Stärkung der Wissenschaft mit 17 neuen Graduiertenkollegs
Deutschland kann nicht mit Rohstoffen punkten, aber bisher mit Wissen und Bildung. Und was es braucht ist eine stärkere Förderkultur, um bei der Spitzenforschung und bei den Schlüsseltechnologien weiterhin mit dabei zu sein. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet ab Herbst 17 neue Graduiertenkollegs (GRK) in Deutschland ein. Die neuen Programme werden mit einer Fördersumme für zunächst fünf Jahren mit 123 Millionen Euro unterstützt. Die Themen reichen von erklärbarer KI in der Medizin über Wasserstoff als Energieträger bis zur Erforschung von Mensch-Umwelt-Systemen.
Mit dabei ist das Aachener Graduiertenkolleg, eines von drei Internationalen Graduiertenkollegs (IGK), die die DFG einrichtet. Die Aachener Universität kooperiert mit dem Tokyo Institut of Technology. Im Fokus der gemeinsamen Forschungsarbeit ist das Thema Wasserstoff als vielversprechender Energieträger. Es wird zur Speicherung erneuerbarer Energie eine wichtige Rolle in der künftigen Energielandschaft einnehmen. Gemeinsam geforscht wird an den Grundlagen für die Herstellung, Speicherung und den Transport sowie die Anwendungen und die Wirtschaft des Wasserstoffs. Die Einrichtung des IKG in diesem Bereich ist sicherlich eine bewusste Entscheidung gewesen. Es trägt dem nationalen Bestreben Rechnung, Deutschland im internationalen Wettbewerb zu einer Vorreiter-Rolle zu verhelfen. Erst im vergangenen Jahr wurde die Wasserstoffstrategie noch einmal forciert. Bis 2030 will die Bundesregierung zehn Gigawatt Elektrolysekapazität aufbauen. Damit sollen 30 bis 50 Prozent des deutschen Wasserstoffbedarfs gedeckt werden. In dem internationalen Graduiertenkolleg forschen zehn Professorinnen und Professoren der RWTH und elf des Tokyo Institute of Technology gemeinsam an wichtigen Aspekten des Wasserstofflebenszyklus in den Bereichen Produktion, Speicherung und Transport, elektrochemische Umwandlung in Brennstoffzellen, Nutzung in Verbrennungsprozessen, Ökobilanzen und Energiesystemanalysen.
Schulterschluss mit ausländischen Einrichtungen bei Forschungsvorhaben
Im Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich wird die TU Dresden die Zusammenhänge von Stoffwechsel- und Infektionskrankheiten erforschen. Nicht zuletzt hat die Coronavirus-Pandemie gezeigt, dass es in diesem Bereich noch weiteren Bedarf an Wechselwirkungsforschung gibt. Ziel ist es, die genauen Mechanismen erkennbar und therapeutisch nutzbar zu machen. Bei der deutsch-indischen IGK geht es hauptsächlich darum, eine neue Generation von Materialien zu entwickeln, die besondere Lumineszenz-Eigenschaften haben. Für Indien hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Als Zielland für indische Studierende platziert sich Deutschland unter den Top 5. Indien ist aktuell das einzige Land, mit dem die deutsche Regierung seit 2011 alle zwei Jahre Regierungskonsultationen abhält. Die thematischen Schwerpunkte der unterstützten bilateralen Forschungsprojekte liegen derzeit bei den Materialwissenschaften, Biotechnologie, Gesundheitsforschung, Nachhaltigkeitsforschung, Produktionstechnologie, Künstliche Intelligenz und der Zukunftsstadt.
Ein weiteres aktuelles Thema, welches im Fokus der Wissenschaft steht, beschäftigt sich mit einer neuen Generation vernetzter technischer Assistenzsysteme für beeinträchtigte Personen. Das GRK „Hearable-zentrierte Assistenz: Vom Sensor zur Teilhabe“ möchte sich der Entwicklung von solchen nah am Ohr liegenden Systemen widmen. Das klassische Hörgerät wird dabei mit Sensoren und externen Geräten vernetzt und zu einem personalisiertem Helfer. Bei der Entwicklung werden neben Betroffene auch Angehörige, Nachbarn und Pflegekräfte miteinbezogen. Technische Assistenzsysteme werden in Zukunft immer wichtiger, um die überlasteten Pflegeeinrichtungen zu entlasten. Auch aus der Robotik und der Neurotechnologie erfolgen aktuell viele Neuentwicklungen. Die Künstliche Intelligenz (KI) spielt bei vielen dieser Neuentwicklungen bereits eine wesentliche Rolle. So auch in einem weiteren Förderprojekt des DFG welches ebenfalls im Medizinbereich angesiedelt ist.
Das GRK „KEMAI – Wissensinfusion und -Extraktion für Erklärbare KI in der Medizin“ hat das Ziel die Vorteile wissens- und lernbasierter Systeme zu kombinieren, um die Genauigkeit medizinischer Diagnosen zu gewährleisten. Es forscht an der Schnittstelle von Informatik, Medizin und Ethik.
Das deutsch-japanische IGK "Energiekonvertierungssysteme: von Materialien zu Bauteilen" und das deutsch-britische IGK "Stochastische Analysis in Interaktion" wurden um eine Förderperiode verlängert.
IGK - Erfolgreiche Wissenschaftlerförderung seit 25 Jahren
Die Graduiertenkollegs haben sich seit ihrem Bestehen bei der Doktorandenausbildung bewährt. Denn neben der thematischen Beschäftigung lernen die Teilnehmer auch Soft Skills wie wissenschaftliches Schreiben, Präsentationen halten oder Zeitmanagement. Auch die Karriereplanung und Inhalte des Projektmanagements lernen die Kollegiaten. Ziel ist es, die Promovierenden auf das spätere berufliche wissenschaftliche Arbeiten intensiv vorzubereiten und ihre wissenschaftliche Arbeit zu unterstützen. In Internationalen Graduiertenkollegs (IGK), die es seit 2005 gibt, verbringen die Doktoranden in der Regel ein halbes Jahr am Partnerinstitut und lernen andere Arbeitskulturen kennen. Einen Platz in der IRTG bekommt nur, wer das anspruchsvolle Verfahren besteht. Denn gefördert werden sollen nur die besten Doktoranden. Insgesamt fördert die DFG aktuell 214 GRK und 26 IGK.
Um die Wichtigkeit für Forschung und Innovation zu unterstreichen hat die DFG eigene Vorschläge für ein Positionspapier veröffentlicht, welches bei der Ausgestaltung des künftigen Forschungsrahmenprogramms der EU (geplante Laufzeit 2028-2034, kurz FP10) Eingang finden sollen. Dafür werden von der DFG zwei neue Instrumente vorgeschlagen. Zum einen sollen Forscher in transnationalen Forschungskonsortien an selbst gewählten Themen nach dem Bottom-up-Prinzip in Zukunft arbeiten können. Zum anderen soll die Durchführung gemeinsamer Ausschreibungen im Rahmen der EU-Partnerschaften flexibler als bisher gestaltet werden. Weitere Vorschläge der DFG umfassen eine Budgetreserve für neue Prioritäten, einen speziellen Interventionsfonds zur Unterstützung geflüchteter Forscher und eine gezieltere Integration adäquater Rahmenbedingungen für die Forschung in FP10.