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Ark Innovation ETF von Cathie Wood: Ist es das Risiko wert?

Lesezeit: 5 min
12.05.2024 15:33
Die US-Investorin Cathie Wood hat immer noch eine große Anhängerschaft. Alles Geld auf Disruption, lautet ihr Motto, mit dem Sie hohe Renditen verspricht. Nun ist ihr Flagschiff-Fonds, der „ARK Innovation ETF“, auch für deutsche Anleger handelbar. Wir erklären, ob sich ein Kauf lohnt.
Ark Innovation ETF von Cathie Wood: Ist es das Risiko wert?
Anleger des von Cathy Wood verwalteten Ark Innovation ETF müssen sich auf starke Schwankungen einstellen. (Bild: iStockphoto.com/monsitj)
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In nur wenigen Jahren ist der von Cathie Wood verwaltete „Ark Innovation ETF“ zu einer echten Institution an der Börse geworden. Finanzexperten und Privatanleger schauen bevorzugt auf diesen aktiven ETF, wenn sie sich in aller Schnelle über die aktuelle Performance von Tech-Aktien der zweiten Reihe informieren wollen. Wir analysieren, ob sich jetzt ein Kauf des berühmten Ark-ETF lohnt oder nicht.

Cathy Wood: Hohe-Priesterin der Tech-Aktien mit spezieller Glaskugel

Schon seit Mitte April sind drei ETFs von Wood als UCITS-konforme ETFs in der EU handelbar. Der „ARK Innovation UCITS ETF“ (Börsen-Kürzel: ARKK), auf den wir uns im folgenden fokussieren wollen, sowie der „ARK Artificial Intelligence & Robotics UCITS ETF“ und der „ARK Genomic Revolution UCITS ETF“.

Über den ARK-ETF zu schreiben, ohne ein paar Zeilen Cathie Wood zu widmen, wäre unangebracht. Der ETF kann direkt an der Börse gekauft und verkauft werden, aber im Gegensatz zu den meisten Vertretern wird er aktiv verwaltet. Und die Anlage-Entscheidungen trifft nun einmal Wood selbst. Das schlägt sich in einer jährlichen Verwaltungsgebühr (TER) von 0,75 Prozent nieder – das ist selbst für einen Spezial-ETF teuer, aber immer noch billiger als bei den meisten aktiven Fonds.

Cathie Wood ist studierte Wirtschaftswissenschaftlerin und arbeitete viele Jahre bei verschiedenen US-Vermögensverwaltern, zuletzt bei Bernstein. Weil dort ihre Begeisterung für Tech-Aktien kaum geteilt wurde und Vorschläge für einen ETF mit Fokus auf disruptive Technologien auf keinen fruchtbaren Boden stießen, beschloss sie 2014, ihre eigene Investment-Gesellschaft „Ark Invest“ zu gründen. Das Unternehmen verwaltet nach eigenen Angaben heute mehr als 10 Milliarden US-Dollar Kundenvermögen, davon knapp 8 Milliarden im Flaggschiff-Fonds. Zu den Höchstzeiten Anfang 2021 waren es mit rund 50 Milliarden Dollar an Anlagegeldern jedoch noch deutlich mehr gewesen.

Die 68-jährige ist eigenbrötlerisch bei ihren ökonomischen Analysen. Bekannt und bisweilen auch ausgelacht wurde sie etwa für ihre falsche Vorhersage, dass Inflation und Zinsen aufgrund des rasanten technischen Fortschritts dauerhaft auf sehr niedrigen Niveaus verbleiben werden und man sich vielmehr über deflationäre Risiken sorgen müsse. Die Fondsmanagerin glaubt, dass das langfristige Wirtschaftswachstum in den USA durch KI-basierte Produktivitätsgewinne auf 6 bis 8 Prozent pro Jahr explodieren wird, nachdem es im vergangenen Jahrhundert nur rund 3 Prozent betrug.

Cathie Wood ist überhaupt extrem technologiegläubig und in der Vergangenheit regelmäßig mit überoptimistischen Prognosen zu beispielsweise der Tesla-Aktie und Bitcoin aufgefallen, die sich im Zuge des Bärenmarkts 2022 als geradezu lächerlich erwiesen. Damals drehte sich der Wind an den Börsen und der Ark Innovation ETF verlor in der Spitze mehr als zwei Drittel seines Marktwerts. Die scharenweise aus dem ETF flüchtenden Anleger trugen damals zur Abwärtsspirale bei.

Grundsätzlich nimmt Wood nur Aktien in ihre Innovation-ETFs auf, von denen sie sich mindestens 15 Prozent annualisierte Rendite in den nächsten fünf Jahren verspricht – ein sportliches Ziel angesichts der schätzungsweise 4 bis 8 Prozent jährlichen realen Wertzuwächse eines breit diversifizierten globalen Aktienportfolios in den letzten 200 Jahren.

Enttäuschende Renditen mit dem Ark Innovation ETF

Den ambitionierten Zielen entsprechend setzt der Ark-ETK kaum auf die bekannten dicken Fische, sondern überwiegend auf Nebenwerte. Das war zuletzt ein Problem, denn die Aktienmärkte sind zwar schon länger wieder im Aufwind, aber viele der Small- und Mid-Caps im Ark-ETF, die zusammen einen Anteil von mehr als einem Drittel ausmachen, haben sich bis heute nicht wieder erholt.

Die jüngste Aktienrally lastet überwiegend auf den Schultern der „großen Sieben“ US-Big-Tech-Konzernen (Apple, Microsoft, Nvidia, Google, Amazon, Tesla, Netflix), wovon Wood nur in Form von Kursgewinnen bei Tesla – viele Jahre und auch aktuell wieder die größte Position in ihrem ETF – profitieren kann, wobei auch Tesla zuletzt enorme Schwierigkeiten hatte und ein großes Stellenabbau-Programm durchführen muss. Der Ark-ETF leidet enorm an der mangelden Marktbreite des neuen Bullenmarkts. Zusammen mit teils miserablem Kauf-Timing am Zenit des Bullenmarkts vor zwei Jahren ergibt das insgesamt eine äußerst dürftige Performance.

Seit Jahresauftakt hat der „Ark Innovation ETF“ 13 Prozent verloren. Gut lief es nur in der Rückschau der letzten 12 Monate mit einem Zuwachs von 24,2 Prozent, wobei der US-Leitindex SP500 im selben Zeitraum leicht besser rentierte und der riskantere Tech-Index NASDAQ, der einen sinnvolleren Vergleich darstellt, ein Plus von 35,4 Prozent verzeichnete. In den letzten drei Jahren hingegen hat der Ark-ETF 60 Prozent an Kurswert eingebüßt und innerhalb der letzten fünf Jahre gab es für geduldige Anleger nur eine negative Rendite von minus drei Prozent.

Zum Vergleich: Eine breit gestreute Investition in den globalen Aktienmarkt über den thesaurierendenVanguard FTSE All-World UCITS ETF“ brachte in den letzten drei Jahren eine Rendite von rund 28 Prozent und in den letzten fünf Jahren über 60 Prozent.

Die Krux hinter einem Fonds wie dem Ark-ETF ist folgende Anlage-Weisheit: Mehr Rendite(potential) ist gleichbedeutend mit einem höheren Verlustrisiko. Der Ark Innovation ETF bestätigt das allerdings vor allem nach unten. Seit Auflage lag der ETF nur in einer knapp zweijährigen Phase Mitte 2020 bis Anfang 2022 vor dem NASDAQ. In den letzten zehn Jahren hat der breitgefasste Tech-Index eine grob doppelt so starke Performance (plus 330 Prozent) wie Cathy Woods´ Vorzeigeprodukt (plus 147 Prozent).

Krampfhaftes Festhalten an Biotech-Aktien

Regelmäßig findet Wood vermeintliche Perlen in den Branchen Robotik, Künstliche Intelligenz, Blockchain, Fintech, Energiespeicherung oder DNA-Sequenzierung und schichtet ihr Depot um – meist mit geringem Erfolg. Vor allem zahlreiche Biotech-Werte sind massiv unter Wasser. Das ist ein Stück weit normal für den Sektor und die einzelnen Biotech-Aktien machen isoliert betrachtet keine riesige Gewichtung aus. Aber waren die mitunter wirklich desaströsen Buchverluste mit Werten wie „Teladoc“ „2U“, „Verve Therapeutics“ oder „10X Genomics“ wirklich notwendig? Ein automatischer Verkauf via Stoploss wäre in manchem Fall vielleicht keine schlechte Idee gewesen. Einer der größten Fehler, den eine Fondsmanagerin wie Cathy Wood machen kann, ist es, zwanghaft an der eigenen Einschätzung festzuhalten, auch wenn der Markt schon längst ein gänzlich anderes Urteil gefällt hat. Genau das scheint sie aber oft zu tun.

Eines zumindest macht die Verwalterin des Ark-ETF richtig: Sie achtet auf ein relativ konzentriertes Portfolio und vermeidet damit die klassischen Probleme des „Index-Hugging“ vieler aktiv verwalteter Fonds. Die vier größten Positionen (Tesla, Coinbase, Roku, Square) machen eine Gewichtung von 35 Prozent aus, die zehn größten Positionen repräsentieren circa 60 Prozent.

Aber selbst bei eigentlich positiven Börsenstorys wie Palantir steht der Fonds aktuell aufgrund eines schlechten Einstiegszeitpunkts bei Plus-Minus-Null. Auch beim Streaming-Portal „Roku“ und dem Videospiel-Konzern „Unity“ bewies Cathy Wood zuletzt ein schlechtes Händchen. Erfolgsgeschichten wie Tesla und Bitcoin, den Wood zum ersten Mal bei 250 Dollar erwarb, verpuffen unter dutzenden Fehlentscheidungen.

Fazit: Finger weg!

Unterm Strich zählen die ARK-ETFs zu den größten Wertzerstörern der letzten zehn Jahre, wie das Analysehaus Morningstar herausgefunden hat. „Nachdem in den Jahren 2020 und 2021 riesige Vermögensströme (in Höhe von schätzungsweise 29,2 Milliarden Dollar) anzogen, wurden die Fonds im Bärenmarkt 2022 mit Verlusten zwischen 34,1 % und 67,5 % für das Jahr dezimiert“, heißt es in dem Bericht. Die ETFs der ARK-Familien hätten in dem 10-Jahres-Zeitraum schätzungsweise 14,3 Milliarden Dollar an Anlegervermögen vernichtet.

Cathy Woods berühmter ETF steckt voller unprofitabler „Schrottwerte“, die wahrscheinlich niemals einen Gewinn erwirtschaften werden. Der Kauf eines NASDAQ-ETFs oder noch besser, eines global gestreuten Aktien-ETFs, ist die deutlich bessere Wahl. Mit der Aktienauswahl von Cathy Wood kann man allenfalls in einigen sehr seltenen Börsenphasen wie der Dotcom-Blase oder dem Corona-Boom überproportional viel Geld verdienen, sofern man denn den rechtzeitigen Ausstieg findet.

Den Ark Innovation ETF sollte kein Anleger kaufen, eher leerverkaufen. Der überbewertete Fonds ist unter Umständen auf der Short-Seite als Wette auf überproportional fallende Kurse relativ zum Gesamtmarkt interessant. Aber Vorsicht: Dies sollten nur erfahrene und risikoaffine Anleger in Erwägung ziehen und außerdem benötigt es dafür einen Liquiditätsprovider, der Bestände des Ark-ETF verleiht.

Wir plädieren stattdessen für den „Core-Satellite“-Ansatz. Den Kernanteil des Portfolios in Form eines Welt-ETFs (Empfehlung: 80 bis 90 Prozent) mit einem kleinen Zocker-Portfolio (10 bis 20 Prozent) zu ergänzen, ist eine valide Strategie. Wer nebenbei zocken will, kann also auch einfach selbst einige der größten Hype-Aktien (beispielsweise Nvidia, Tesla, Palantir) sowie Bitcoin kaufen und hoffen, dass es durch die Decke geht. In den Händen von Cathie Wood jedenfalls wird sich das Geld aller Wahrscheinlichkeit nach nicht nachhaltig vermehren.

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Jakob Schmidt ist studierter Volkswirt und schreibt vor allem über Wirtschaft, Finanzen, Geldanlage und Edelmetalle.


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