Politik

Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr erhöht, um die Verteidigungsfähigkeit zu stärken. Er betont, dass die westliche Welt nicht ausreichend auf einen konventionellen Krieg vorbereitet ist, angesichts der Aufrüstung Russlands und Chinas.
03.05.2024 12:10
Lesezeit: 2 min

Der Chef des Rüstungskonzerns Rheinmetall, Armin Papperger, hat deutlich mehr Militärausgaben angemahnt, damit Deutschland verteidigungsfähig wird. „Die westliche Welt ist für einen konventionellen Krieg nicht gerüstet“, sagte der Vorstandsvorsitzende von Deutschlands größter Waffenschmiede vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf. China und Russland hätten stark aufgerüstet. Der deutsche Verteidigungshaushalt sollte von derzeit 52 Milliarden Euro jährlich um mindestens 30 Milliarden Euro aufgestockt werden. „Wenn diese 30 Milliarden nicht investiert werden in Deutschland, dann wird die Zeitenwende scheitern.“

Deutschlands Verteidigungswende: Rüstungsindustrie mahnt dringend zu finanzieller Unterstützung

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte im Jahr 2022 eine „Zeitenwende“ ausgerufen, nachdem Russland die Ukraine angegriffen hatte. Der Bund stellte ein 100 Milliarden Euro schweres Sondervermögen bereit, um die Verteidigungsfähigkeit zu stärken und Defizite bei der Bundeswehr auszugleichen. Nach dem Ende des Kalten Krieges hatte Deutschland seine Verteidigungsausgaben reduziert, wodurch der Bestand an Militärgeräten veraltete und sich Munitionslager leerten. Es sei zu viel gespart worden, sagte Papperger im Rückblick auf die vergangenen Jahrzehnte.

Rheinmetall profitierte von dem vor gut zwei Jahren auf den Weg gebrachten 100-Milliarden-Sondervermögen, es bekam Aufträge für Panzerfahrzeuge und andere Militärgüter. Papperger wies darauf hin, dass das Sondervermögen im Jahr 2026 aufgebraucht sein werde. Daher sei eine Aufstockung des regulären Verteidigungshaushalts enorm wichtig. Andernfalls werde die Zeitenwende scheitern. „Das wird dann ein Strohfeuer sein und wir werden eben nicht mehr dementsprechend weitermachen können.“ Die Rüstungsindustrie vertraue bei ihren Investitionen darauf, dass die Politik ihr Wort halte und auch künftig Aufträge erteile.

Nur mit einer Aufstockung um 30 Milliarden jährlich könne Deutschland seine Verpflichtung als Nato-Staat einhalten, zwei Prozent seiner Wirtschaftsleistung in die Verteidigung zu stecken. „Der Bundeswehr fehlt es immer noch an allem“, sagte der Rüstungsmanager. Als Beispiel nannte er die Artilleriemunition. „Die Munition, die wir produzieren, geben wir heute in die Ukraine.“ In den vergangenen zwei Jahren habe Deutschland „so gut wie nichts“ in seine eigenen Lager gebracht. Um die Lager an Artilleriemunition zu füllen, werde man zehn Jahre lang produziert müssen, schätzt Papperger und macht damit deutlich, dass der Bund dafür eben auch entsprechende Finanzmittel bereitstellen müsse.

Deutschland sei in der westlichen Welt kein Einzelfall. „Egal ob es Italien ist, ob es Spanien ist, ob es Frankreich ist - die Lager sind alle leer, und zwar bei allen konventionellen Munitionsarten.“

Rheinmetall: Erfolgreiches Wachstum und Ambitionen auf dem Rüstungsmarkt

Rheinmetall hat seinen Verwaltungssitz in Düsseldorf und sein größtes Werk in Unterlüß in Niedersachsen, zudem gibt es diverse Tochterfirmen im Ausland. Der Konzern hat rund 28 000 Vollzeitstellen, er stellt Panzer, Munition, Artillerie, Flugabwehr-Geschütze und Militär-Lastwagen her. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um 12 Prozent auf rund 7,2 Milliarden Euro und der Nettogewinn um neun Prozent auf 0,6 Milliarden Euro. Die Auftragsbücher sind voll, das Management will den Wachstumskurs beschleunigen.

An der Börse hat sich der Wert der Firma seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs etwa verfünffacht - der Wert liegt inzwischen bei etwa 22 Milliarden. Nach Einschätzung von Papperger ist damit noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht: „Ich glaube, dass wir ihn auf 50 Milliarden hochkriegen.“ Bis wann das geschehen soll, sagte er nicht. Neben seinem Chefposten bei Rheinmetall ist Papperger auch Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV), er ist gewissermaßen der oberste Rüstungsmanager Deutschlands.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer und Verschonungsregelung: Wirtschaftsweise fordern Steuerreform für Unternehmen
19.11.2025

In Zeiten der Wirtschaftskrise bleiben Milliardenerbschaften oft steuerfrei.: Der Sachverständigenrat Wirtschaft schlägt jetzt eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zeitweise unter 90.000 US-Dollar: Kryptomarkt in extremer Angst
18.11.2025

Der Bitcoin-Kurs ist am Dienstag zeitweise tief gefallen und hat weltweit Unruhe unter Anlegern ausgelöst. Der Fear-and-Greed-Index warnt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Flixtrain bereit zum harten Wettbewerb um Bahn-Kunden
18.11.2025

Im Fernverkehr auf deutschen Schienen herrscht bislang wenig Wettbewerb. Das könnte sich in den kommenden Jahren ändern. Ein kleiner...

DWN
Technologie
Technologie Fliegende Autos: XPeng eröffnet erste Produktionsstätte für Flugfahrzeuge in China
18.11.2025

China eröffnet erstmals industrielle Strukturen für Fahrzeuge, die sowohl am Boden als auch in der Luft nutzbar sein sollen. Wird damit...

DWN
Technologie
Technologie Cloudflare down: Internetdienste X und ChatGPT massiv von Cloudflare-Störung betroffen
18.11.2025

Die Cloudflare-Dienste sind seit Dienstagmittag weltweit massiv gestört, betroffen sind darunter große Plattformen wie X und ChatGPT. Das...

DWN
Finanzen
Finanzen Nokia-Aktie und Nvidia-Aktie im Fokus: Wie die Partnerschaft 5G-Wachstum antreibt
18.11.2025

Die einst vor allem für Handys bekannte Nokia hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und rückt nun wieder in den Fokus von...

DWN
Finanzen
Finanzen Vestas-Aktie im Minus: So sollen 900 gezielte Entlassungen die Ertragsziele stützen
18.11.2025

Die Vestas-Aktie steht derzeit unter Druck. Dass das Unternehmen weltweit 900 Bürostellen abbaut, scheint den Anlegern auch Sorgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erfolg im Job: Warum Diplome nicht mehr über Karrierechancen entscheiden
18.11.2025

Die Anforderungen an Fachkräfte haben sich deutlich verändert, und Arbeitgeber legen zunehmend Wert auf Fähigkeiten, Persönlichkeit und...