Politik

Deutsch-australische Rüstungskooperation: Mehr als Boote und Panzer?

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock befürwortet eine engere Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, da sie betont, dass beide Länder ähnlichen Bedrohungen gegenüberstehen. Sie deutet auf die Bedrohungen seitens Russlands für Europa und Chinas für Australien hin.
05.05.2024 16:37
Aktualisiert: 05.05.2024 18:00
Lesezeit: 2 min
Deutsch-australische Rüstungskooperation: Mehr als Boote und Panzer?
Außenministerin Baerbock in Australien. (Foto: dpa) Foto: Sina Schuldt

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) will die Rüstungskooperation mit Australien weiter ausbauen. Konkrete Projekte nannte sie am Freitag nach einem Treffen mit ihrer Amtskollegin Penny Wong im südaustralischen Adelaide allerdings nicht. „Die Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, die ist eng, und wir wollen sie auch weiter vertiefen“, sagte Baerbock lediglich. Beide Länder seien schließlich in einer Situation, „wo wir von ähnlichen Gefährdungslagen ausgehen müssen“, fügte sie mit Blick auf die Bedrohungen aus Russland für Europa und China für Australien hinzu.

Besichtigung eines Patrouillenboots als Zeichen der Kooperationsbereitschaft

Baerbock unterstrich die Kooperationsbereitschaft im Rüstungsbereich mit einem Besuch der Osborne-Werft, auf der das Bremer Unternehmen Lürssen sechs Patrouillenboote für die australische Marine baut, von denen die Ministerin sich eins ansah. Ein anderes deutsch-australisches Leuchtturm-Projekt im Rüstungsbereich ist die Produktion von 123 Boxer-Radpanzern durch Rheinmetall in Australien, die zwischen 2025 und 2030 an die Bundeswehr ausgeliefert werden sollen.

Deutsches Kriegsschiff startet nächste Woche Richtung Pazifik

In der nächsten Woche starten die Fregatte „Baden-Württemberg“ und ein Versorgungsschiff zu einer mehrmonatigen Übungs-Mission Richtung Pazifik. Auch das ist Ausdruck eines steigenden sicherheitspolitischen Interesses Deutschlands an der Indopazifik-Region, in der China gegenüber seinen Nachbarn immer aggressiver auftritt. Mit Nachbarländern wie Vietnam, Malaysia und den Philippinen streitet sich die autoritär geführte kommunistische Volksrepublik um Seegebiete und droht der demokratischen Republik Taiwan immer wieder mit einer Invasion.

Australische Außenministerin lobt deutsche Rolle in der Welt

Die australische Außenministerin Wong lobte das deutsche Engagement im Indopazifik-Raum. „Wir begrüßen die Art und Weise, wie Deutschland seinen Einfluss in der Welt und in unserer Region ausübt“, sagte sie. Australien strebe eine stärkere wirtschaftliche, aber auch strategische Partnerschaft mit Deutschland an.

Rückgabe von Kulturgütern an Aborigine-Stamm

Baerbock und Wong nahmen nach ihren politischen Gesprächen an einer Zeremonie zur Rückgabe von Kulturgütern an den Aborigine-Stamm der Kaurna teil. Es handelt sich um ein Holzschwert, einen Speer, ein Fischernetz und einen Knüppel, die alle im 19. Jahrhundert von zwei deutschen Missionaren nach Deutschland geschickt und zuletzt im Leipziger Gassi Museum für Völkerkunde zu sehen waren.

„Jeder dieser Gegenstände birgt unzählige Geschichten. Geschichten darüber, wie das Volk der Kaurna vor über 150 Jahren lebte“, sagte Baerbock bei der Übergabezeremonie im südaustralischen Adelaide. Sie wolle der spirituellen Beziehung der Kaurna zu ihrem Land Respekt zollen.

Baerbock wollte die Kulturgüter eigentlich bereits im vergangenen August persönlich übergeben. Wegen Pannen an ihrem Regierungsflieger musste sie ihre Reise damals aber schon auf dem Hinweg abbrechen. Das Grassi Museum brachte die Gegenstände daraufhin eigenständig nach Australien. Mit der Zeremonie in Adelaide am Freitag gilt die Übergabe nun als offiziell besiegelt.

Anteil der indigenen Bevölkerung nur noch bei 4 Prozent

Der Anteil der indigenen Bevölkerung Australiens liegt heute bei etwa vier Prozent. Zu den Kaurna werden 40 000 Australier gezählt. Die Geschichte der Aborigines reicht 60 000 Jahre zurück. Vor der britischen Kolonialisierung ab Ende des 18. Jahrhunderts gab es etwa 700 Stämme. Von ihren ehemals 300 Sprachen werden heute nur noch 20 gesprochen.

Sechstgrößtes Land der Welt – aber dünn besiedelt

Australien ist das sechstgrößte Land der Welt, mit rund 26 Millionen Einwohnern aber verhältnismäßig dünn besiedelt. Es ist Mitglied der G20-Gruppe führender Wirtschaftsmächte, nimmt regelmäßig an den G7-Gipfeln der wirtschaftsstarken Demokratien teil und unterstützt trotz der Entfernung die Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Russland mit Waffenlieferungen.

Australien war die erste Station einer einwöchigen Indopazifik-Reise der Ministerin. Am Freitagabend (Ortszeit) flog sie weiter nach Auckland in Neuseeland. Am Sonntag steuert Baerbock Fidschi mit seinen mehr als 300 Inseln im Südpazifik an, bevor es am Dienstag zurück nach Deutschland geht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...