Unternehmen

Lohnplus: IG Metall will sieben Prozent mehr Gehalt für Metall- und Elektroindustrie

Die Gewerkschaft will sich in der anstehenden Tarifrunde vor allem auf mehr Geld konzentrieren. Die Arbeitgeber sehen keinen Spielraum für große Sprünge.
17.06.2024 16:03
Lesezeit: 2 min
Lohnplus: IG Metall will sieben Prozent mehr Gehalt für Metall- und Elektroindustrie
Christiane Benner und ihre Forderungsempfehlung: Die IG Metall informiert nach Beratungen für die anstehende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie. (Foto: dpa) Foto: Andreas Arnold

Die IG Metall will für die etwa 3,9 Millionen Beschäftigten in der deutschen Metall- und Elektroindustrie deutlich mehr Geld fordern. Mit Blick auf ein anhaltend hohes Preisniveau empfiehlt der Vorstand der Gewerkschaft sieben Prozent höhere Entgelte für zwölf Monate, wie die Gewerkschaft am Montag in Frankfurt mitteilte. Die Ausbildungsvergütungen sollen um 170 Euro überproportional angehoben werden.

Verständnis zeigte IG-Metall-Chefin Christiane Benner für die volatile Lage einzelner Unternehmen. Diese dürfe aber nicht über die Solidität der Branche insgesamt und die verbesserten Konjunkturprognosen hinwegtäuschen. "Unsere Tarifpolitik zeichnet Verlässlichkeit und Verantwortung aus", sagte Benner. Mit ihren Forderungen beweise die IG Metall Augenmaß. "Unter der Lage einzelner Firmen dürfen aber nicht alle Beschäftigten der Branche leiden. Für uns zählen die Realitäten in den Betrieben und der Respekt gegenüber den Beschäftigten."

Die Forderung für deutlich mehr Geld begründet der IG-Metall-Vorstand mit der wirtschaftlichen Lage der Branche. "Die Unternehmen verfügen über ein komfortables Auftragspolster, die Beschäftigten müssen ranklotzen." Die Auftragsbücher seien derzeit über einen Monat länger als normal gefüllt. Auch wenn die Inflationsrate sinke, bleibe der Preissockel an den Kassen hoch.

Die Empfehlung ist noch nicht die endgültige Forderung. Diese wird in den kommenden Wochen in den regionalen Tarifkommissionen diskutiert. Anfang Juli will der IG-Metall-Vorstand dann über die endgültige bundeseinheitliche Forderung entscheiden.

Die Entgelttarifverträge für die Beschäftigten in den Kernbranchen der deutschen Industrie, zu denen unter anderem der Fahrzeugbau und der Maschinenbau zählen, laufen zum 30. September des laufenden Jahres aus. Die ersten Verhandlungen finden nach IG-Metall-Angaben bis spätestens 16. September statt, also bis spätestens sechs Wochen vor Ende der Friedenspflicht am 28. Oktober. Warnstreiks wären dann ab dem 29. Oktober möglich.

Benner weist Arbeitgeberposition zurück

Die Arbeitgeber argumentieren, dass die angespannte wirtschaftliche Lage in Deutschland keine großen Lohn- und Gehaltserhöhungen zulasse. Die Arbeitgeber in Baden-Württemberg machten jüngst deutlich, dass sie eigentlich nur eine Nullrunde bei den Löhnen für angemessen halten.

"Eine Forderung über der Zahl Null können wir nur als reine Mitgliederwerbung verstehen, alles andere wäre angesichts der rezessiven Lage völlig unangebracht", zitierte kürzlich die "Stuttgarter Zeitung" den Verhandlungsführer von Südwestmetall, Harald Marquardt. "Jedes Plus bei den Arbeitskosten bedeutet für die Firmen eine zusätzliche Belastung. Investitionen in die Zukunft würden erschwert, der Druck auf die Arbeitsplätze würde wachsen." IG-Metall-Chefin Benner widersprach Marquardts Vorstoß deutlich: "Das ist ein Schlag ins Gesicht der Arbeitnehmer", sagte sie jüngst der "Süddeutschen Zeitung".

Gesamtmetall rechnet mit Produktionsrückgang von mehr als drei Prozent

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall wies zuletzt auf Auftrags- und Produktionsdaten in der Metall- und Elektro-Industrie hin und rechnet im Gesamtjahr mit einem Produktionsrückgang von mehr als drei Prozent. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes ging die Produktion demnach im ersten Quartal des laufenden Jahres um 2,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal zurück. "Die Rezession hat sich in der M+E-Industrie im ersten Quartal ungebremst fortgesetzt", sagte Gesamtmetall-Chefvolkswirt Lars Kroemer unlängst.

Auch der Auftragseingang habe die Talsohle noch nicht erreicht. Im ersten Vierteljahr sanken die Neuaufträge um 3,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Inzwischen seien zwei von fünf Firmen der Metall- und Elektroindustrie von Auftragsmangel betroffen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wenn Maschinen Kunden besser verstehen als Verkäufer
21.10.2025

Künstliche Intelligenz verändert die Art, wie Unternehmen mit ihren Geschäftskunden kommunizieren – radikal und unumkehrbar. Wer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzmärkte aktuell: Wie KI das Wachstum treibt und Europa an Bedeutung gewinnt
21.10.2025

Die Finanzmärkte zeigen derzeit ein komplexes Bild aus Chancen und Unsicherheit. Technologische Innovationen dominieren weiter, während...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zeitarbeit in Deutschland: Schwierige Zeiten stehen bevor
21.10.2025

Die Zeitarbeitsbranche leidet besonders stark unter der schwierigen Wirtschaftslage in Deutschland. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Umsatzflaute in der Gastronomie: Gastgewerbe-Umsätze sinken auch zur Ferienzeit
21.10.2025

Steigende Preise machen Essengehen für viele Menschen zum Luxus. Warum die geplante Mehrwertsteuersenkung wohl nicht zu günstigeren...

DWN
Politik
Politik Fällt die Brandmauer? Sächsische CDU-Heimatunion für pragmatischen Umgang mit AfD
21.10.2025

„Es wäre nicht das erste Mal in der deutschen Geschichte, dass von Sachsen aus eine Mauer eingerissen wird“, meinen mehrere...

DWN
Finanzen
Finanzen ETF oder Fonds oder Aktien: Welche Geldanlage lohnt sich in unsicheren Zeiten?
21.10.2025

Hohe Inflation, schwankende Zinsen und geopolitische Konflikte machen Investoren derzeit das Leben schwer. Ob Privatanleger oder...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirtschaftsstandort: Bürokratie bremst und stresst Unternehmer - auch psychisch
21.10.2025

Die Belastung durch Bürokratie ist für Unternehmen in den letzten Jahren enorm gewachsen – bei vielen ist der Kipppunkt erreicht. Das...

DWN
Politik
Politik Folgen des Klimawandels: UN-Klimachef drückt aufs Tempo
21.10.2025

In wenigen Wochen beginnt in Brasilien die nächste Weltklimakonferenz. UN-Klimachef Simon Stiell hat dazu eine gute und eine schlechte...