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Gallup-Studie: Viele Jugendliche ohne Berufsvorstellung in Deutschland und Großbritannien

Lesezeit: 3 min
24.05.2024 03:03  Aktualisiert: 24.05.2024 07:00
Eine neue Gallup-Studie zeigt, dass viele Jugendliche in Deutschland und Großbritannien keine klaren Berufsvorstellungen haben. Dies stellt eine Herausforderung für die Wirtschaft und Unternehmen dar. Welche Auswirkungen hat dies auf ihre Zukunft und wie sollte die Gesellschaft darauf reagieren?
Gallup-Studie: Viele Jugendliche ohne Berufsvorstellung in Deutschland und Großbritannien
Unternehmen stehen Studien zufolge vor neuen Herausforderungen: Die „Generation Z“ wünscht sich häufig Arbeitserleichterungen. Eine neue Studie zeigt fehlende berufliche Zukunftsvorstellungen bei Jugendlichen (Bildquelle: dpa).
Foto: Sebastian Kahnert

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Eine neue Studie zeigt, dass über 40 Prozent der Jugendlichen in Deutschland und im Vereinigten Königreich keine konkrete Berufsvorstellung für ihre Zukunft haben. Das amerikanische Markt- und Meinungsforschungsinstitut Gallup und Amazon Future Engineer vom US-amerikanischen Technologieunternehmen haben diese Ergebnisse ermittelt.

Das Amazon Future Engineer-Programm ist eine Bildungsinitiative, die darauf abzielt, Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Informatikbildung zu erleichtern und sie für technische Berufe zu begeistern.

Laut Studie kann das Fehlen einer klaren beruflichen Zukunftsvorstellung dazu führen, dass Praktikumsmöglichkeiten während der Jugendzeit verpasst werden und die Arbeitslosenquote im Erwachsenenalter steigt. „Es ist alarmierend, dass so viele junge Menschen keine klaren Berufsvorstellungen haben“, sagt John Smith, leitender Forscher bei Gallup. „Ohne konkrete Ziele verlieren sie wertvolle Zeit, die sie zur Vorbereitung auf ihre zukünftige Karriere nutzen könnten“, fügt Smith hinzu.

Bedeutung klarer Berufsvorstellungen

Ein klares Berufsziel ist entscheidend für die berufliche und persönliche Entwicklung junger Menschen. Es hilft ihnen, ihre Bildungs- und Karrierewege zu planen und motiviert sie, die notwendigen Fähigkeiten und Qualifikationen zu erwerben. „Jugendliche ohne Berufsvorstellungen haben oft Schwierigkeiten, sich in der Schule zu engagieren und fühlen sich weniger motiviert, gute Leistungen zu erbringen“, erklärt Maria Thompson, Expertin für Bildungspsychologie, die in der Studie erwähnt wird.

Dies zeigt sich besonders deutlich in der Arbeitslosenstatistik, wo junge Erwachsene ohne klare Berufsperspektive überproportional vertreten sind.

Praktische Schritte zur Unterstützung der Jugend

Um jungen Menschen zu helfen, eine erfüllende Karriere zu finden, können Lehrer, Führungskräfte und Eltern sie dazu ermutigen, an Aktivitäten wie allgemeinen Berufsstudien teilzunehmen. Dadurch könnten sie beobachten, was Menschen, die sie kennen, beruflich machen, oder an Informationsveranstaltungen mit Personen in unterschiedlichen Berufen teilnehmen, wie die Studie empfiehlt.

„Es ist wichtig, dass Jugendliche verschiedene Berufe kennenlernen und verstehen, welche Möglichkeiten ihnen offenstehen“, sagt Thompson.

Die Rolle von Datenbanken und Berufsinformationen

Zusätzliche Informationsquellen wie der Careers of the Future Index (CFI) von Amazon, eine Initiative des US-amerikanischen Technologieunternehmens, die Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Informatikbildung erleichtert, können verfügbare Karrieremöglichkeiten einfacher zugänglich machen. Der CFI ist eine öffentliche Datenbank, die empirisch gestützte Hinweise über die wirtschaftlichen Aussichten von Karrieren liefert. Sie kann jungen Erwachsenen und ihren Beratern helfen, fundierte Entscheidungen über ihren Karriereweg zu treffen.

„Der CFI bietet transparente und nützliche Daten über die wirtschaftlichen Aussichten eines Berufs in Deutschland, dem Vereinigten Königreich und Frankreich“, betont Smith.

Geschlechtsspezifische Unterschiede und sprachliche Barrieren

Die Studie zeigt auch, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede in den Berufswünschen der Jugendlichen gibt. Deutsche Mädchen nennen am häufigsten Berufe im medizinischen Bereich, während Jungen oft handwerkliche und technische Berufe bevorzugen. „Deutsche Mädchen geben häufiger Berufe mit einem hohen CFI-Wert als ihren Top-Karrierewunsch an“, heißt es in der Studie.

Zudem haben Jugendliche, die zu Hause kein Deutsch sprechen, größere Schwierigkeiten, einen Berufswunsch zu äußern. „Etwa die Hälfte der deutschen 15-Jährigen hat kein klares Berufsziel vor Augen, wenn sie sich ihr zukünftiges Ich im Alter von 30 Jahren vorstellen“, so die Studie.

Langfristige Perspektiven

Die langfristigen Auswirkungen eines Mangels an Berufsvorstellungen können erheblich sein. Ohne klare Ziele und die entsprechende Vorbereitung könnten viele Jugendliche Schwierigkeiten haben, im Erwachsenenalter stabile und angemessen bezahlte Jobs zu finden. „Es ist entscheidend, dass wir jungen Menschen helfen, ihre Berufsvorstellungen zu konkretisieren und sie auf ihrem Weg zu unterstützen“, sagt Thompson. Dies könne durch eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Schulen, Eltern und der Wirtschaft erreicht werden.

Die Studie von Gallup und Amazon zeigt die Herausforderungen auf, die mit einem Mangel an Berufsvorstellungen bei Jugendlichen verbunden sind. Um diese Herausforderungen zu meistern, ist es unerlässlich, dass alle Beteiligten – von Lehrern über Eltern bis hin zu politischen Entscheidungsträgern – zusammenarbeiten, um jungen Menschen die nötigen Unterstützungen und Ressourcen zu bieten: Nur so können sie laut Gallup-Studie sicherstellen, dass die nächste Generation gut vorbereitet und motiviert in ihre berufliche Zukunft startet.

„Es liegt in unserer Verantwortung, sicherzustellen, dass Jugendliche Zugang zu den Informationen und Erfahrungen haben, die sie benötigen, um fundierte Entscheidungen über ihre Zukunft zu treffen“, sagt Smith. Die Nutzung von Ressourcen wie dem CFI und die aktive Förderung von Berufserkundungen sind laut Experten der Studie wesentliche Schritte in diese Richtung.

 

Zum Autor:

Farhad Salmanian arbeitet bei den DWN als Online-Redakteur. Er widmet sich den Ressorts Politik und Wirtschaft Deutschlands sowie der EU. Er war bereits unter anderem für die Sender BBC und Radio Free Europe tätig und bringt mehrsprachige Rundfunkexpertise sowie vertiefte Kenntnisse in Analyse, Medienbeobachtung und Recherche mit.


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