Wirtschaft

Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden ASEAN-Staaten. Laut einer neuen Studie bringt das aber nicht allzu viel.
04.05.2024 12:17
Lesezeit: 2 min
Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
Bundskanzler Olaf Scholz in Singapur im Rahmen seiner ASEAN-Reise im November 2022 - trotz zunehmender Diversifizierung Richtung Südostasien sind deutsche Firmen immer noch enorm von China abhängig. (Foto: dpa) Foto: Kay Nietfeld

Die südostasiatischen Asean-Staaten können für deutsche Firmen eine gute Ergänzung zum chinesischen Markt sein - allerdings sind sie auch dort von Firmen abhängig aus China. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung über die Diversifizierungs-Bemühungen deutscher Firmen, die Reuters vorliegt. Ausdrücklich wird davor gewarnt, sich bei dem sogenannten De-Risking Illusionen zu machen.

„Der wahrscheinlich größte Unsicherheitsfaktor mit Blick auf die Diversifizierungs-Strategien deutscher und europäischer Unternehmen weg von China und nach Südostasien ist der chinesische Einfluss in der Region“, heißt es in dem 25-seitigen Papier.

China sei der inzwischen wichtigste Handelspartner der Asean-Länder und dominiere die Lieferketten der Region. „Damit droht im Falle einer Standortverlagerung aus China in die Asean eine Pseudo-Diversifizierung, bei der eine weiterhin vorwiegend chinesisch dominierte Wertschöpfungskette schlicht außerhalb der chinesischen Staatsgrenzen stattfindet“, heißt es weiter.

Die ASEAN-Staaten bieten einen attraktiven Wirtschaftsraum

Kaum eine Region wächst zurzeit so stark wie die ASEAN-Staaten (hierzu Brunei, Kambodscha, Indonesien, Laos, Vietnam, Malaysien, Myanmar, Philippinen, Singapur und Thailand). Die junge Demografie mit einer schnell wachsenden Mittelschicht begünstigt eine dynamische Wirtschaft. Südostasien ist ein wichtiges globales Drehkreuz für Produktion und Handel sowie einer der am schnellsten wachsenden Verbrauchermärkte der Welt. Die RCEP-Freihandelszone, der neben den zehn ASEAN-Staaten auch China, Japan, Südkorea und Australien angehören, ist die größte der Welt.

Die Studie untersucht vor allem die Lage in den Ländern Indonesien, Malaysia, Thailand, Philippinen und Vietnam. Um Investitionen und Exporte deutscher Firmen zu fördern, wird der schnelle Abschluss der Verhandlungen über EU-Freihandelsabkommen mit den ASEAN-Ländern gefordert.

„Um im Wettbewerb mit der chinesischen Konkurrenz mithalten zu können, benötigen die europäischen Unternehmen schnellstmöglich vereinfachte Zugänge zu den Absatzmärkten“, heißt es. Allerdings seien chinesische Firmen dort meist über niedrigere Preise erfolgreich. Besonders gelobt wird die Entwicklung in Malaysia. Langfristig könne aber vor allem Vietnam bei der Diversifizierung helfen. Dort siedeln sich aktuell sehr viele Firmen an, nicht nur deutsche sondern aus aller Welt.

Scholz auf Kuschelkurs in Südostasien

Die Bundesregierung fordert deutsche Unternehmen seit zwei Jahren zu verstärkten Investitionen außerhalb von China auf. Kanzler Olaf Scholz hat sich in den vergangenen Monaten deshalb mit Staats- und Regierungschefs der Philippinen, Malaysias und Thailands getroffen.

Indonesien war 2023 Partnerland der Hannover-Messe. Bei einem Besuch in China hatte Scholz betont, dass man aber auch die wirtschaftlichen Beziehungen zu der Volksrepublik ausbauen wolle. Es sei keine Entkoppelung geplant, aber der Abbau von Abhängigkeiten in strategisch wichtigen Bereichen. In der Regierung hieß es, dieser Abbau von Risiken werde zehn bis 20 Jahre dauern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Ticketsteuer sinkt: Flugbranche verspricht mehr Verbindungen – Passagiere bleiben skeptisch
22.11.2025

Die Bundesregierung will den Luftverkehr mit einer Absenkung der Ticketsteuer ab Mitte nächsten Jahres entlasten. Die Flug- und...

DWN
Politik
Politik New York-Wahl: Was Mamdanis Sieg für Europa bedeutet
22.11.2025

Der Sieg eines radikalen Sozialisten in New York, Deutschlands Stillstand und Polens Aufstieg: Ein Kommentar darüber, wie politische und...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Ein Mundscan reicht: Das Healthtech DentalTwin erstellt KI-basierte Modelle für Zahnersatz
21.11.2025

Mithilfe KI-basierter Datengenerierung verlagert das Start-up DentalTwin die Zahnprothetik ins Digitale. Das dürfte nicht nur Praxen und...

DWN
Politik
Politik EU lockert Datenschutz: Digitaler Omnibus reformiert Regeln für KI
21.11.2025

Europa steht bei der Digitalpolitik vor einem Wendepunkt, an dem Wettbewerbsfähigkeit und Schutz von Bürgerrechten neu austariert werden....

DWN
Politik
Politik US-Wirtschaftselite, Ex-Präsidenten und die Epstein-Akten: Verbindungen zu Politik und Tech-Milieu offengelegt
21.11.2025

Mit jeder neuen Aktenveröffentlichung im Fall Jeffrey Epstein treten weitere Verbindungen zwischen politischen Entscheidern, Finanzeliten...

DWN
Panorama
Panorama Ansteigende Gewalt gegen Frauen - Dobrindt: „Nicht-Deutsche Tatverdächtige deutlich überrepräsentiert“
21.11.2025

Frauen werden stündlich Opfer von körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt, so das Bundeskriminalamt. Das Dunkelfeld dürfte um...