Politik

WHO-Mitgliedsstaaten ringen um Pandemieabkommen

Lesezeit: 2 min
30.04.2024 00:18  Aktualisiert: 30.04.2024 06:18
Eine neue Pandemie sei nur eine Frage der Zeit, warnen Expertinnen und Experten - die Welt müsse dafür besser gewappnet sein. Das Pandemieabkommen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll es richten, aber die Details sind umstritten.
WHO-Mitgliedsstaaten ringen um Pandemieabkommen
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (l, SPD) und Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), nehmen an einer gemeinsamen Pressekonferenz teil. Lauterbach hat der WHO die volle Unterstützung Deutschlands für das geplante Pandemieabkommen zugesichert. (Foto: dpa)
Foto: Martial Trezzini

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Eine neue Pandemie sei nur eine Frage der Zeit, warnen Experten. Die Welt soll dafür besser gewappnet sein. Das Pandemieabkommen soll es richten, aber die Details sind umstritten.

Die 194 Mitgliedsländer der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ringen seit Montag in Genf in einer letzten Verhandlungsrunde um ein geplantes Pandemie-Vertrag. Es soll weltweites Chaos wie bei der Coronapandemie verhindern und sicherstellen, dass alle Länder gleiche Chancen haben, an Medikamente und Impfstoffe zu kommen. Das Abkommen soll bei der WHO-Jahrestagung Ende Mai/Anfang Juni verabschiedet werden. Die Verhandlungen sind auf zwölf Tage angesetzt.

Das WHO-Pandemieabkommen wurde bereits abgeschwächt

„Das Ambitionsniveau ist schon heruntergeschraubt“, sagte ein Diplomat in Genf. Der jüngste Entwurf für einen Text wurde demnach auf 23 Seiten gekürzt und enthält viele Formulierungen, die Verpflichtungen einschränken, wie „vorzugsweise“ oder „wo angebracht“. Regierungen sollen Überwachungskapazitäten im Gesundheitssystem „wo angebracht“ stärken. Oder: Technologietransfer zur Produktion von Medikamenten oder Impfstoffen soll „zu einvernehmlich festgelegten Bedingungen“ erfolgen.

Dennoch, so der Diplomat, biete das Abkommen einen „Mehrwert“. „Gar nichts zu haben, wäre schlimmer“, sagte er. So sieht der Entwurf vor, dass die WHO 20 Prozent der hergestellten Pandemieprodukte für die Verteilung in ärmeren Ländern gratis bekommt oder günstig erwerben kann.

Die WHO soll auch ein Lieferkettennetzwerk koordinieren. Damit soll im Pandemiefall sichergestellt sein, dass jedes Land schnellstens das Material bekommt, das es braucht, um Menschen zu schützen und die Ausbreitung einer Krankheit einzudämmen. Während der Coronapandemie hatten Länder scharf kritisierte Ausfuhrstopps verhängt. Darunter war auch Deutschland, das zeitweise keine Schutzkleidung über die Landesgrenzen ließ.

Kritik aus ärmeren Staaten

Mehr als 20 Organisationen, die sich für gerechte Teilhabe ärmerer Länder einsetzen, kritisierten den Entwurf des Abkommens. Der Pandemievertrag gewährleiste nicht, dass alle Länder zügig medizinische Produkte oder Finanzhilfen für ihre Gesundheitssysteme bekämen, enthalte aber schwer erfüllbare Verpflichtungen zur Überwachung der Gesundheit.

Sollte das Abkommen bei der WHO-Tagung verabschiedet werden, würde es in Kraft treten, sobald es 60 Länder ratifiziert haben. Die Bestimmungen würden nur für die Länder gelten, die das Abkommen auch ratifiziert haben. Explizit im Text steht, dass die WHO niemals Lockdowns, Reisebeschränkungen verhängen oder einen Impfzwang einführen kann.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Panorama
Panorama Amokfahrt von Magdeburg: Trauer, Entsetzen und offene Fragen halten Deutschland in Atem
22.12.2024

Fünf Menschen sind tot, 200 verletzt: Nach der folgenschweren Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stellt sich die...

DWN
Politik
Politik Donald Trump hofft: Elon Musk übernimmt (noch) nicht die US-Präsidentschaft
22.12.2024

Kritiker nennen den Tech-Milliardär süffisant «Präsident Musk». Donald Trump stellt klar, wer das Sagen hat - bestreitet aber auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Politik
Politik Migrationskrise: Asyl-Rekordhoch in Deutschland und die illegale Migration an den Grenzen geht ungebremst weiter
22.12.2024

In Deutschland leben fast 3,5 Millionen Geflüchtete, von Asylsuchenden über anerkannte Flüchtlinge bis zu Geduldeten. Das ist ein neuer...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...