmodell. Zentraler Baustein der Vision: Die Übernahme des Leverkusener...

DWN
Politik
Politik Nach AfD-Einladung: Deutsche Bank kündigt "Familienunternehmer" den Mietvertrag
26.11.2025

Der Verband „Die Familienunternehmer“ lädt einen AfD-Politiker ein. Daraufhin beendet die Deutsche Bank einen Mietvertrag. Der Verband...

DWN
Politik
Politik Brandmauer-Debatte: Erster Wirtschaftsverband offen für Gespräche mit AfD - Rossmann verlässt Familienunternehmer
26.11.2025

Die Brandmauer-Debatte hat die Wirtschaft erreicht: Der Verband der Familienunternehmer will sich für Gespräche mit der AfD öffnen, um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mut statt Stillstand: Warum Deutschland beim Digitalpakt 2030 liefern muss
26.11.2025

Zwanzig Jahre Digitalpolitik und Milliarden Euro an Fördermitteln später ist Deutschland immer noch digitalen Anfänger. Verantwortung...