Die südostasiatischen Asean-Staaten können für deutsche Firmen eine gute Ergänzung zum chinesischen Markt sein - allerdings sind sie auch dort von Firmen abhängig aus China. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung über die Diversifizierungs-Bemühungen deutscher Firmen, die Reuters vorliegt. Ausdrücklich wird davor gewarnt, sich bei dem sogenannten De-Risking Illusionen zu machen.
„Der wahrscheinlich größte Unsicherheitsfaktor mit Blick auf die Diversifizierungs-Strategien deutscher und europäischer Unternehmen weg von China und nach Südostasien ist der chinesische Einfluss in der Region“, heißt es in dem 25-seitigen Papier.
China sei der inzwischen wichtigste Handelspartner der Asean-Länder und dominiere die Lieferketten der Region. „Damit droht im Falle einer Standortverlagerung aus China in die Asean eine Pseudo-Diversifizierung, bei der eine weiterhin vorwiegend chinesisch dominierte Wertschöpfungskette schlicht außerhalb der chinesischen Staatsgrenzen stattfindet“, heißt es weiter.
Die ASEAN-Staaten bieten einen attraktiven Wirtschaftsraum
Kaum eine Region wächst zurzeit so stark wie die ASEAN-Staaten (hierzu Brunei, Kambodscha, Indonesien, Laos, Vietnam, Malaysien, Myanmar, Philippinen, Singapur und Thailand). Die junge Demografie mit einer schnell wachsenden Mittelschicht begünstigt eine dynamische Wirtschaft. Südostasien ist ein wichtiges globales Drehkreuz für Produktion und Handel sowie einer der am schnellsten wachsenden Verbrauchermärkte der Welt. Die RCEP-Freihandelszone, der neben den zehn ASEAN-Staaten auch China, Japan, Südkorea und Australien angehören, ist die größte der Welt.
Die Studie untersucht vor allem die Lage in den Ländern Indonesien, Malaysia, Thailand, Philippinen und Vietnam. Um Investitionen und Exporte deutscher Firmen zu fördern, wird der schnelle Abschluss der Verhandlungen über EU-Freihandelsabkommen mit den ASEAN-Ländern gefordert.
„Um im Wettbewerb mit der chinesischen Konkurrenz mithalten zu können, benötigen die europäischen Unternehmen schnellstmöglich vereinfachte Zugänge zu den Absatzmärkten“, heißt es. Allerdings seien chinesische Firmen dort meist über niedrigere Preise erfolgreich. Besonders gelobt wird die Entwicklung in Malaysia. Langfristig könne aber vor allem Vietnam bei der Diversifizierung helfen. Dort siedeln sich aktuell sehr viele Firmen an, nicht nur deutsche sondern aus aller Welt.
Scholz auf Kuschelkurs in Südostasien
Die Bundesregierung fordert deutsche Unternehmen seit zwei Jahren zu verstärkten Investitionen außerhalb von China auf. Kanzler Olaf Scholz hat sich in den vergangenen Monaten deshalb mit Staats- und Regierungschefs der Philippinen, Malaysias und Thailands getroffen.
Indonesien war 2023 Partnerland der Hannover-Messe. Bei einem Besuch in China hatte Scholz betont, dass man aber auch die wirtschaftlichen Beziehungen zu der Volksrepublik ausbauen wolle. Es sei keine Entkoppelung geplant, aber der Abbau von Abhängigkeiten in strategisch wichtigen Bereichen. In der Regierung hieß es, dieser Abbau von Risiken werde zehn bis 20 Jahre dauern.