Immobilien

Schwankende und widersprüchliche Meldungen vom Immobilienmarkt

Die zahlreichen Meldungen, die aus der Immobilienwirtschaft kommen, sind verwirrend. Wie sieht die allgemeine Lage am Markt aus? Welche Segmente erholen sich allmählich und welche Branchen sind die großen Sorgenkinder?
31.05.2024 13:11
Lesezeit: 2 min
Schwankende und widersprüchliche Meldungen vom Immobilienmarkt
Wird die EZB die Zinsschraube lockern? Eine zentrale Frage in der Immobilienbranche. (Foto: iStock.com/21AERIALS) Foto: 21AERIALS

Es ist fast unmöglich, sich einen klaren Überblick über die aktuelle Lage am gesamten Immobilienmarkt zu machen. Die Meldungen sind verwirrend und manchmal auch widersprüchlich. Wie ist die Situation jetzt eigentlich: Sind wir nun besser oder schlechter dran als vor ein bis zwei Jahren, als der Stress in vielen Teilen des Markts wegen stark steigenden Zinsen und der Konjunkturschwäche enorm hoch war?

In letzter Zeit ist der Ton in den vielen Immobilien-Newslettern, die regelmäßig in die Inbox flattern, ein Tick optimistischer.

Man staunt, dass sich die Stimmung in der krisengeschüttelten Baubranche sogar ein wenig erholt, obwohl die Wohnungsbautätigkeit weiter zurückgeht. So hat sich laut jüngsten Berichten des ifo Instituts das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe das dritte Mal in Folge verbessert aufgrund spürbar weniger pessimistischer Erwartungen. Doch gleichzeitig haben wir es seit dem 13. Mai mit einem bundesweiten Baustreik - zum ersten Mal seit 17 Jahren - zu tun. Auch warnen Bauverbände schon lange, dass die Krise im Wohnungsbau einen Dominoeffekt, und damit massiven Schaden für weite Teile der Wirtschaft auslösen könnte.

Wie passt das zusammen, fragt man sich kopfschüttelnd? Die kurze Antwort: Die allgemeine Lage am Immobilienmarkt ist immer noch sehr angespannt. Ja, es gibt kleine Lichtblicke, aber grundsätzlich bleibt die Sorge um den Markt groß.

Verschiedene und sehr spezifische Markt-Segmente

Natürlich ist es kompliziert und man muss genau zwischen den verschiedenen Segmenten differenzieren: Der Wohnmarkt (Bestand und Neubau), die Miet- und Sozialmärkte, die krisengeschüttelte Baubranche, der Gewerbeimmobilienmarkt (Büros, Einzelhandel, Shopping-Centers, Lager und Logistik, Pflege- und Gesundheitsimmobilien) und noch einige mehr. Die Bedingungen in den verschiedenen Segmenten sind sehr unterschiedlich.

Manche würden sagen, dass die Sorge auf dem Wohnimmobilienmarkt bei Unternehmern und Verbänden deutlich grösser ist als in anderen Branchen wie zum Beispiel in dem Gewerbeimmobilienmarkt – obwohl es dort auch nicht gerade rosig aussieht: Im ersten Quartal des Jahres wurden in Frankfurt kaum noch Objekte gehandelt - ein historischer Tiefstand.

Wohnmarkt: Das Sorgenkind

Doch, wie Marktbeobachter betonen, geht es im Wohnmarkt um die Schicksale und das Eigentum von Familien und das Thema ist daher viel sensibler. Ja, Kaufpreise sind leicht gefallen, aber bislang erst um etwa ein Drittel - zum Beispiel in den Top7-Städten von 49 Prozent auf 30 Prozent. Zinsen sind zwar auch etwas gefallen, aber die EZB hat sich noch nicht bewegt und die Leitzinsen sind immer noch gleichgeblieben. Kein Grund zum Jubeln.

Das wird dann wohl auch nicht genug sein, um viele potenzielle Käufer derzeit zum Immobilienkauf zu bewegen und damit dem Mietmarkt etwas dringend nötige Entlastung zu verschaffen. Denn dort steigen die Mieten immer noch außerordentlich schnell und die Nachfrage übertrifft das Angebot bei Weitem. Allein in Berlin - wo der Ratschlag unter Freunden und Kollegen lautet, unbedingt erst eine Immobilie sichern, bevor man ein Jobangebot annimmt - kann sich ein Drittel aller Berliner Haushalte die Miete nicht leisten, so das Forschungsinstitut Asum. Und auf dem Sozialwohnungsmarkt ist die Zahl der Wohnungen in ganz Deutschland letztes Jahr wieder gesunken.

Normalität? ... nicht in Sicht

Was würde Erleichterung schaffen? Sollte man den Neubau so massiv fördern, damit Kauf- und Mietangebot mehr ausgeglichen wären? Dadurch würden die hohen Baukosten nicht sinken, aber es gäbe zumindest eine kleine Verschnaufpause auf gesellschaftlicher und politischer Ebene.

Auf jeden Fall ist man momentan in guter Gesellschaft, wenn man sich fragt, ob die Wohnkaufpreise nun mehr oder weniger stabil sind, oder doch eher wieder steigen? Fakt ist, der Markt bleibt angespannt. Deswegen: Anschnallen, denn wir wissen mit größerer Sicherheit, dass wir uns noch auf eine holprige Fahrt einstellen müssen!

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Finanzen
Finanzen Wie die Geldentwertung Gold und Bitcoin in den Vordergrund rückt
23.12.2025

Ersparnisse verlieren Jahr für Jahr an Wert. Nicht durch Zufall, sondern durch System. Warum Geldentwertung Gold und Bitcoin immer...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: US-Aktien steuern mit Gewinnen auf das Jahresende zu, Goldpreis erreicht neues Rekordhoch
22.12.2025

Die US-Aktien legten am Montag zu, wobei die drei großen Indizes den dritten Tag in Folge Gewinne verzeichneten. Gold setzte seine Rallye...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Wirtschaft: Fed-Zurückhaltung bremst Wachstum und Aktienmärkte weltweit
22.12.2025

Nach der starken Rally an den Aktienmärkten mehren sich die Zweifel, ob das globale Wachstum ohne neue geldpolitische Impulse tragfähig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundeskartellamt verhängt zehn Millionen Euro Bußgeld
22.12.2025

Zehn Millionen Euro Bußgeld – das klingt nach wenig für Deutschlands oberste Wettbewerbshüter. Tatsächlich ist es ein deutlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Persönliche Daten bei Banken: Was Sie preisgeben müssen - und was nicht
22.12.2025

Bevor Banken Konten, Kredite oder Depots freigeben, sammeln sie umfangreiche Daten. Doch nicht jede Auskunft ist verpflichtend – viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Schaeffler-Aktie vor dem Ausbruch: Zehn Prozent Umsatz aus neuen Geschäften
22.12.2025

Während andere Rüstungsaktien nach ihrer Rally ins Stocken geraten, schiebt sich ein Industriekonzern überraschend nach vorn. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fallender Ölpreis hält Kraftstoffpreise vor den Feiertagen niedrig
22.12.2025

Der Ölpreis ist erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs unter 60 US-Dollar gefallen. Für Verbraucher bedeutet das niedrige...

DWN
Technologie
Technologie Smart Cities: Fluch oder Segen?
22.12.2025

Smart Cities sind längst keine Zukunftsmusik mehr. In Städten wie Grevenbroich testen Sensoren, Kameras und KI das urbane Leben der...